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Die Knickerbocker Bande 25 - Der grüne Glöckner

Die Knickerbocker Bande 25 - Der grüne Glöckner

Titel: Die Knickerbocker Bande 25 - Der grüne Glöckner
Autoren: Thomas Brezins
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dem engen Schacht und rutschte auf diese Art langsam seinem Ziel entgegen.

„Verdammt, ich werde schwarz wie ein Kaminkehrer sein, wenn ich ankomme. Das wird Spuren auf den kostbaren Teppichen hinterlassen. Mist, daran habe ich nicht gedacht!“ fiel Axel ein.
    Ein kühler Lufthauch strich über sein Gesicht. Axel leuchtete in die Tiefe und erkannte Holzscheite. Er hatte es also fast geschafft! Nach ein paar Metern plumpste er auf die Feuerstelle, in der in dieser Nacht keine Flammen loderten.
    Axel versuchte, seine Jacke und seine Jeans vom gröbsten Schmutz zu befreien. Dann ließ er den Kegel seiner Taschenlampe über die wertvollen Gemälde an den Wänden, die teuren Teppiche und die goldverzierten geschnitzten Möbel gleiten. Auf einem kleinen Holzpodest, das sich in der Mitte des Raumes befand, thronte eine goldene Parfümflasche. Genau auf sie hatte es Axel abgesehen.
    Als er den ersten Schritt machte, drang allerdings ein seltsamer Geruch in seine Nase. Es war frischer Zigarrenrauch. Woher kam der Rauch nur? Es war doch niemand im Schloß!
    Axels Herz begann wild zu pochen. Seine Hände zitterten so heftig, daß er die Taschenlampe kaum noch halten konnte. Der flimmernde Lichtschein zuckte über den Boden und die Möbel und... blieb schließlich an einem hohen Lehnstuhl hängen.
    Der Junge konnte nicht über die hohe Rückenlehne schauen. Aber er wußte, daß jemand in dem Lehnstuhl saß. Eine dünne, blaugraue Rauchfahne, die kerzengerade in die Höhe stieg, ließ keinen Zweifel daran.
    Axel stand wie angewurzelt da. Was sollte er machen? Die Flasche holen und abhauen? Oder sollte er sofort durch den Schornstein verschwinden? Hatte ihn der Zigarrenraucher schon bemerkt? Handelte es sich vielleicht um Monsieur Lupin, der gar nicht ins Theater gegangen war?
    Über Axels Gesicht huschte ein Grinsen. Klar, das war der Schloßbesitzer höchstpersönlich, der hier auf ihn wartete. Die Knickerbocker-Bande war nämlich bei Monsieur Lupin zu Besuch. Am Nachmittag hatte der Franzose behauptet, daß es absolut unmöglich sei, in sein Schloß einzubrechen. Axel hatte mit ihm gewettet, daß es ihm doch gelingen würde. Als Beweis sollte er die goldene Parfümflasche aus dem großen Salon vorweisen.
    Der Junge war nahe am Ziel, und Monsieur Lupin würde Augen machen, wenn Axel vor ihm stand. 5000 französische Franc war er dem Knickerbocker-Meistereinbrecher jetzt schuldig.
    Axel richtete sich stolz auf, warf die Brust heraus und rief: „Guten Abend, Monsieur Lupin!“ Doch er bekam keine Antwort. Noch hoffte der Junge, daß sich der Schloßbesitzer nur einen Scherz erlaubt hatte. „Ich bin es, Axel!“ rief er. Wieder keine Antwort. Nun war auch die Zigarre erloschen.
    Axel wurde sehr unbehaglich zumute. „Ha... hallo...!“ stieß er hervor. Wollte ihn Monsieur Lupin ärgern, oder...? Saß gar ein echter Einbrecher in dem Lehnstuhl?
    Das alte Holz des mächtigen Sitzmöbels knarrte. Offenbar erhob sich der Unbekannte aus dem Stuhl. Axel geriet in Panik. Es blieb nicht genug Zeit, durch den Kamin zu entkommen. Wohin sollte er flüchten? Schwere Schuhe stampften über den Boden. Ein heiseres, angestrengtes Röcheln war zu hören.
    „Wieso habe ich Idiot mich nur auf diese Wette eingelassen?“ schoß es dem Junior-Detektiv durch den Kopf. Die Taschenlampe hielt er noch immer auf den Lehnstuhl gerichtet. Polternde, unregelmäßige Schritte kamen näher: Vor Axels Augen tauchte eine schaurige Gestalt auf.
    Es handelte sich um einen Mann mit einem eckigen, übergroßen Kopf. Das rechte Auge war völlig verwachsen, der Mund ver- schwollen und verzerrt. Der Kopf schien so schwer zu sein, daß ihn der Mann schief zur Seite gelegt hatte. Eine Schulter hing herab, die andere war mit dem Rücken zu einem gräßlichen Buckel verformt, der den Mann zwang, vornübergebeugt zu gehen. Die Horrorgestalt steckte in zerschlissenen, graublauen Klamotten aus grobem Stoff. Die Haut der Hände und des Gesichtes schimmerte gelblichgrün.
    Axel riß den Mund auf und rang nach Luft. Nach einigen Sekunden stieß er einen langen Schreckensschrei aus. Erst jetzt bemerkte er den schweren Hammer, den die Erscheinung in der Hand hielt. Der grüne Mann grunzte und humpelte drohend auf den Jungen zu.
    Axel rutschte die Lampe aus der Hand. Sie fiel zu Boden und erlosch. Er mußte sofort weg! Aber wie und wohin? Er war mit dem grünen Monster in dem Schloß eingesperrt. Die Fenster waren vergittert, die Türen mit Sicherheitsschlössern versperrt.
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