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Die Kraft gelebter Gegenwart

Die Kraft gelebter Gegenwart

Titel: Die Kraft gelebter Gegenwart
Autoren: Michael Brown
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lernte die offensichtliche, aber bis dahin irgendwie übersehene Technik der bewusst verbundenen Atmung kennen. Die bewusst verbundene Atmung ist die Praxis der absichtsvollen Atmung ohne signifikante Pause zwischen dem Einatmen und dem Ausatmen. Es gibt also keine »atemlosen Lücken« zwischen den Atemzügen.
    Nach meinen ersten Sitzungen mit der bewusst verbundenen Atmung erkannte ich, dass mit diesem Verfahren eine Steigerung meines Wohlbefindens erreicht wurde, durch eine verbesserte persönliche Präsenz. Aus Gründen, die sich mir damals nicht erschlossen, führte diese Atmung zu einem allmählichen, aber stetigen Rückgang in der Intensität meiner körperlichen Schmerzen. Zum ersten Mal in vielen Jahren spürte ich einen Funken Hoffnung auf eine echte Überwindung des Horton-Syndroms, an dem ich litt.
    Diese Atemsitzungen förderten auch explosive Einsichten. Zum Beispiel ermöglichte mir diese natürliche Atempraxis, indem sie mich Augenblicke der Distanz von den alltäglichen Geschehnissen erfahren ließ, einen deutlichen Unterschied zwischen dem, was Präsenz ist, und meiner sich entfaltenden menschlichen Erfahrung zu entdecken. Bevor ich mit der bewusst verbundenen Atmung angefangen hatte, konnte ich diesen Unterschied nicht erkennen. Ich war so in meine Alltagserfahrungen verstrickt gewesen, dass mein Leiden der Inbegriff dessen war, mit dem ich mich identifizierte.
    Als Folge der Arbeit mit dieser Atemtechnik begann ich zu erkennen, dass ich mit jedem Erleben der Präsenz eine Ganzheitlichkeit und eine Vollkommenheit des Seins erfuhr. Dies war eine Erfahrung des mühelosen Friedens, in dem ich in perfekter Harmonie mit allem war, was sich in meinem Leben ereignete. Ich erkannte, dass es meine sich entfaltende physische, mentale und emotionale Erfahrung war, die aus dem Gleichgewicht geraten und korrekturbedürftig geworden war, nicht das, was ich eigentlich bin . Die Vorstellung, dass »unsere Präsenz Heilung erfordert«, stellte sich als komische Vorstellung heraus.
    Durch die Arbeit mit der bewusst verbundenen Atmung, um noch präsenter zu werden, wurde ich zu Entscheidungen angeregt, die mein Gefühl des Wohlbefindens wiederherstellten. So begann ich zum Beispiel, auf bestimmte Situationen achtsam zu reagieren, statt reaktiv zu agieren. Diese eine, einfache Verhaltensänderung wirkte sich auf jeden Aspekt meines Lebens aus. Meine Begegnungen mit der Welt um mich herum und mit anderen Menschen wurden harmonischer und angenehmer.
    Gleichzeitig klang die Intensität meiner schmerzhaften Krankheit mehr und mehr ab. Nach Jahren des Leidens an diesen quälenden Schmerzen – und an der damit zusammenhängenden Niedergeschlagenheit, Angst, Wut, Trauer und Depression – war da nun ein Licht, das in der Dunkelheit leuchtete.
    Es dämmerte mir, dass ich kein wunderbareres Heilungswerkzeug zur Verfügung hatte als die bewusst verbundene Atmung verknüpft mit dem Bewusstsein der Präsenz, das durch diese Technik hervorgerufen wird. Ich wollte mehr über dieses Werkzeug lernen und begann damit, andere Menschen in dieser Atemtechnik zu unterrichten und beobachtete genau, welche Wirkungen sie hatte.
    Eine weitere wichtige Einsicht war die, dass meine Absicht, mich selbst zu heilen – »meine Beschwerden loszuwerden« –, fehlgeleitet war. Vielleicht hatte ich deshalb trotz größter Anstrengungen keinen Erfolg. Danach verwendete ich das Wort »Heilung« nicht mehr, weil es andeutete, dass etwas falsch war und in Ordnung gebracht werden müsste. Stattdessen benutzte ich das Wort »Integration«, was für mich signalisierte, dass es einen Teil meiner Erfahrung gab, der unbewusst war – ein Teil meiner Erfahrung, gegen den ich Widerstand leistete, den ich kontrollierte und ruhigstellte, der darum bat, in das Ganze eingefügt zu werden. Für mich fühlte Heilung sich an, als wollte ich etwas aus meiner Erfahrung ausschließen, Integration, als würde ich alle meine Erfahrungen umarmen.
    Diese wichtigen Augenblicke, in denen ich in das Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick eingeführt wurde, wurden zu einem Maßstab, an dem ich alle folgenden Erkundungen maß, die für mich zur Kunst der Integration wurden. Wenn etwas, mit dem ich mich beschäftigte, zu einer Steigerung des Bewusstseins im gegenwärtigen Augenblick führte, nahm ich es als authentisch an. Wenn das nicht der Fall war, verschwendete ich keine weitere Zeit damit. Bis heute ist die Erfahrung des Bewusstseins im gegenwärtigen Augenblick die
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