Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Titel: Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
jeweils einem Älteren zuzuweisen, aber er hatte schnell eingesehen, dass sie am besten zu zweit funktionierten. Meistens wusste jeder genau, was der andere gerade dachte, ohne dass sie lange darüber reden mussten, und der eine konnte die Sätze des anderen fortsetzen, als sprächen sie mit einer einzigen Stimme.
    Sie waren schon so lange zusammen, dass es ausgeschlossen schien, sie jemals zu trennen.
    »Sie gehen zurück in die Berge«, stellte Prue fest. Sie strich eine Strähne ihres flammend roten Haares zurück und schob es unter ihre Mütze. »Glaubst du, es könnte sich um Koden handeln?«
    Die großen Bären lebten einsam und zurückgezogen in großen Höhen, ließen sich ab und an mal bei den Jägern und Fallenstellern sehen, drangen jedoch fast nie bis in die Nähe der Siedlungen vor. Es stimmte: Koden waren groß und stark genug, um zwei unvorsichtige Fährtenleser zu töten, das war Panterra bereits klar.
    Aber an der Sache war etwas faul. »Koden jagen niemals paarweise«, erklärte er. »Ebenso wenig würden sie ihre Beute derartig zurichten. Sie töten nur, um zu fressen oder um ihre Jungen zu beschützen. Es gab aber weder Spuren junger Koden noch einen Anlass zu einem solchen Ausbruch von Gewalt. Falls sie nicht von irgendeiner Krankheit verrückt geworden und zufällig am Lagerfeuer auf die beiden gestoßen sind, ergibt das alles keinen Sinn.«
    Prue schwieg für eine Minute, während ihr Atem Wölkchen in der Luft bildete. Der weiche Schnee dämpfte das Geräusch ihrer Schritte. »Aber welche Kreatur sonst könnte so etwas anrichten?«
    Er antwortete mit einem Kopfschütteln. Er wusste es nicht. Als er zu ihr hinüberschaute, sah er die Entschlossenheit, die ihr jetzt ins Gesicht geschrieben stand. Sie waren so verschieden, Prue und er. Obwohl sie Fähigkeiten teilten, die sie enger miteinander verbanden als Geschwister, waren sie dennoch auf anderen Gebieten diametral entgegengesetzt. Er war groß, breitschultrig und sehr viel stärker, als er aussah. Sie war ein Hänfling, fast zerbrechlich… obwohl sie sehr hart und zäh sein konnte, wenn es nötig war. Sie ging alles sehr emotional an, er dagegen hielt seine Gefühle aus fast allem heraus, war ein kühler Kopf, systematisch und planvoll. Er ließ Vorsicht walten, während sie spontan reagierte. Er berechnete seine Schritte im Voraus, während sie es vorzog, den Moment zu leben.
    Er hätte noch mehr Unterschiede auflisten können, anderes, worin sie sich voneinander unterschieden; aber in Wahrheit gab es mehr, worin sie sich glichen, als Dinge, die sie voneinander trennte. Sie beide liebten das Leben außerhalb der vier Wände, das Forschen und Entdecken. Sie fanden sich gut in der Wildnis zurecht und vermochten aus allem, was sich ihnen bot, Werkzeuge und Behausungen zu bauen. Sie waren Athleten und konnten mit Waffen umgehen. Und sie waren sich auch in der Beurteilung der Veränderungen einig, die hier in ihrer Welt im Tal vor sich gingen. Einst vereint, hatten sich die Geretteten in Gruppen aufgespalten, die nicht mehr viel miteinander zu tun hatten und teilweise unverhohlen feindselig jenen gegenüberstanden, die nicht so waren wie sie.
    Einig waren sich Pan und Prue auch, was denjenigen betraf, der Hawk genannt wurde und der ihr Volk vor fünfhundert Jahren hergebracht hatte; das Gleiche galt für jene, die sich selbst seine Kinder nannten.
    Vor ihnen, zwischen einer Reihe lichter werdender Bäume, wurde die Blutspur wieder deutlicher. Sie hatte sich abgeschwächt, je weiter sie sich vom Schauplatz der Morde entfernt hatten. Pan verlangsamte das Tempo, versuchte zu verstehen, was er sah, und spähte suchend in die Schatten, ob er dort vielleicht die Kreaturen ausmachen konnte, die sie verfolgten. Doch weder im Gelände noch zwischen den Bäumen und Felsen bewegte sich etwas.
    Die Stille war nahezu ohrenbetäubend.
    »Nimmst du irgendetwas wahr?«, fragte er Prue.
    »Nichts, was ich nicht schon vorher gespürt hätte.« Sie wandte ihm ihr Gesicht zu. Die Züge unter ihrer Mütze verrieten ihre Anspannung. »Diese Flecken da vorn… ist es das, was ich glaube?«
    Er zog es vor, nicht zu antworten. »Warte hier«, bat er sie. Er hastete zu den Überbleibseln, ebenso überzeugt wie sie, dass es sich um Blut handelte. Als er jedoch näher kam, sah er auch Knochen herumliegen, Fleischfetzen und zerrissene Kleidung. Und etwas abseits lag ein Teil von einem Kopf.
    Prue, die leise wie ein Schatten zu ihm hinübergekommen war, übergab sich auf der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher