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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel
Autoren: Patrick Dunne
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wartest. Mach dich auf einiges gefasst, es ist einfach grauenhaft. Ich würde den, der das getan hat, jederzeit aufknüpfen – nachdem ich ihm vorher die Eier abgeschnitten habe. Hast du aus den Herren Geistlichen in Kilbride noch was herausgekriegt?«
    »Nicht viel. Quinn ist der typische Gemeindepfarrer. Lyons ist ein ziemlicher Quatschkopf. Lavelle war durchaus hilfreich und er hat das Zeug zu einer Art Erklärung für das Ritual.«
    »Auf den müssen wir aufpassen, Kevin. Als Erster am Tatort, du kennst das ja. Ich würde alles mit Vorsicht genießen, was er sagt.«
    »Hmm… er wirkt eigentlich ganz ehrlich, allerdings habe ich heute Nachmittag erlebt, wie er in Wut geriet. Kann’s ihm aber nicht verübeln. Er passt nicht sonderlich zu den beiden anderen Priestern. Ziemlicher Einzelgänger, würde ich sagen. Quinn hat mir ein paar Hintergrundinformationen über ihn gegeben, denen sollten wir nachgehen.«
    »Aha? Hat er sich etwa an Ministranten vergriffen?«
    »Na klar, Jack. Einer, den sein Zölibat frustriert – genau wie bei dir, was?« Dempsey gab seinem Kollegen einen freundlichen Klaps mit auf den Weg, dann rief er ihm nach: »Kümmerst du dich darum, dass die ganze Mannschaft um« – er sah auf die Uhr –, »sagen wir, vier Uhr in Lucan versammelt ist. Stimm die Zeit mit unseren Leuten in Ticknock ab – die wollen uns ihre Ergebnisse vorbeibringen. Wo finde ich Figgy?«
    »An der Tür steht A3, ist ein kleiner Besprechungsraum gleich über dem Obduktionssaal. Wird noch ‘ne Weile dauern, sie ordnet ihre Aufzeichnungen. Und weil du gerade von Frust redest – denk dran: Rauchen verboten!«
    Eine halbe Stunde später begann die Unterredung.
    »Ich habe Ihnen heute Morgen nach meiner ersten Untersuchung bereits mitgeteilt, dass das Opfer zu einem unbestimmten Zeitpunkt vor Entdeckung der Leiche einen massiven und tödlichen Blutverlust erlitten hat.«
    Dr. Figgis trug ein zweiteiliges, marineblaues Kostüm mit rosa Bluse und keinen Schmuck außer einer schlanken Uhr am leicht fleischigen Handgelenk. Sie neigte unabhängig vom Anlass zu einer förmlichen Ausdrucksweise, ein Eindruck, den ihre Stimme, beinahe ein Bariton, noch verstärkte. Dempsey fühlte sich immer an die frühere irische Präsidentin Mary Robinson erinnert. Figgis saß ihm gegenüber an einem Schreibtisch und las von ihrem Laptop ab. Er hielt seinen Spiralblock bereit.
    »Die vorderen beziehungsweise oberen Flächen beider Füße weisen je ein rundes Stichmal auf, hervorgerufen von einem Gegenstand, der jeweils die Dorsalis-Pedis-Arterie durchbohrte. Die Blutergüsse um diese Wunden zeigen an, dass die Verletzungen dem Opfer zugefügt wurden, als es noch lebte. Es handelt sich zwar um keine schweren Verletzungen, doch hatten sie durch die Beschädigung der Arterien eine beträchtliche Blutung zur Folge. Im Bereich von Handgelenken und Knöcheln waren Spuren kapillarer Blutergüsse festzustellen, zusammen mit Hautabschürfungen, vor allem an den Handgelenken und Knöcheln selbst. Weiter –«
    »Worauf lässt das schließen?«
    »Dass ihr in diesen Bereichen sehr eng sitzende Fesseln angelegt wurden und dass sie verzweifelt versucht hat, sich aus ihnen zu befreien.«
    »Keine Brandspuren von Stricken, keine Fasern auf ihrer Haut?«
    »Nein. Ich gehe davon aus, dass die Fesseln aus einem dünnen, glatten Material waren, Plastik vielleicht.«
    »Wie Kabelbinder?«
    »Nein, biegsamer, sodass man die Fessel sehr eng machen konnte. Ein steiferes Material hätte einen gewissen Bewegungsspielraum gelassen und folglich zu mehr Scheuerspuren geführt. Aber Sie werden wie immer der Erste sein, den ich benachrichtige, Detective Inspector, falls ich zweckdienliche Informationen habe. Darf ich jetzt fortfahren?«
    »Ja, natürlich, Doktor.« Sie mochte es nicht, wenn sie unterbrochen wurde.
    »Weiter also mit anderen äußerlichen Merkmalen: Ich sollte wohl erwähnen, dass der Leichnam des Opfers gereinigt und gewaschen wurde, hergerichtet und aufgebahrt wie für eine Beerdigung, sogar die Fingernägel hatte man ihr geschrubbt. Das ist in Mordfallen nicht die Regel und stellt aus gerichtsmedizinischer Sicht eine zusätzliche Schwierigkeit dar. Und wenn ein Leichnam im Leichenschauhaus zur Beerdigung vorbereitet wurde, sollte man annehmen, auf Seifenrückstände, Körperpuder vielleicht oder Handtuchfasern zu stoßen. Ich habe von alldem keine Spur gefunden, was den Schluss nahe legt, dass man die Tote eventuell mit Wasser abgespritzt hat und
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