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Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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junge Schleiereulerich hatte auf einem Ast Wache gehalten.
    „Cuthbert?“
    „Ja bitte, Euer Majestät?“
    „Hat Joss sich noch nicht blicken lassen?“
    „Nein, Euer Majestät.“
    „Danke. Gib mir sofort Bescheid, wenn du ihn siehst.“
    „Jawohl, Euer Majestät.“
    Hoole war beunruhigt. Joss hätte längst wieder da sein müssen. Der Kreischeulerich war ein erfahrener Bote, der schon Hooles Vater, König H’rath, gedient hatte. Damals war Joss regelmäßig in die Hinterlande geflogen und hatte Gränk mit Neuigkeiten aus N’yrthgar versorgt. Jetzt hatte Hoole ihn als Kundschafter in den Norden geschickt. Joss sollte Arrin ausspionieren. Sammelte der Verräter ein neues Heer um sich? Und was trieben die Dämonen?
    Hoole ärgerte sich über sich selbst, dass er Joss nicht zuerst nach S’yrthgar geschickt hatte. Wenn die Dämonen in den Süden vordringen würden, wäre das eine Katastrophe.
    Das war wirklich dumm von mir. Ich muss noch lernen, wie ein Feldherr zu denken. Auch das macht einen guten König aus.

Das Wort „Parlament“ hatte Hoole ebenfalls vorher nicht gekannt. Gränk hatte ihm erklärt, dass ein Parlament eine Gruppe von Eulen war, die sich miteinander berieten und gemeinsam Entscheidungen trafen. Daraufhin hatte Hoole eine geräumige Höhle am Fuß des Baumes zum Parlamentssaal bestimmt.
    Hoole mitgezählt, bestand die Versammlung aus elf Eulen. Sie saßen im Halbkreis in den Nischen der Höhlenwand. Hoole hatte den Platz in der Mitte. Manche der Versammelten, zum Beispiel Phineas, Theo und Gränk, kannte er schon lange. Andere Parlamentsmitglieder gehörten dem Eisregiment an. Sie hatte er erst bei der Schlacht an der Bucht kennengelernt. Ihr Anführer war Fürst Rathnik, ein enger Vertrauter von Hooles Vater. Rathnik war ein erfahrener Krieger und altgedienter Ritter. Er hatte auch Hoole zum Ritter geschlagen. Die Ritterwürde bedeutete Hoole weit mehr als sein Königstitel. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte der Baum auch nicht „Ga’Hoole-Baum“ geheißen, sondern einfach „der Große Baum“.
    Rechts neben Hoole saß Gränk, dann kamen Theo und Phineas. Auf Hooles linker Seite hatte Rathnik Platz genommen. In den Nischen neben ihm saßen der Schnee-Eulerich Garthnor und seine Gefährtin Hella. Außerdem waren noch der Sperbereulerich Tobyfor, abgekürzt Toby, der Kreischeulerich Fürst Vladkin, der Schleiereulerich Bors und die Fleckenkäuzin Strix Strumajen anwesend.
    Hoole ahnte, was sie alle dachten: Wo ist die Glut?
    Für die anderen Eulen war die Glut ein Zeichen von Hooles Königswürde. Die Parlamentsmitglieder zeigten ihre Beunruhigung zwar nicht offen, schauten sich aber immer wieder verstohlen um.
    Schließlich fasste sich Garthnor ein Herz. „Ähem … Euer Gnaden … ist der Glut etwas zugestoßen?“
    „Keine Sorge. Sie liegt unversehrt in ihrem Behälter und wird von zwei Posten bewacht.“
    „Ist das wirklich klug?“, fragte Vladkin.
    „Warum? Glaubst du, jemand könnte sie stehlen?“
    „Das nicht. Aber die Glut verleiht Euch die Macht, unser alleiniger Herrscher zu sein, dem wir uns alle beugen.“
    Gränk beobachtete seinen Neffen gespannt. Was wird er darauf erwidern?
    „Nun, ich sehe das etwas anders“, erwiderte Hoole. „Deshalb habe ich euch heute hier zusammengerufen. Ich will nämlich kein Alleinherrscher sein.“
    Ein Murren ging durch die Versammelten. „Ruhe bitte!“, rief Hoole. Er hob einen Ast auf und pochte damit an die Höhlenwand.
    „Hört mir doch erst mal zu! Ich bin und bleibe ja euer König. Aber meine Macht beruht nicht ausschließlich auf der Glut. Das wäre verhängnisvoll.“
    „Warum?“, übertönte Garthnor den allgemeinen Aufruhr.
    „Ja, warum?“, schlossen sich ihm die anderen Eulen an.
    „Seid endlich still und lasst ihn ausreden“, rief Strix Strumajen energisch. Sie hatte nicht in den Lärm eingestimmt, sondern saß still da und ließ Hoole nicht aus den Augen.
    „Die Glut besitzt große Macht. In den falschen Fängen kann sie verheerendes Unheil anrichten. Ich werde tun, was ich kann, um das zu verhindern. Aber die Macht der Glut beruht auf Magie. Das ist immer gefährlich.“
    „Wenn Ihr diese Magie umsichtig einsetzt, Euer Gnaden, was soll dann daran gefährlich sein?“, warf Hella ein. Von den anderen Eulen kam zustimmendes Raunen.
    „Zum Beispiel, dass ihr euch so bereitwillig jemandem unterordnet, der diese Art Macht besitzt! Macht ist wie ein Baum. Nur ein Baum mit gesundem Wurzelwerk kann wachsen
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