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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn
Autoren: Stross Charles
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Scheiße!« Langsam setze ich mich auf und versuche, meine protestierenden Bewegungsauslöser zu ignorieren.
    Ich liege auf einem schmalen gepolsterten Bett am Rande eines Raums mit Stahlwänden, einer Zelle. Die Szenerie kommt mir bekannt vor. Es gibt hier mehrere Luken, alle verschlossen, und eine Wand scheint aus einem Spiegel zu bestehen. Folglich befinde ich mich in einer Observationskammer. Granita hat sich einige Mühe gemacht sicherzustellen, dass ich bewusstlos war, mich
nicht wehren oder mit irgendjemandem kommunizieren konnte, als ich hier landete. Genau. Ich bemühe mich, die Flashbacks eiskalter Furcht zu ignorieren, die meinem Nervensystem im Bauch zu schaffen machen. Diese Flashbacks sind nichts anderes als Erinnerungen an Rheas wiederkehrenden Alptraum, und dagegen kann ich mich wehren, wenn ich will. Was mir viel größere Sorgen macht, ist diese Szenerie. Ich gehe zum Spiegel hinüber und drücke meine Nase gegen die Scheibe. Wenn ich meine Augen mit den Händen gegen das Licht abschirme, kann ich die andere Seite mit Mühe erkennen. Hinter dem Spiegel liegt ein großer Raum, in dem ich vage Leute ausmachen kann, die sich bewegen. Es sind sehr viele. Von dort dringt auch ein Geräusch herüber, das wie Musik klingt, aber ich bin mir nicht sicher.
    »Tut mir leid, dass ich dich mit dieser Sache so überfalle, Kate.« Ich fahre fast aus der Haut, als ich die Stimme meiner hinterhältigen Schwester erkenne, die von der anderen Seite des Spiegels aus mit mir spricht. »Aber wir brauchten eine Freiwillige, um das Produkt zu testen, und die Wahl fiel auf dich. Du hättest Rheas Angebot wirklich annehmen sollen.«
    »Du Aas!«, brülle ich zur Decke hinauf.
    »Tss.« Sie klingt belustigt. »Du hast Zuschauer, weißt du.« Ich höre aus ihrer Stimme eine fast unmerkliche Spannung heraus (Willst du uns beide ans Messer liefern, Schwester?) , aber nur jemand, der sie so gut kennt wie ich, würde es registrieren.
    »Kann mir doch egal sein, nicht?«
    »Nein.« Sie klingt immer noch belustigt. »Du weißt doch, in welcher Weise die Geschichte sich wiederholt, oder? Das erste Mal ist sie eine Tragödie, beim zweiten Mal eine Farce, stimmt’s? Du bist hier wegen eines Blind Date. « Ihre Rede zielt nur aufs Publikum ab, wie mir klar wird. Ist für die Investoren in Rheas Konsortium bestimmt. »Meine Damen und Herren«, fährt sie fort, »bitte beachten Sie Folgendes: Unsere Katherine ist keine Arbeitssklavin und auch keine selbstständige Arbeiterin, sondern eine von uns, die durch Losentscheid für diesen, äh, Test ausgewählt wurde.«

    »Du Miststück«, teile ich ihr in Elektrosprache mit, allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass die Wände abgeschirmt sind und Elektrosprache nicht durchdringt.
    »Katherine Sorico ist nicht völlig vertrauenswürdig, deshalb die Vorsichtsmaßnahmen«, setzt Granita nach. »Aber sie ist eine von uns und nicht fremdgesteuert. Kate, Kontrollebene neun. Mach sofort einen Kopfstand.«
    »Geh und fick dich mit einer vollautomatischen Nietpistole.«
    »Da sehen Sie’s …« Verdammt, denke ich und ärgere mich über die vertane Chance, ihr das Spielchen mit einem Kopfstand zu vermasseln. »In Katherine steckt kein Versklavungschip!«
    Aus dem verborgenen Lautsprecher dringt lautes Gemurmel, ein Lärm im Hintergrund, den Granitas Mikro erfasst. »Danke«, fährt sie fort. »Da wir jetzt alle hier versammelt sind, haben unsere Gastgeber dieser Vorführung zugestimmt. Auf diese Weise können wir uns alle vor Ort von der Existenz dieser höchsten Spezies überzeugen. Gleich werden wir unsere kleine Widerspenstige mit dem Musterexemplar unserer Gastgeber konfrontieren. Das ist ein riskantes Unternehmen, wie Sie sich bestimmt vorstellen können. Das Musterexemplar kommt streng bewacht in einem versiegelten, mit Druck versehenem Behälter hier an, und jeder Versuch, es zu entwenden, wird, äh … Nun ja, darüber wollen wir gar nicht erst spekulieren.« Im Hintergrund höre ich knirschende Geräusche, gefolgt von einem dumpfen Schlag und einem Schaben am anderen Ende meiner Zelle, in der Nähe einer Luke. »Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Möchten Sie jetzt mit der Gegenüberstellung beginnen, Doktor?«
    »Ich hoffe, du weißt, wie sehr ich dich beneide.« Plötzlich dringt Granitas Stimme in Elektrosprache durch die Abschirmung. »Rhea hat sich geweigert, mich mit diesem Einsatz zu betrauen. Vermutlich will sie mich damit bestrafen. Sie hat darauf bestanden, dass du diesen
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