Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
eilte er das Dutzend Marmorstufen hinauf und an den ersten Säulen vorbei, die den Eingang der Basilika zierten. Mehr als fünfzig Menschen standen vor den Türen. Die Legion hatte wie geplant den größten Teil der Meute zerstreut und die Rädelsführer und alle, die zu störrisch oder zu dumm waren, um mit den anderen fortzulaufen, ihm überlassen.
    Jhered bemerkte Speere, Klingen und Bogen, doch keiner trug eine Rüstung. Er und seine in dunkelgrüne Tuniken gekleideten Leviumkrieger besaßen dagegen gegossene Harnische, Beinschienen und Schilde. Es wäre ein ungleicher Kampf. Pfeile flogen, es waren drei. Einer verfehlte deutlich, die beiden anderen schlugen links und rechts neben ihm in die Schilde der Männer ein. Jhered beschleunigte seine Schritte und bleib keine zwei Schritte vor der Schwertspitze des vordersten Gegners stehen.
    »Ich sehe darüber hinweg, weil ihr Angst habt. Leistet noch weiter Gegenwehr, und ich greife euch an«, sagte er.
    »Wir ergeben uns nicht, Einnehmer. Nicht einmal dir«, sagte ein Mann, der vorne stand. Er war groß, bärtig und sehr stark.
    »Ihr werdet euch ganz sicher ergeben«, erwiderte Jhered leise.
    Er winkte den Leviumkriegern auf der linken Seite, weiter vorzurücken. Mit ängstlichen Mienen verfolgten die Aufständischen die Bewegungen und hofften, die Angelegenheit ließe sich noch friedlich beilegen. Weiter links hatten Kavallerie und Infanterie das Forum bereits verlassen, einige Soldaten hielten ringsum Wache.
    »Die Steuern sind zu hoch«, erwiderte der Mann. »Ich kann es mir nicht leisten, Samen zu kaufen. Ich habe zu wenig Vieh, um weiter zu züchten. Du reißt unseren Kindern das Essen aus dem Mund und holst die Bürger von unseren Feldern, damit sie für dich kämpfen. Welche Steuern willst du beim nächsten Mal einnehmen? Ich habe jetzt schon nichts und keine Möglichkeit mehr, etwas zu verdienen.«
    Jhered ließ den Schild sinken. »Die Steuern werden von euren Gesetzgebern festgelegt und zu Beginn jeder Einnahmeperiode bekannt gegeben. Wenn du dich über deine persönlichen Zahlungen beschweren willst, musst du dich an deine Quästoren und deinen Magistrat wenden. Aber frage dich, ob du wirklich zu viel für Futter oder Arbeiter bezahlst, oder ob du nicht vielleicht allzu oft teuren Tand kaufst, den du dir nicht leisten kannst. Wir sind die Einnehmer, wir ziehen die Steuern ein.«
    »Steuereintreiber.« Der Mann spuckte auf den Boden. »Du weißt nichts über unsere Not.«
    »Ich verstehe deine Sorgen, werde mich aber Drohungen nicht beugen. Du musst mit deinen Gesetzgebern reden.« Er hielt inne und betrachtete die Menge. »Ihr seid alle gesetzestreue, schwer arbeitende Bürger. Das sieht man sofort. Bleibt das, was ihr seid, und tretet zur Seite.«
    Der Bauer schüttelte den Kopf. »Du lässt uns keine Wahl.« Die anderen machten sich bereit.
    Jhered nickte knapp. Links und rechts rannten Leviumkrieger los und drängten die Protestierenden mit den Schilden zurück. Jhered trat blitzschnell vor, schlug mit dem Schild nach dem Schwertarm des Mannes und unterband den Schlag, zu dem dieser gerade ausholen wollte. Gleich darauf zielte sein Gladius auf den Hals des Bauern. Völlig überrumpelt von der Geschwindigkeit und eingeschüchtert, weil er auf sich allein gestellt war, starrte der Mann ihn an.
    »Eines Tages«, sagte Jhered leise, »wirst du froh sein, dass ich nicht zugestoßen habe. Wer würde dann deine Familie ernähren? Die Konkordanz gibt euch alles, was ihr hier um euch herum seht, und sie nimmt, was sie nehmen muss. Ergib dich jetzt, und du kannst wieder nach Hause gehen.«
    Der Bauer runzelte die Stirn und sah ihn verwundert an. »Du lässt uns ohne weitere Maßnahmen abziehen?«
    Jhered zog das Schwert zurück. »Ich könnte deinen Groll verstärken, indem ich dich für ein Jahr in eine Zelle sperre, aber wem würde das nützen? Verbrecher sitzen in Gefängniszellen, ehrliche Männer haben dort nichts zu suchen. Ich brauche dich, denn du sollst für die Konkordanz arbeiten und ihr treu ergeben sein. Steck dein Schwert weg, kehre zu deiner Familie und deinem Hof zurück. Wie ist dein Name?«
    »Jorge Kyinta, Herr.«
    »Ich bin Schatzkanzler Paul Jhered. Die Konkordanz wird für euch sorgen. Ich komme zurück und rede wieder mit euch. Sollte ich feststellen, dass die Steuern euch wirklich in Not bringen, werde ich sie für euch entrichten.«
    Den großen Bauern verließ zusehends die Kampfeslust. Jhered winkte den Leviumkriegern, beiseite zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher