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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
Autoren: Dane Rahlmeyer
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alles so wunderbar einfach gewesen ...
    An diesem Morgen, während die Kolibri mit Fracht und ein paar Passagieren auf direktem Weg von der Stadt Xarul nach Teriam flog, war zur selben Zeit in Teriam ein anderes Drachenschiff in Richtung Xarul aufgebrochen – randvoll beladen mit uralten Sha Yang-Artefakten, die vom Museum der Hauptstadt ins Museum von Xarul überführt wurden, wo in zwei Wochen eine neue Ausstellung eröffnet werden sollte.
    Wenn Endriels Kalkulationen stimmten, sollten sich die beiden Schiffe auf halbem Wege begegnen und mit nur geringem Abstand aneinander vorbeifliegen. Dieser kurze Augenblick würde für Endriel und Nelen ausreichen hinüberzuspringen, sich ein paar Artefakte zu greifen und wieder zu verschwinden. Eine Kuh zu melken war schwieriger.
    Soweit die Theorie.
    Chasu, ihr derzeitiger Auftraggeber, gehörte zu der Unzahl von selbsternannten »Geschäftsmännern«, die nebenbei illegal mit Sha Yang-Artefakten handelten. Ein risikoreiches Gewerbe, denn wenn die Friedenswächter ihn dabei erwischten, würde er im Gefängnis nicht einmal mehr mit Zahnstochern handeln können.
    »Laut meiner Quellen«, hatte Chasu erklärt, »die nebenbei bemerkt nicht gerade billig waren, wird das Schiff, trotz der brisanten Ware, weder von Friedenswächtern eskortiert, noch großartig bewacht sein. Das Personal des Museums hält die Geheimhaltung anscheinend für den besten Schutz. Daher wird das Schiff auch als gewöhnlicher Frachter getarnt sein.«
    Das Risiko war es wert, denn viele Hinterlassenschaften der Sha Yang – egal wie uralt und nutzlos sie auch sein mochten – waren extrem wertvoll. Also beschafften Endriel und Nelen für Chasu die Artefakte und erhielten nach Lieferung eine Viertel Million Gonn als Entlohnung, sowie einen Anteil vom Erlös nach Versteigerung der Ware.
    So lautete die Abmachung.
    Allerdings war Endriel längst nicht so optimistisch wie ihr Auftraggeber. Wenn schon keine Weißmäntel dabei waren, dann garantiert Wachen an Bord des Schiffes. Man flog nicht einfach so ein paar Sha Yang-Artefakte spazieren, ohne für ausreichende Sicherheitsvorkehrungen zu sorgen.
    »Endriel!«, hörte sie Nelens zarte Stimme in ihrem Ohr. »Es kommt! Das Schiff!«
    Ihre Freundin zerrte aufgeregt an Endriels Haaren, während sie mit ihrem winzigen Finger zum Bullauge deutete. Endriel spähte nach draußen und konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken: »Ich hab’s doch gesagt!«
    Aus dem Westen raste ein Drachenschiff heran, seine Antriebe zogen Schweife aus blauem Licht hinter sich her. Es war ein beeindruckender Apparat: gut fünfzig Meter lang, mit einem schlanken, stromlinienförmigen Holzkörper und ehrfurchtgebietenden Schwingen. Sonnenlicht glänzte auf der Pilotenkanzel und zahlreichen Bullaugen. Die Finne auf seinem Rücken ließ Endriel an einen seltsamen, fliegenden Fisch denken – die Kolibri, mit ihrem gestauchten Rumpf und der großen Frachtsektion, wirkte dagegen wie ein gerupftes Huhn am Himmel.
    Noch ein paar Minuten, und die beiden Schiffe würden sich begegnen.
    Wenig Zeit.
    Und nur eine einzige Chance.
    Sie hatte nicht vor, es zu vermasseln.
    Also los!
    Sie verloren keine Sekunde. Nelen flatterte voran; Endriel sprang auf, schnappte sich in der gleichen Bewegung den Rucksack und schnallte ihn um. Als sie über den schlafenden Draxyll hüpfte, streifte sie aus Versehen dessen Horn. Doch als er den Kopf hob, waren die junge Menschenfrau und die Yadi schon verschwunden. »Rüpel«, knurrte das Reptil, gähnte und schlief weiter.
    Auf dem schmalen Korridor begegneten Endriel und Nelen einem Mitglied der Besatzung: ein Skria mit braunem Fell, bekleidet mit einer blauen Tunika.
    »Ist Ihnen nicht gut?«, fragte er Endriel, deren gehetzten Gesichtsausdruck er missverstand.
    Sie lächelte verlegen. »Flugangst.«
    »Verstehe.« Als der katzenartige Riese endlich in Richtung Brücke verschwunden war, stürmte Endriel zum großen, dreieckigen Aussichtsfenster.
    »Bereit?«, fragte sie Nelen.
    »Bereit«, antwortete die Yadi, doch ihre Miene sagte etwas anderes. Dennoch kletterte sie über Endriels Schulter und suchte Schutz in einer Außentasche des Rucksacks.
    Während Endriel ihre letzten Vorbereitungen traf, zählte sie im Takt ihres Herzschlags mit: eins, zwei ... sie stülpte die Kapuze über, schob einen Schal vor den Mund, legte Handschuhe an ... drei, vier ... Aus der rechten Hosentasche zog sie eine Schutzbrille aus Glas und Leder, streifte sie über ... fünf, sechs ...
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