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Die Kunst, anders zu leben

Die Kunst, anders zu leben

Titel: Die Kunst, anders zu leben
Autoren: Chris Guillebeau
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meine Lebensweise in diesen vier Jahren haben bei mir einen tiefen Wandlungsprozess in Gang gesetzt. Ich arbeitete mit Flüchtlingen, Warlords und Präsidenten und kam bei meinen Verhandlungen im Auftrag der ärztlichen Hilfsorganisation, der das Schiff gehörte, in ganz Westafrika herum. Obwohl ich unentgeltlich arbeitete, war das für mich der beste Job der Welt und lieferte mir eine solidere Wissensgrundlage für mein späteres Leben als jedes Studium.
    Den besten Job der Welt sollte man aufgeben, kurz bevor man genug davon hat. Mit der bewundernswerten Ausnahme von Gary Parker, dem Chirurgen, von dem ich damals im Internet gelesen hatte, wurden viele meiner Bekannten, die jahrelang in ehemaligen Konfliktländern arbeiteten, dadurch mit der Zeit zynisch und verbittert. Das kann ich ihnen zwar nicht verübeln – Arbeit in Kriegsgebieten ist nun mal kein Zuckerlecken –, aber ich wollte nicht, dass mir das auch passierte. Nach vier Jahren merkte ich, wie meine Begeisterung für meine Tätigkeit allmählich nachließ, und ich hatte keine Lust, dem Club der Zyniker beizutreten.
    Also kehrten Jolie und ich in die USA zurück und begannen uns in Seattle, Washington ein neues Leben aufzubauen. Ich fing an zu studieren, arbeitete außerdem Vollzeit für einen neu gegründeten Verlag und war in diesem Job ständig unterwegs – pro Jahr besuchte ich mindestens 20 verschiedene Länder. Nebenbei trainierte ich auch noch für Marathonläufe. Durch meine Tätigkeit in Afrika hatte ich ziemlich viel Erfahrung in Menschenführung gewonnen. Diese Fähigkeiten nutzte ich jetzt, um ehrenamtlich als Vorsitzender in einer gemeinnützigen Organisation mitzuarbeiten.
    Mit anderen Worten: Ich sorgte dafür, dass mir die Beschäftigung nicht ausging. Doch wieder hatte ich das Gefühl, dass in meinem Leben irgendetwas fehlte. Ich war mir nicht sicher, wonach ich eigentlich suchte, aber ich wusste, dass es irgendwo da draußen war. Ich besuchte gern neue Länder, und durch meinen Afrikaaufenthalt war ich an schwierige Reisesituationen gewöhnt. Also beschloss ich, alle Länder dieser Welt zu bereisen – eine Entdeckungsreise, die mich bislang in über 100 verschiedene Länder geführt hat. Anschließend begann ich über meine Reiseerfahrungen zu schreiben – zuerst auf einer Webseite, die bald Zehntausende regelmäßiger Leser hatte, und schließlich in dem Buch, das Sie jetzt in den Händen halten.
    Meine Geschichte ist noch lange nicht zu Ende, und ich bin mit Sicherheit kein Mensch, der alles weiß. Ein wichtiger Glaubenssatz meiner »gurufreien Lebensphilosophie« lautet, dass niemand besser ist als irgendjemand anders und dass wir das meiste von dem, was wir wissen müssen, bereits im Kopf haben – wir müssen unser Wissen nur noch ein bisschen weiterentwickeln und mit Leben erfüllen. Für den Fall, dass Sie gerade dabei sind, sich auf die Reise in ein unkonventionelles Leben zu machen, möchte ich Ihnen die Geschichte von den fünf Affen erzählen – sie veranschaulicht am besten, worum es bei einem solchen Leben geht.
    Fünf Affen und eine eindeutige Alternative
    Kennen Sie die Geschichte von den fünf Affen im Käfig? Sie geht folgendermaßen: Fünf Affen werden von einem sadistischen Affenhasser in einen Käfig gesteckt. Am Boden des Käfigs gibt es genügend Futter und Wasser, sodass sie nicht verhungern müssen. Aber sie führen ein langweiliges Leben, denn sie können nichts anderes tun, als durch die Glasscheibe nach draußen zu starren. Das Futter am Käfigboden ist schlecht, aber ausreichend. Im oberen Teil des Käfigs jedoch hängt ein verlockendes Büschel Bananen. Der Sadist hat den Affen sogar eine Leiter in den Käfig gestellt, sodass sie bequem hochklettern können.
    Nachdem er sich vom Schock der Gefangennahme erholt hat, erklimmt einer der Affen die Leiter und streckt den Arm nach einer Banane aus. Da erscheint plötzlich wie aus dem Nichts heraus ein Feuerwehrschlauch. Der Affe auf der obersten Sprosse der Leiter wird mit kaltem Wasser bespritzt und völlig durchnässt, aber nicht nur er – auch alle anderen Affen bekommen eine Ladung davon ab. Für die Sünde eines einzigen freiheitsliebenden Tiers wird die ganze Gruppe bestraft. In den nächsten Tagen wiederholt sich diese Episode mehrfach. Ein Affe klettert nach oben zu den Bananen, die ganze Affengruppe wird nass gespritzt, und bald beginnen die Affen jeden ihrer Artgenossen zu verprügeln, der den Mut hat, auf die Leiter zu klettern. Die Bananen
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