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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias
Autoren: Laura Feder
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Selbstvorwürfen“, sagte er eindringlich, aber mit weicher Stimme. Verständnis lag in seinen Augen. „Du hättest nichts tun können – ob mit deiner Macht oder ohne. Wir waren zu spät hier.“
    Die Worte, die dazu gedacht waren, Trost zu spenden, öffneten stattdessen die Pforten hemmungslosen Weinens. Kaelis Körper bebte unkontrolliert.
    Arn und Saya verharrten stumm, verstörte Zeugen dieser Szene unverstandenen Leides.
    Cecil erbarmte sich ihrer.
    Ohne das Mädchen aus seiner Umarmung zu entlassen, ergänzte er Kaelis unzureichende Information.
    „Letzte Nacht muss ein gewaltiger Sturm getobt haben, in den ein Schiff geraten war, dessen Ankunft hier erwartet wurde. Die Insassen kämpften vergeblich um den Erhalt – der Sturm war stärker. Es kenterte.
    Sobald das Meer sich beruhigt hatte, hatten die Paxianer hier mit der Bergung begonnen. Das Boot mit den Toten war die letzte Fahrt.
    Es gibt nur wenig Überlebende.“
    Nun begriffen Arn und Saya.
    Auch das, was Cecil in seiner eigenen Betroffenheit als Angehöriger des Reich des Windes übersehen hatte.
    „Es wäre niemals passiert, richtig?“, fragte Saya erstaunlich sanft.
    „Ja!“, entfuhr es Kaeli verzweifelt unter Schluchzern. „Mein Vater hätte niemals zugelassen, dass Leben in Gefahr geraten. Paxias Geschöpfe sind unserer Gesetze gemäß unantastbar.“ Sie hob ihr verweintes Gesicht ihnen entgegen.
    Und erstarrte.
    „Bei Paxia!“
    Ihre Tränen versiegten abrupt. Schock spiegelte sich in ihrer Miene, die Augen fast weiß.
    Die anderen folgten ihrem schreckgeweiteten Blick.
    Arn hörte Saya neben sich laut aufkeuchen, und seine Verwirrung wuchs.
    Beide Mädchen fixierten einen Punkt abseits der klagenden Menge. Doch er sah dort nur eine einsame Gestalt – ein Kind.
    Dann kam Leben in Kaeli.
    „Cassia!“, ein weiteres Mal eilte sie los, ungeachtet der Gefahr entdeckt zu werden. Diesmal folgte Saya ihr auf dem Fuß.
    Durchnässt, erschöpft und mit schmerzlich hängenden Schultern, hockte das kleine Mädchen auf einem Fass. In ihren Armen lag ein Baby. Beide waren in warme Decken gehüllt, doch die bläulich verfärbten Lippen verrieten ihr Frieren.
    Beim Klang ihres Namens, hob Cassia suchend den Blick.
    Als sie Kaeli und Saya nahen sah, erhellte sich ihre Miene sichtbar. Doch in ihren tiefgrünen Augen war Hilflosigkeit, Grauen und Trauer zu sehen.
    Sie wollte vom Fass rutschen, um die Mädchen zu begrüßen, doch Kaeli erreichte sie schneller und umarmte sie ungeachtet ihrer triefenden Nässe.
    „Cassia, was ist geschehen? Wieso bist du hier?“, sprudelte es aus Kaeli hervor. Sie war entsetzt vom Zustand des Kindes.
    Die Kleine setzte zum Sprechen an, doch kein Ton kam aus ihr heraus. Ihre Zähne schlugen wie im Frost aufeinander. Schreck und Kälte tobten zu mächtig in ihr.
    „Cassia, wo sind deine Eltern?“, wollte Saya mit ausgestrahlter Ruhe wissen, die sie selbst nicht fühlte. Aber das Kind stand offensichtlich unter Schock und konnte weitere Aufregung nicht brauchen. Sie selbst blieb auf körperlichem Abstand, damit die Kälte ihrer Haut keinen weiteren Schaden anrichtete.
    Cassia antwortete wieder nicht, aber ihr Blick glitt zum Strand – zu den abgelegten Opfern des Sturms.
    Kaeli schrie leise auf, als sie die leblosen Körper Cassias Eltern erkannte. Nur Cassia zuliebe drängte sie die aufsteigenden Tränen zurück und umfasste das Mädchen fester. „Es tut mir so leid“, flüsterte sie schmerzvoll.
    Saya stieß innerlich die schlimmsten Verwünschungen aus, derer sie habhaft wurde. Sie hatte mittlerweile genug vom Familiengefüge der Paxianer erfahren, um den Verlust und die Folgen für das Kind zu begreifen. Fieberhaft überlegte sie, was zu tun wäre. Hier konnten sie nicht einfach rücksichtslos ihrer Wege ziehen.
    „Saya“, erschrocken fuhr sie zusammen, als Arns leise Stimme in ihre Gedanken drang. Er und Cecil waren zu ihnen getreten und schirmten sie mit wachsamem Blick vor dem Strand ab. „Dies ist kein Ort zum Verweilen. Wir müssen hier weg“, meinte er besorgt.
    Sie stimmte ihm zu, ein weiterer Entschluss formte sich in ihrem Hinterkopf.
    „Cassia“, machte sie das Kind auf sich aufmerksam. „Wir dürfen nicht bleiben. Die Paxianer könnten uns sehen. Gib Kaeli das Baby. Arn hier, aus dem Reich des Feuers, wird dich tragen. Du brauchst keine Angst zu haben, aber im Gegensatz zu mir, wirst du bei ihm nicht frieren. Du bist unterkühlt und brauchst Wärme.“
    Wenn irgendjemand über ihre Anweisungen
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