Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
Im Innern der Lichtkugel hatte ich kurz das Gefühl gehabt zu schweben, und der Untergrund, auf dem wir nun gelandet waren, fühlte sich viel weicher an als die festgestampfte Erde des Gestüts. Auch die Gerüche, die Temperatur und die Geräusche ringsum hatten sich verändert, und all diese Eindrücke hatten etwas seltsam Berauschendes. Noch bevor ich die Umgebung klar sehen konnte, ahnte ich, wo wir uns befanden.
    Die rätselhafte Lichterscheinung hatte uns ins Jal’dara versetzt.
    Als sich unsere Augen wieder erholt hatten, bestätigte sich diese Vermutung. Leti und ich wechselten einen verständnislosen Blick, aber noch ehe wir den Mund öffnen konnten, blitzte die Kugel erneut auf. Diesmal blieb uns genug Zeit, ein Stück zurückzuweichen. Zum zweiten Mal in unserem Leben spürten wir das weiche Gras der Kinderstube der Götter unter unseren Füßen.
    Kaum hatten wir die Hände vors Gesicht geschlagen, um uns vor dem grellen Licht zu schützen, da war es schon wieder vorbei. Als wir blinzelnd aufsahen, standen Grigän und Corenn vor uns!
    Der Krieger hatte sein Krummschwert in die Höhe gerissen, wie um den Angriff eines unsichtbaren Gegners abzuwehren, doch ich konnte keine unmittelbare Gefahr erkennen. Wir riefen unsere Freunde beim Namen, um sie zu beruhigen und ihnen die Lage zu erklären. Da tauchte die magische Sonne ein drittes Mal auf und setzte Reyan und Lana in unserer Nähe ab.
    Während wir einander begrüßten, bestürmten mich Tausende Fragen. Was machten wir hier? Wer hatte uns hierher gebracht und warum? Hatte die Magie der Pforten etwas damit zu tun? Oder Nol der Seltsame? Irgendetwas musste diese Lichterscheinung ausgelöst haben, und ich wartete ungeduldig auf eine Erklärung. Aber würden wir je eine bekommen?
    Stattdessen leuchtete die Sonne abermals vor uns auf. Ihr Umfang schien diesmal noch größer zu sein, und als sie sich auflöste, standen sieben völlig verwirrte Menschen vor uns. Alle waren halbnackt und klatschnass, und es dauerte einen Moment, bis ich Bowbaqs Frau Ispen inmitten ihrer Kinder und Enkel erkannte. Zwei kleine Jungen klammerten sich verängstigt an sie.
    Das Ganze wurde immer rätselhafter. Warum waren Bowbaq und seine Enkelin nicht bei ihnen?
    Und wo blieben die übrigen Erben? Warum waren unsere Kinder noch nicht hier?
    An den ratlosen Blicken meiner Freunde sah ich, dass sie sich dieselbe Frage stellten. Was auch immer diese magische Erscheinung war, sie hatte begonnen, die Erben ins Tal zu bringen. Gewiss würde sie sich gleich ein weiteres Mal zeigen und die übrigen Mitglieder unserer Familien vor uns absetzen.
    Doch Dezille um Dezille verstrich, ohne dass etwas geschah. Irgendwann mussten wir uns der bitteren Wahrheit stellen: In unserer Runde fehlten Amanon, Nolan, Eryne – und Cael.
    Nachdem wir einander Bericht erstattet, die beiden Jungen beruhigt und den Arkariern einige Kleidungsstücke abgetreten hatten, machten wir uns auf die Suche nach Nol dem Seltsamen, dem Einzigen, von dem wir uns eine Auskunft erhoffen konnten.
    Wie wir vermutet hatten, fanden wir ihn vor der gewaltigen Pforte, die das Tal überragte.
    Seine Miene war noch ernster, als ich es in Erinnerung hatte. Und der traurige Blick, mit dem er uns entgegensah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
    *
    Als ein Stein den Hang hinunterrollte, spitzte die Kreatur noch im Halbschlaf die Ohren. So eintönig ihr Dasein seit Jahrhunderten auch war, ihre Sinne hatten nichts von ihrer Schärfe eingebüßt. Ein kurzer Atemzug genügte, um frisches Blut durch die kräftigen Glieder des Raubkatzenkörpers zu pumpen, dessen Fell zu dieser Jahreszeit ausgebleicht war. Die Kreatur dehnte und streckte sich, dann verließ sie den Felsen, auf dem sie sich zu wärmen pflegte, seit sie vor unendlicher langer Zeit dem Sinn der Menschen entsprungen war.
    Blitzschnell suchten ihre smaragdgrünen Augen die felsigen Hänge des riesigen Bergkessels ab, in dem sie seit Urzeiten gefangen war. Die Landschaft war so in ihr Gedächtnis eingebrannt, dass sie die Stelle, an der sich der Stein gelöst hatte, auf den ersten Blick fand. Dabei war es nicht einmal ein richtiger Steinschlag gewesen, nur ein einzelner kleiner Felsbrocken, dem Wind und Wetter zu lange zugesetzt hatten. Nachdem sie sich noch einmal in ihrem Reich umgesehen hatte, stellte die Kreatur ihre Schnurrhaare auf und konzentrierte sich auf jeden noch so schwachen Geruch, der in der Luft hing. Da sie nichts Ungewöhnliches ausmachen konnte, gähnte sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher