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Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01

Titel: Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
Autoren: Terry Brooks
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ihrem Schutz in dieses Tal gebracht hatte. Sie würden sich schlicht weigern, auch nur einen Gedanken an ein Verschwinden des Nebels zu verschwenden, solange das nicht mit der Rückkehr ihres Beschützers verbunden war. Sie glaubten felsenfest an die Prophezeiung, dass diese Nebelwand so lange Bestand hatte, bis es sicher war, das Tal zu verlassen, und dass Hawk zurückkehren würde, um sie hinauszuführen. Jede andere Vorstellung hätten sie zu Ketzerei erklärt und bekämpft, selbst wenn sie die Tatsachen mit eigenen Augen gesehen hätten. Nichts würde sie umstimmen, egal was man sagte, da all ihr Sinnen und Trachten so fest in ihrem Glauben verwurzelt war. Ihr Glaube an das Unsichtbare sowie der Umstand, dass ihre Überzeugungen lediglich auf ihrem Glauben beruhten, ließen nichts anderes zu.
    Trotzdem musste er es versuchen. Wenn er es nicht tat, dann tat es keiner.
    Aus reiner Gewohnheit warf er einen Blick den Hang hinab, als ihm einfiel, dass sich der Seraph, der Anführer der Kinder des Hawk, in Glensk Wood niedergelassen hatte. Wie ironisch wäre es wohl, wenn diese Kreaturen von der äußeren Welt bis zu seiner Gemeinschaft vordrängen und sich ihnen zeigen würden? Ob die Sektenmitglieder ihm dann wohl glaubten?
    Eine plötzliche Aufwallung überflutete ihn mit bittersüßen Erinnerungen, die sich jedoch rasch wie Morgennebel auflösten.
    Während die Stunden verstrichen, klarte es auf. Die Sonne brach durch die Wolken und erwärmte die Luft. Der Dunst hielt sich in den Höhen, fing sich an Gipfeln und nistete sich in die Hohlwege ein, und die Schatten zogen sich in dunkle Niederungen tief in den Wäldern zurück. Weil die Kreaturen inzwischen die Schneefelder hinter sich gelassen hatten, konnte sie der Graue nicht mehr so einfach verfolgen. Dennoch hinterließen sie hier und da ihren Geruch oder kleine Spuren auf dem Weg, die es jemandem mit seinen Fähigkeiten ermöglichten, ihnen zu folgen. Sie schienen kein bestimmtes Ziel und keinen Plan zu haben, sondern streiften ziellos umher. Auf der Suche nach Nahrung zweifellos. Nach etwas, das sie töten konnten.
    Inzwischen war er zur festen Überzeugung gelangt, dass sie mindestens vierundzwanzig Stunden Vorsprung hatten. Für Kreaturen ihrer Größe war diese Zeit zu lang, als dass sie ohne Nahrung hätten auskommen können. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass sie etwas gefressen hatten, das nicht auf zwei Beinen ging, und das war schon viel verlangt. Fallensteller und Jäger durchstreiften das ganze Jahr über diese Hügel auf der Suche nach Wild. Ein paar von ihnen hatten sich in Hütten an der Schneegrenze niedergelassen, und etliche hatten ihre Familien mitgebracht. Es waren harte und erfahrene Männer und Frauen, aber den Kreaturen, die er jetzt verfolgte, hatten sie nichts entgegenzusetzen.
    Dass dies gerade jetzt geschah, dass die Barriere so plötzlich zusammenbrach, frustrierte ihn. Es hätte wenigstens eine kleine Warnung geben können, einen winzigen Hinweis, dass sich eine Veränderung anbahnte. Predigte der Seraph so etwas nicht ständig? Aber hierauf war niemand vorbereitet, und keiner würde wissen, was zu tun war. Nicht einmal er selbst, wie er sich eingestehen musste. Wie bereitet man sich auf die Invasion durch eine Welt vor, vor der man geflohen ist, weil sie zu monströs war? Wie soll man sich darauf vorbereiten, dass all jenes endet, von dem man glaubte, es wäre von unendlicher Dauer?
    Er lächelte grimmig. Zu schade, dass er seine Vorfahren nicht fragen konnte– jene wenigen Glücklichen, denen es gelungen war, die Schrecken der Großen Kriege zu überleben, obwohl es so ausgesehen hatte, als wäre Überleben unmöglich. Sie hätten es gewusst.
    Der Boden vor ihm war von der Sonne aufgeweicht worden, und in den höheren Lagen schmolz Schnee und rann in Dutzenden von kleinen Bächen talwärts. Als er weiterging, suchte der Graue sorgfältig den Boden nach Spuren ab, die ihm hätten verraten können, ob seine Beute vorbeigekommen war. Die Fährte war jetzt nicht mehr so leicht zu erkennen, sie verschwand im Lauf der Zeit, nicht zuletzt wegen der Temperaturveränderung. Während er zwischen den Bäumen hindurchging, lauschte er dem Gesang der Vögel und den Geräuschen der kleinen Tiere ringsum. Sie würden sich anders verhalten, wenn Gefahr drohte, das wusste er. Er hatte die Spur der Eindringlinge nicht verloren, sondern lediglich den Abstand zu ihnen nicht verringern können. Im Moment bewegten sich diese Kreaturen schneller vorwärts
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