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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord
Autoren: Kjell Ola Dahl
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häufig.«
    Gunnarstranda sank wieder auf seinen Stuhl zurück. »Armer Mann«, murmelte er.
    »Und das ist noch nicht alles«, fuhr Rindal fort. »Ein krankes Kind zu haben ist eine Sache, aber es belastet auch die Beziehung des Paares, kein Privatleben zu haben und Tag für Tag, Monat für Monat von ständig wechselnden Krankenschwestern und Pflegern umgeben zu sein. Noch schwieriger ist es, dabei eine berufliche Karriere im Auge zu behalten, besonders als Polizeibeamter. Rise hat sich um den Job hier beworben, um mal Atem zu holen. Aber er fährt jedes Wochenende und ein- bis zweimal unter der Woche nach Bergen. Die Zeit, die er nicht arbeitet und Wache hält, hat er ein schlechtes Gewissen. Was ich sagen will ist: Rise ist nicht unbedingt der richtige Mann, um in einem Fall wie diesem vernünftige Schlüsse zu ziehen.«
    »Verstehe. Aber es klingt auch nicht besonders schlau, in Oslo zu arbeiten, wenn man Frau und Kind in Bergen hat, die einen rund um die Uhr brauchen.«
    »Das ist, streng genommen, nicht unsere Sache«, sagte Rindal. »Aber du wirst verstehen, dass es die Psyche ganz schön belastet, ein Kind zu haben, das 24 Stunden am Tag gepflegt werden muss, oder? Der Mann braucht ein bisschen Fehlertoleranz von uns.«
    Gunnarstranda blieb sitzen und sah Rindal schweigend an.
    »Ich möchte nur, dass du weißt, was Sache ist«, sagte Rindal. »Ich bitte dich und die anderen, nicht so streng mit Rise zu sein. Deshalb möchte ich, dass du dir die Extraarbeit machst. Überprüf diesen Alarm, und beruhige die Leute in der Verkehrsleitung. Sie sind ziemlich aufgewühlt und wollen wissen, was da los war.«
    *
    Gunnarstranda war noch nie in der neuen Betriebszentrale der T-Bahn gewesen. Aber er konnte sich gut an die alte erinnern. Dort hatten analoge Glühbirnen geblinkt, eine Schaltfläche war auf einer Pappwand montiert, und alles war an klobige Schalter und graue Telefone angeschlossen, die einen in die 1960er Jahre zurückversetzten.
    Die neue Zentrale war vom Rest der Welt durch eine riesige Schiebetür aus Glas getrennt. Der Raum war beeindruckend. An einer Längswand befand sich ein gigantischer Monitor, auf dem das digitale T-Bahnnetz mit sämtlichen Stationen in Farbcodes aufleuchtete: Wendeschleifen, Wegmarkierungen, Weichen und die Bewegungen der einzelnen Züge von Station zu Station. Es erinnert an Bilder aus dem Pentagon, dachte Gunnarstranda, als er dem breiten Bildschirm den Rücken zukehrte und zu den Männern hinüberging, die die Überwachungskameras steuerten. Auf den Monitoren an der Wand leuchteten Aufnahmen von fünfzehn der mehreren Hundert Überwachungskameras. Die Bilder zeigten Zugstrecken, Tunneleinfahrten, Ticketautomaten, Bahnsteige und einen Zug, der in eine Station einfuhr, die Gunnarstranda als Majorstua zu erkennen meinte.
    Gunnarstranda kannte die meisten der Angestellten der Verkehrsleitung vom Sehen. Diese Leute hatten schon viele Jahre bei der T-Bahn gearbeitet, als Fahrer, Schrankenwärter oder Zugführer angefangen, als der Betrieb noch Oslo Sporveier hieß. Wer hier in der Zentrale arbeitete, kannte die T-Bahn in- und auswendig.
    Er nickte dem Dienst habenden Wachmann zu, den er zwar kannte, an dessen Namen er sich aber nicht erinnern konnte.
    Zwei Minuten später hatte der Wachmann die Aufzeichnung von der Haltestelle Grønland auf sechs Uhr dreißig zurückgespult. Das Bild war farbig, mit hoher Auflösung.
    »Was suchen wir?«, fragte er.
    »Eine Frau in einem roten Jogginganzug.«
    Das Bild zeigte Menschen, die still dastanden, andere gingen hin und her.
    »Sie war Junkie und gehörte zur Szene vom Bahnhofsplatz«, fügte Gunnarstranda hinzu, »aber das sieht man möglicherweise auf der Aufnahme nicht.«
    Kein Ergebnis. Sie hatten den Eingang der Station Grønland im Bild, auch die so genannte Junkietreppe, sie hatten die Gänge, die Bahnsteige, aber keinen roten Jogginganzug. Die Minutenanzeige auf dem Überwachungsbild tickte dahin.
    »Mein Fehler«, sagte der Wachmann. »Der Fahrer, der Alarm schlug, meinte, sie sei auf dem Weg nach Süden, von Tøyen.«
    Sie riefen neue Bilder auf. »In Tøyen gibt es mehrere Bahnsteige.«
    Auf dem Bildschirm gingen Leute hin und her, stiegen aus und ein.
    Doch auch hier gab es keinen roten Jogginganzug.
    »Vielleicht ist sie mit der Bahn gekommen«, sagte Gunnarstranda.
    »Wir haben dasselbe Bild, das der Zugführer sieht, wenn sich die Türen schließen«, sagte der Wachmann.
    »Wenn die Person auf den Schienen um sechs Uhr
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