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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot
Autoren: Gillian Bradshaw
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nahm meine Hände von den Augen und starrte den Brief an. Zu Hause. Das war ein seltsamer Name für das ferne Gehöft im Norden, das ich vor elf - nein, zwölf Jahren verlassen hatte, um in dieser Festung Camlann zu wohnen. Ich versuchte, mich noch daran zu erinnern. Das Haus war vom Urgroßvater meines Großvaters erbaut worden, der sein Land vom Kaiser Theodosius empfangen hatte, dem letzten der römischen Kaiser, der starb, als das Reich noch stand. Dieser Vorfahr - der Maxentius, nach dem wir uns benannten - war ein Militärbeamter der britischen Provinz Valentia gewesen. Er hatte das erstemal, als die Provinz fast von den Sachsen überrannt worden war, tapfer für Theodosius gekämpft, und unsere
    Ländereien waren sein Lohn gewesen. Er hatte das Haus aus grauen Feldsteinen erbaut, teilweise in der römischen, teilweise in der britischen Art. Sein römisches Atrium war von meinem Urgroßvater mit einem Strohdach versehen worden und wurde dadurch zu einer Halle, und der gleiche Großvater hatte auch den Mosaikfußboden im Atrium ausgegraben und statt dessen dort eine Feuerstelle errichtet. Die Feuerstelle hatte noch immer einen Rand aus gemusterten Fliesen: Ich konnte mich daran erinnern, daß ich auf ihnen gespielt hatte, als ich noch klein war, während die älteren Mitglieder der Sippe am Feuer saßen und sich unterhielten. Mein Vater hatte mir einmal gesagt, daß das Mosaik einen Mann darstellte, der auf einem feurigen Streitwagen durch die Sterne fuhr, und ich pflegte mir früher immer vorzustellen, wie dieses Bild wohl ausgesehen hatte. Der Gedanke rührte mich. Ich war nicht sicher, wie ein Streitwagen aussah - manchmal stellte ich mir das Fahrzeug wie einen Karren vor, manchmal auch wie eine Art Schubkarre -, aber immer konnte ich mir vorstellen, wie es im Feuer über den weiten Himmel fuhr, an den Winden des Himmels vorüber und an den Sternen. Ich spielte, wenn ich auf meinem Pony hinaus in die Hügel ritt, immer, daß ich den Streitwagen fuhr, oder auch manchmal, wenn wir mit unserem Karren vom Gehöft nach Süden fuhren, um Korn zu holen.
    Das Land um unser Haus war wild und schön und dünn besiedelt. Das nächste Gehöft lag drei Meilen entfernt und die nächste Stadt -Caer Lugualid an der Küste - einen vollen Tagesritt. Einmal waren näher bei uns andere Städte gewesen. Die Römische Mauer zog sich ungefähr eine Meile von unserem Gehöft vorüber, und in Abschnitten an dieser Mauer entlang lagen die Ruinen von Städten und Garnisonen, die alle schon lange aufgegeben waren. Von der Zeit an, wo ich alt genug war, um ein Stück zu reiten, zog ich immer mit einigen meiner Vettern dorthin und suchte nach Schätzen in den Ruinen. Wir krabbelten unter den eingestürzten Dächern entlang und gingen durch die grasüberwucherten Straßen. Lange Zeit akzeptierte ich die Ruinen, genauso einfach, wie ich die Hügel akzeptierte. Und ich wunderte mich nur über das, was ich in ihnen fand - eine zerbrochene gläserne Flasche, die vom Alter schillerte; eine Kupfermünze mit dem Kopf eines uralten Kaisers; eine winzige Bronzestatue von einem Gott. Aber als ich ein bißchen älter wurde, fing ich an, mich zu fragen, wie es wohl gewesen war, als diese Städte noch voller Menschen waren, wie sie wohl in einem Land gelebt hatten, wo jetzt nur noch so wenige lebten, und wohin sie alle
    gegangen waren. Eines Tages fragte ich meinen Vater.
    »Sie haben das Reich geschützt, mein kleiner Liebling«, sagte er mir. »Es waren Soldaten wie unser Vater Maxentius, die an der Mauer stationiert waren, um Britannien gegen die Sachsen zu verteidigen. Und wie sie gelebt haben - nun, der Kaiser ließ ihnen von Süden her mit den Schiffen Korn bringen. Hunderte von Schiffen brachten es nach Caer Ebrauc, die Küste herauf, dorthin, wo unser König Caradoc heute lebt, und von dort wurde es zu all den Menschen gebracht, die an der Mauer lebten. Und die Schiffe brachten nicht nur Korn, mein Mädchen, sondern auch die Schätze, nach denen du immer suchst. Glas und Gold und Seide und feine Färbemittel und Gewürze aus dem Osten, den ganzen Weg von Konstantinopel, wo der Kaiser regiert.«
    »Aber Uther Pendragon ist der Kaiser«, deutete ich an, »und er wohnt nicht in Kon... in der Stadt, die du genannt hast, sondern in Camlann, in den Südländern.«
    »Uther Pendragon ist der Kaiser der Provinzen von Britannien, das ist wahr. Er ist König über die anderen Könige von Britannien, und ihm fällt hauptsächlich die Aufgabe zu,
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