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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel
Autoren: Patrick Dunne
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anschließend trocknen ließ.
    Es gibt zwei Schnittwunden, im Mittel sieben Zentimeter lang, an den vorderen Gelenken, wo die Beine auf den Rumpf treffen – mit anderen Worten, eine in jeder Leiste. Diese Schnitte haben Haut und Sehnen zusammengedrückt und durchtrennt, was auf ein zweischneidiges Tatwerkzeug, etwa eine große Schere schließen lässt. Kein Bluterguss, kein Anzeichen einer Blutung, woraus ich folgere, dass diese Schnitte post mortem ausgeführt wurden. Vielleicht waren die Beine der Toten gespreizt, als die Leichenstarre einsetzte, und es handelte sich um den Versuch, sie zu lösen und gerade zu richten, was ohnehin nicht funktioniert hätte. Das Werkzeug, mit dem diese Schnitte ausgeführt wurden, hat noch an drei anderen Stellen Anwendung gefunden – darauf komme ich später zurück.«
    Dempsey runzelte die Stirn und unterstrich seine Notizen.
    »Dasselbe gilt für die Wunde in der linken Wange…«
    »Inwiefern dasselbe?«
    »Ebenfalls eine Post-mortem-Verletzung. Die an der Wange stammt von einem spitzen Metallgegenstand, der an Ort und Stelle vorgefunden wurde – es handelt sich um ein Schmuckstück, die Replik einer keltischen Brosche von schlichter Ausführung. Ursprünglich dienten diese Broschen als Fibeln, als Gewandnadeln, sie mussten also robust sein; diese hier hatte etwa die Stärke einer Stricknadel und lief am Ende spitz zu. Sie ist zehn Zentimeter lang, in einer Goldlegierung gearbeitet und von einer kreisförmigen, erhabenen Verzierung von knapp vier Zentimeter Durchmesser gekrönt, in deren Mitte ein tiefblauer Stein mit goldenen Sprenkeln eingelegt ist. Die Nadel ist bis zu einer Tiefe von fünf Zentimetern eingedrungen, sie wurde zwischen den Zähnen hindurchgezwängt und in die Zunge gestoßen. Ich habe sie mit den Stichwunden an den Füßen verglichen und glaube, diese könnten vom selben Werkzeug stammen.
    Auf der linken Fußsohle befand sich eine Spur aus getrocknetem Blut; ich dachte zunächst, sie rührte von der Wunde auf der Oberseite her, aber das ließ sich nicht mit der Sorgfalt vereinbaren, die zur Säuberung des Leichnams verwandt wurde. Die Spur war nicht sehr ausgeprägt, aber bei genauerer Prüfung erkannte ich, dass sie absichtlich zurückgelassen wurde… dass man sie sogar entdecken sollte… es handelt sich nämlich um ein Wort, Inspector, oder den Teil eines Wortes… geschrieben mit dem Blut der jungen Frau.«
    Dempsey sah auf, ihre Blicke trafen sich.
    »Ich habe Fotos mitgebracht.«
    Sie holte eine digitale Kamera aus ihrem Aktenkoffer und klickte zum ersten Bild, das sie ihm zeigen wollte, bevor sie ihm die Kamera reichte. Er sah es sich an.
    »Man kann es kaum erkennen, aber es sieht aus wie vier Großbuchstaben, D-E-D-I, sie erstrecken sich von der Ferse bis zum Fußballen und wurden mit etwas geschrieben, das ungefähr so dick war wie das stumpfe Ende eines Bleistifts. Ich habe überlegt, dass es sich um den Teil eines Wortes handeln könnte, dessen Rest an einer anderen Stelle des Leichnams zu suchen wäre, aber ich habe nichts gefunden. Ich habe eine Probe des Blutes ans Labor geschickt, um bestätigen zu lassen, dass es ihr eigenes ist, und für den Fall, dass sich Verunreinigungen aus einer anderen Quelle finden, möglicherweise Zellmaterial des Mörders.«
    »Dedi… dedi… Dedikation…« Ein anderes Wort mit dieser Wurzel fiel Dempsey nicht ein. »Könnte das ›I‹ ein ›L‹ sein?«, fragte er.
    »Dazu dürfte Ihnen erst recht nichts einfallen, Inspector«, sagte sie trocken. »Und nachdem die ersten drei Großbuchstaben sind, sollte man davon ausgehen, dass der vierte auch einer ist. Ich habe den Polizeifotografen gebeten, ein paar Schwarzweißfotos zu machen. Bestimmt erkennen Sie die Buchstaben besser, wenn Sie die fertigen Negative genau ansehen.«
    Das war zumindest eine greifbare, wenn auch rätselhafte Verbindung zu dem unbekannten Täter, dachte Dempsey beim Betrachten der digitalen Bilder. Eine Art Botschaft, die sie entschlüsseln konnten, ein Spiel, das er mit ihnen trieb, oder ein bedeutungsloses Rätsel, das sie nur verwirren sollte.
    »Wie gesagt war die Leiche wie für ein Begräbnis hergerichtet – in Mund, Nasenlöchern und Rektum steckte Watte, die offenbar mit einem stark duftenden Öl getränkt worden war. Ich habe eine Probe zur Analyse ans Labor geschickt. Der auffälligste Befund meiner inneren Untersuchung betrifft den Zustand des Genitalbereichs und des Fortpflanzungstrakts. Vulva, Vagina und die benachbarten
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