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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn
Autoren: Stross Charles
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das?«, fragt Petruchio.
    »Ich weiß es nicht …«
    PENG. Draußen flackern die Lampen kurz auf – und verlöschen. Ich höre Gebrüll.
    »In Deckung!« Pete greift nach meinem Arm und zieht mich so zu sich hinunter, dass ich bäuchlings auf ihm liege. Einige verwirrende Sekunden lang wälzen wir uns auf dem Fußboden und versuchen, Schutz unter der Matratze und dem Bettgestell zu finden. Es folgen weitere dumpfe Schläge und ein Unheil verkündendes Zischen, so als entweiche Luft. Gleich darauf ist ein lautes Kreischen und Jammern zu hören: Irgendetwas ist mit hoher Geschwindigkeit an die Außenseite der Zelle geprallt und daran zerschellt.
    Ich würde ja gern so tun, als könnte ich auf eine solche Situation heldenhaft oder zumindest tapfer reagieren, aber das wäre gelogen. Wenn man mit jemandem, den man kaum kennt, in der Ecke einer verriegelten Zelle kauert, dazu noch im Dunkeln, während Druck entweicht, Schüsse fallen und kein Fluchtweg
offen ist, fühlt man sich ziemlich grässlich. Sofort setzen bei mir Stress-Reflexe ein, so dass ich zittere und Tränenflüssigkeit absondere, während ich mich an Pete schmiege, der besser mit der Situation fertig wird. Schützend legt er die Arme um mich und redet mit mir. »Ganz ruhig bleiben, Liebling. Spar deine Energie. Sobald die Schießerei aufhört, wird uns jemand herauslassen.«
    »Scheiß auf meine Energie«, keuche ich. »Das hier war nicht vorgesehen!«
    Doch Pete begreift nicht, dass ich allein schuld an dieser Situation bin. Ich war es, die Reginald gebeten hat, Daks zu kontaktieren und ihn über die Lage zu informieren. Er sollte Daks mitteilen, dass Rhea sich darauf vorbereitete, das menschliche Musterexemplar zu stehlen und ihren Geschäftspartnern direkt vor deren Nase wegzuschnappen. Außerdem habe ich selbst die Geschichte bei der Firma Jeeves verbreitet und die Brüder wissen lassen, dass Juliette Reginald zwar skrupellos missbraucht hat, sie aber immer noch ein Sicherheitsproblem haben – eine Fehde innerhalb der eigenen Familie.
    Pete ist völlig auf mich fixiert und in mich verliebt – oder auch in die äußere Erscheinung von Katherine Sorico. Jedenfalls glaubt er das und denkt, es beruhe auf Gegenseitigkeit. Er weiß nicht mal, dass ich nicht Juliette bin, denn ich habe es ihm nicht gesagt. Ich sitze zitternd im Dunkeln, lehne mich bei ihm an und frage mich, ob ich sterben werde …
    Plötzlich kracht es so laut, dass ich das Geräusch nicht einmal erfassen kann, sondern nur in den Knochen spüre. Die Zelle neigt sich zur Seite und kippt mit einem Ruck um. Dabei werde ich zum Einwegspiegel geschleudert, der jetzt unzählige Risse und Sprünge aufweist. Aus dem hinteren Teil der Zelle, wo sich die Luke befand, dringt schwaches Licht herein. »Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!«, brüllt eine quälend laute, raue Stimme in Elektrosprache.
    »Hilfe!«, rufe ich und versuche mich aufzurappeln, aber irgendetwas hält mich am Boden. Schließlich wälzt Pete sich ächzend von meinen Beinen herunter, so dass ich aufstehen kann.

    »Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!«, wiederholt die Stimme, die mir vertraut vorkommt: An Bord der Pygmalion drang dieses heisere Knurren über die Sprechanlage. Was nur bedeuten kann, dass Reginald Daks erreicht hat und diese Aggressoren auf meiner Seite stehen – falls ich so lange überlebe, dass ich mich ihnen gegenüber ausweisen kann.
    Ich stolpere auf den schwachen Lichtschein zu. »Ich komme jetzt heraus!«
    »Juliette, tu’s nicht!«, ruft Pete in meinem Rücken.
    Doch ich gehe weiter, muss mich ducken, um die Luke zu durchqueren, stehe mit erhobenen Händen wieder auf und versuche, schlau aus dem zu werden, was ringsum vor sich geht. Trotz der Dunkelheit kann ich einen riesigen Riss in der Decke ausmachen. In einer Ecke stapeln sich Trümmer, und über meinem Kopf schwirren, laut summend, kugelrunde Drohnen herum. Irgendetwas verbrennt in der mit ätzendem Sauerstoff angereicherten Atmosphäre, daher das Licht und der Rauch. Unheimliche, schwer bewaffnete Laufroboter stapfen durch die Schatten und sondieren mit ihren zahlreichen Armen das Gelände. »Halt! Hände hoch!« Ich bleibe stehen und strecke die Hände in die Luft. »Halt!«, wiederholt die laut dröhnende Stimme. Aber ich bin doch stehen geblieben, denke ich verwirrt.
    »Juliette, tu’s nicht! Sie werden …«
    Langsam drehe ich mich um. »Zurück!«, rufe ich, doch Petruchio folgt mir immer noch, lässt die zerstörte Brandmauer der
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