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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen
Autoren: Brenda Joyce
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ist.“
      Blanche sah sie nur an und errötete nicht einmal, da sie an solche Bemerkungen gewöhnt war. „Bess.“
      „Mit dem richtigen Ehemann wirst du glücklich werden, Liebes, vertrau mir. Wer weiß? Deine Gleichgültigkeit all jenem gegenüber, was dir das Leben zu bieten hat, könnte sich in Luft auflösen.“
      Blanche musste lächeln, aber sie schüttelte den Kopf. „Das wäre ein Wunder.“
      „Eine gehörige Portion Leidenschaft kann wahre Wunder bewirken!“ Bess wurde ernst. „Ich versuche dich aufzuheitern. Felicia und ich werden dir bei der Entscheidung helfen, außer natürlich, es geschieht tatsächlich ein Wunder und du verliebst dich.“
      „Wir wissen beide, dass das nicht passieren wird. Bess, sieh mich nicht so finster an. Ich habe ein beinahe perfektes Leben gehabt. Mir ist so viel zuteilgeworden.“
      Bess schüttelte den Kopf und war jetzt ebenso verärgert, wie sie eben noch glücklich gewesen war. „Sag niemals nie! Auch wenn du noch nie verliebt gewesen bist, gebe ich die Hoffnung nicht auf. Ach, Blanche, du ahnst ja nicht, was dir entgeht! Ich weiß, du glaubst, dass dein Leben perfekt gewesen ist, bis Harrington starb, aber ich weiß es besser. Du bist wie eine einsame Insel … der einsamste Mensch, den ich kenne.“
      Blanche erstarrte. „Bess, dieser Tag ist schon schwierig genug, mit all den Bewerbern, die vor meiner Tür warten.“
      „Ehe Harrington starb, warst du allein, und jetzt bist du noch einsamer. Ich hasse es, dich so zu sehen, und ich glaube, dass eine Ehe und Kinder das ändern werden.“ Bess ließ sich jetzt durch nichts mehr aufhalten.
      Blanche wollte leugnen, aber die Freundin hatte recht. Wie viele Besuche sie auch machte, wie viele sie auch empfing, wie viele Partys sie gab, auf wie viele Bälle sie ging – sie war anders, und sie wusste es nur zu gut. Tatsächlich fühlte sie sich stets abgesondert und den anderen entfremdet.
      „Bess, es macht mir nichts aus, allein zu sein.“ Das stimmte. „Ich weiß, du kannst das nicht verstehen. Um ehrlich zu sein, fürchte ich, immer noch allein zu sein, wenn ich heirate. Im Geiste.“
      „Wenn du Kinder hast, wirst du nicht allein sein.“
      Blanche lächelte. „Ein Kind wäre schön.“ Bess hatte zwei Kinder, die sie anhimmelte – trotz ihrer Affären war sie eine wunderbare Mutter. „Auch wenn du die Vorstellung hast, mich mit einem gut aussehenden jungen Burschen zusammenzubringen, so möchte ich jemanden, der etwas älter ist. In mittlerem Alter vielleicht. Er muss freundlich sein und einen starken Charakter haben. Ein echter Gentleman eben.“
      „Natürlich möchtest du einen älteren Mann, der dich schrecklich verwöhnen soll – und der den Platz deines Vaters einnimmt.“ Bess seufzte. „Aber du kannst deinen Vater nicht ersetzen, Blanche. Dein Mann muss jung und attraktiv sein. Nun, da wir das geklärt haben – darf ich unter denen wählen, die du verschmähst?“
      Blanche lachte leise bei diesem Gedanken. Sie wusste, dass Bess wirklich unter ihren mehr als zweihundert Verehrern einen neuen Liebhaber finden wollte.
      „Natürlich.“ Blanche verlor sich in ihren Gedanken, und ein Bild erschien vor ihrem geistigen Auge. Einer der Junggesellen, die infrage kämen, hatte nicht bei ihr vorgesprochen. Er hatte ihr vor sechs Monaten nicht einmal sein Beileid ausgedrückt.
      Blanche wollte nicht weiter darüber nachdenken. Und zum Glück eilte in diesem Augenblick ihre andere beste Freundin herein. Felicia hatte kürzlich zum dritten Mal geheiratet, nachdem ihr letzter Gemahl, ein junger, gut aussehender und sehr kühner Reiter, bei einem gefährlichen Sprung über den Zaun ums Leben gekommen war. „Jamieson öffnet die vorderen Türen, meine Lieben!“, rief sie lächelnd. „Oh, Blanche, ich bin so froh, dich endlich ohne dieses schreckliche Schwarz zu sehen. Das Taubengrau steht dir so viel besser.“
      Und Blanche hörte Dutzende von männlichen Stimmen und Schritten. Die Horde der Verehrer war eingetroffen.
     
    Blanche lächelte höflich über Felicias Scherz, ohne ihn wirklich gehört zu haben. Sofort war sie von sechs jungen Männern umringt, und einundfünfzig weitere strömten in den Salon, sodass bald kein Platz mehr frei war. Mit den meisten, die vorgesprochen hatten, war sie bereits bekannt – viele Jahre lang war sie schon Harringtons Dame des Hauses gewesen. Aber in diesem Moment fühlte sie sich erschöpfter als je zuvor in
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