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Die Legenden der Vaeter

Die Legenden der Vaeter

Titel: Die Legenden der Vaeter
Autoren: Kolja Mensing
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dann sieht er mich an: »Dein Großvater ist gestorben.« Meine Mutter steht immer noch neben ihm. Sie berührt meinen Vater leicht an der Schulter. »Er war schon lange krank«, sagt sie.
    Mein Vater greift zur Zeitung, wie jeden Mittag, meine Mutter schenkt Kaffee ein. Ich gehe auf mein Zimmer, |233| schalte den Radiorekorder ein, der neben meinem Bett auf dem Nachttisch steht, und beginne mit den Hausaufgaben, Mathematik, ein Aufsatz in Deutsch, englische Vokabeln. Mein Schreibtisch steht am Fenster. Wenn ich hinausschaue, sehe ich auf den Wendehammer am Ende der Spielstraße, auf Vorgärten mit gestutzten Taxushecken, auf säuberlich verputzte Klinkerfassaden, gepflegte Rasenflächen und selbstgebaute Car-Ports, an deren Holzpfeilern Glyzinien ranken. Es ist ein grauer Tag, Regen fällt, und ich verwende keinen weiteren Gedanken auf meinen Großvater Józef Koźlik, der an diesem Freitag, dem 9. November 1984, um ein Uhr morgens im Alter von neunundfünfzig Jahren in einem Krankenhaus am anderen Ende der Welt an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben ist.

|234| Dank
    Viele Bücher sind in diesem Buch aufgegangen. Besonders erwähnen möchte ich Jan Rydels geschichtswissenschaftliche Arbeit »Die polnische Besatzung im Emsland. 1945 bis 1948«, erschienen im fibre Verlag, Osnabrück 2003. Dem Autor bin ich darüber hinaus für seine geduldige Hilfe zu persönlichem Dank verpflichtet. Jochen Böhler danke ich für großzügige Einblicke in sein privates Archiv und Jerzy Kochanowski für die Hinweise zur Geschichte der Grenze zwischen Polen und der DDR.
     
    K. M.

Informationen zum Buch
    Drei Generationen. Eine Lebensgeschichte
     
    1946 wird im Nordwesten Deutschlands ein Kind geboren. Der Vater ist Pole, Soldat der Besatzungstruppen, die Mutter eine Deutsche. Die Liebe scheitert. Das Kind wächst heran, ohne den Vater, der in seine Heimat zurückgekehrt ist, je kennenzulernen. Viele Jahre später macht sich Kolja Mensing, der Enkel jenes polnischen Soldaten, auf die Suche nach einem Phantom.
     
    Der Journalist Kolja Mensing erzählt diese Suche suggestiv und anschaulich wie einen Roman. Von der vorsichtigen Annäherung dreier Generationen, die durch die historischen Verwerfungen des 20. Jahrhundert von einander getrennt wurden, aber auch davon, wie Erinnerungen in Familien weitergegeben und dabei wie von selbst zu Literatur werden.

Informationen zum Autor
    KOLJA MENSING , 1971 in Oldenburg, Niedersachsen, Studium der Politikwissenschaft und Geschichte. Lebt in Berlin und arbeitet als Redakteur für „Deutschlandradio Kultur“. Für den „Tagesspiegel“ schreibt er regelmäßig die Krimikolumne „Verbrecherjagd“.
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