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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht
Autoren: Andrea Fazioli
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»Eins nach dem andern! Im Grunde geht es bloß darum, eine Bank auszurauben, oder?«
    An dieses Gespräch sollte Lina später noch oft denken. Der Gorilla, der sich geschliffen wie ein Professor ausdrückte, Matteos glänzende Augen, Alkohol- und Schweißgeruch, Dance Music aus den Lautsprechern. Eine Bank ausrauben! Die Worte schienen wie aus einem Film.
    Obwohl … obwohl Matteos Idee vielleicht gar nicht so übel war. Wie oft hatte Lina ihren Vater gebeten, ihr von seinen Aktivitäten zu erzählen? Aber er hatte sich immer geweigert, immer. Bis er sich in die Provence zurückgezogen hatte, um Salat anzubauen. Und reich war er garantiert nicht geworden.
    Matteo wollte dagegen mit ihr zusammenarbeiten.
    Und er wollte sie entführen.
    »Überleg es dir gut, Lina, es ist der einzige Weg, um deinen Vater rumzukriegen. Ohne ihn können wir uns keinen Zugang ins Computersystem verschaffen. Außerdem brauchen wir jemanden, der in der Lage ist, alles zu organisieren.«
    »Aber könnte ich ihn nicht einfach fragen, ob er uns behilflich ist?«
    »Und was meinst du, würde er wohl antworten?«
    In der Tat hätte sich Jean Salviati nie darauf eingelassen, wieder zu seinem alten Leben zurückzukehren. Aber wenn Forster ihm steckte, dass er seine hochverschuldete Tochter in der Gewalt hatte … und ihn dann nach Informationen für einen Raubüberfall fragen würde …
    »Um ehrlich zu sein«, stellte Elton klar, »geht es nicht nur um Informationen, sondern um die Ausführung des Überfalls selbst.«
    Inmitten des Lärms und der Farben des Lido wirkten Eltons und Matteos Worte fehl am Platz. Aber Lina war sofort klar, dass sie es ernst meinten. Sie schob das Martiniglas weit von sich, wandte sich um und sah auf den See hinaus, um in der Dunkelheit Trost zu suchen. Sie wollten eine Entführung inszenieren, damit ihr Vater Geld beschaffte. Die Beute würden sie teilen. Und sie? Sie wäre endlich schuldenfrei.
    »Und vielleicht«, meinte Matteo mit einem Augenzwinkern, »verdienst du auch was dabei!«
    »Vielleicht?«
    »Na ja, hängt davon ab, wie viel dabei rumkommt…«
    »Und natürlich hängt es auch von der Tatsache ab«, Elton hüstelte kurz, »dass Signor Forster eine rasche Begleichung der Schulden wünscht.«
    Lina wusste, dass sich ihr Vater ein Bein für sie ausreißen würde. Aber er würde sich nicht auf einen Überfall einlassen, niemals. Nicht mehr.
    Wenn also nichts übrig blieb als ihn zu täuschen …
    »Natürlich«, fügte Elton hinzu, »muss die Entscheidung mit einer gewissen Eile gefällt werden.«
    Zum Schluss würde sie ihm alles gestehen. Sie könnten zusammen darüber lachen. Vielleicht würde das Täuschungsmanöver sogar dazu beitragen, dass sie sich wieder näherkamen. Wie ein Spiel. Eine außergewöhnliche Idee, ein Trick, um aus ihren Schwierigkeiten herauszukommen.
    Aber wenn ihr Vater es mit der Angst bekäme? Wenn er zur Polizei ginge? Ach was, nein, zumindest das war ausgeschlossen.
    Lina versuchte, in aller Eile das Für und Wider abzuwägen.
    »Aber auch für meinen Vater muss etwas rausspringen!«
    »Sehen Sie, Fräulein Salviati«, sagte Elton, »für Ihren Vater springt dabei heraus, dass die Schulden seiner Tochter beglichen werden. Wenn die geraubte Summe natürlich beträchtlich ist, könnte eventuell noch ein Anteil hinzugefügt werden.«
    »Aber wie kann ich mich darauf verlassen?«
    »Man muss sich vertrauen«, sagte Matteo, »wir müssen uns alle gegenseitig vertrauen. Wir können auch einen Vertrag aufsetzen, wenn du magst, aber was hätte das für einen Wert?«
    »Keinen«, erwiderte Elton.
    »Man muss sich vertrauen«, wiederholte Matteo, »sonst funktioniert die ganze Sache nicht.«
    Lina zog die Augenbrauen hoch.
    »Und sollten wir das Risiko eingehen?«
    »Vor allem braucht man Mut«, rief Matteo. »Und Vertrauen. Wenn wir zusammenhalten, können wir es schaffen … und glaub mir, Lina, ich rede von einem echten Coup, von einem, den sie im Fernsehen bringen!«
    Lina glaubte ihm. Sie hatte ohnehin keine andere Wahl. Aber sie würde wachsam bleiben. Mut und Vertrauen waren bloße Worte, und Lina wusste, dass Worte, sobald Geld ins Spiel kam, rasch verflogen.
    Elton verabschiedete sich betont höflich und verschwand.
    Lina fragte Matteo nach weiteren Einzelheiten zu seinen Bankinformationen, aber er wollte das Thema wechseln. Mit einem Schlag war er ein ganz normaler junger Mann im Taumel eines Samstagabends. Schnell brachte er sie dazu, über andere Dinge zu reden.
    »Wir haben
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