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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage
Autoren: Dana Kilborne
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der beiden Parteien unterstützten. Die Bruderschaft der letzten Tage stand eindeutig auf der Seite der „Guten“. Sie beschützten angeblich eine alte Reliquie, die, sollte sie in die Hände der „Bösen“ geraten, über das Schicksal der Welt entscheiden könnte.
    Grazia glaubte diesen ganzen Unsinn natürlich nicht, aber es gab sicher andere, die das sehr wohl taten. Zum einen die Mitglieder des Geheimbundes, der ganz offensichtlich tatsächlich existierte – und mindestens eine weitere Person, die auf genau diese Männer die Jagd eröffnet zu haben schien.
    Doch von all dem wollte Tozzi nichts hören – und genau deshalb war es auch besser, diese Diskussion nicht weiter fortzusetzen. Ehe sie noch etwas sagte, was sie später bereuen würde.
    Brüsk wandte sie sich ab und marschierte durch den strömenden Regen auf das Friedhofsportal zu.
    „Ich erwarte Ihren Bericht morgen früh um Punkt acht auf meinem Schreibtisch“, bellte Tozzi ihr aufgebracht hinterher. „Und wehe, ich stoße darin auf irgendwelche haarsträubenden Spekulationen!“
    Grazia drehte sich nicht einmal um.
    Als sie außerhalb von Tozzis Sichtweite war, beschleunigte sie ihre Schritte. Ein paar Streifenbeamte blickten ihr neugierig nach, doch sie kümmerte sich nicht darum. Hastig duckte sie sich unter dem Absperrband hindurch und eilte auf ihren Wagen zu. Sie wollte nur noch weg und versuchen, einen klaren Kopf zu bekommen.
    Und sich selbst die Frage beantworten, warum sie den mysteriösen Fremden mit der Narbe Tozzi gegenüber mit keinem Wort erwähnt hatte.
    Grazia stieg in ihren rostroten Fiat Cinquecento, lehnte sich im Sitz zurück und schloss für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, zuckte sie erschrocken zusammen.
    Ein Mann hockte direkt vor ihr auf der Motorhaube ihres Wagens. Und zwar nicht irgendein Mann – sondern der mysteriöse Fremde. Er saß einfach nur da und starrte sie aus seinen eisblauen Augen an. Wieder fiel Grazia auf, wie wunderschön sein Gesicht war. Aufregt klopfte ihr Herz gegen ihre Rippen.
    Wer bist du? Und was willst du von mir?
    Sie kniff die Augen zusammen, und als sie die Augen nur eine Sekunde später wieder aufschlug, war er verschwunden.
    Als hätte der Wind ihn davongetragen.
    Grazia war so in Gedanken versunken, dass sie beinahe die Ausfahrt verpasst hätte. Im letzten Moment scherte sie auf die rechte Spur aus, was ihren Hintermann zu einem wütenden Hupkonzert veranlasste. Sie bog auf die Viale dei Quattro Ventiab, der sie folgte, bis sie eine kleine Seitenstraße erreichte.
    Die schmalen verwinkelten Gassen des Viertels Trastevere, in dem sich ihre Wohnung befand, waren nicht sehr stark befahren. Alles andere wäre, angesichts der Tatsache, dass hier kaum zwei Wagen nebeneinander fahren konnten, fatal gewesen. Trotzdem blickte sie immer wieder in den Rückspiegel ihres Fiats, denn sie wurde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Doch die Straße hinter ihr lag verlassen da. Hier konnte ihr beim besten Willen niemand unbemerkt folgen. Sicher waren nur die Nerven mit ihr durchgegangen.
    Ist es denn ein Wunder, dass du anfängst, Gespenster zu sehen?
    Endlich erreichte sie ihr Ziel. Der enge Hinterhof bot kaum ausreichend Platz für zwei Autos, was den Hauseigentümer aber nicht davon abhielt, insgesamt vier Parkplätze zu vermieten. Grazia würde sich hüten, sich bei ihm deswegen zu beschweren. Sie konnte von Glück reden, dass sie diesen Stellplatz überhaupt ergattert hatte. Noch vor zwei Monaten hatte sie ihren Wagen so weit entfernt von ihrer Wohnung parken müssen, dass sie schon fast mit dem Bus hätte dorthin fahren können.
    Es goss noch immer in Strömen, als sie ein paar Minuten später aus dem Fiat stieg und sich ihre Tasche umhängte. Rasch durchquerte sie den Hof, der mit einer einzelnen flackernden Glühlampe nur spärlich beleuchtet war. Der Gang, über den sie wieder zurück auf die Straße gelangte, lag vollkommen im Dunkeln. Trotzdem fürchtete Grazia sich nicht. Sie war umgeben von vertrauten Geräuschen.
    Da war der Regen, der auf dem Metalldeckel der überquellenden Mülltonne trommelte. Irgendwo in der Nähe scharrte eine Katze auf der Suche nach Essensresten im Abfall, und eine Ratte quiekte schrill.
    Plötzlich hörte Grazia Schritte hinter sich! Alarmiert ging sie schneller – und ihr Verfolger tat es ihr gleich.
    Hektisch warf sie einen Blick über die Schulter, doch es war zu finster, um etwas ausmachen zu können. Einmal glaubte sie einen
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