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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel
Autoren: Patrick Dunne
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Tagen vermisst. Sie war auf dem Fest zum einundzwanzigsten Geburtstag einer Freundin gewesen, in einem Hotel im Norden der Stadt.« Detective Inspector Kevin Dempsey unterrichtete die drei Priester der Gemeinde Kilbride in Liam Lavelles Wohnzimmer vom Stand der Dinge. Er war ein kräftiger Mann mit kurz geschnittenem grauem Haar, das eine tonsurförmige kahle Stelle einrahmte, und trug einen blauen Regenmantel, aus dem er gerade einen Spiralblock gezogen hatte.
    Lavelle hatte Dempsey einen Lehnstuhl angeboten und sich selbst auf den zweiten gesetzt, während sich die beiden anderen Priester die Couch vor dem leeren Kamin teilten. Es war Mittag, im Haus lief keine Heizung, und alle vier froren. Lavelle war außerdem übermüdet – er hatte nicht geschlafen, seit er die Leiche in der Kirche gefunden hatte. Die Priester waren schon am Morgen einzeln vernommen worden, aber sie hatten kaum Informationen zu dem Fall erhalten, der ihre Gemeinde in die Schlagzeilen brachte. Deshalb hatten sie Dempsey um diese Unterredung gebeten.
    »Sie teilte sich mit zwei Freunden ein Taxi in die Stadt, um den Nachtbus noch zu kriegen – die drei trennten sich, und sie stieg in den Bus nach Ballinteer, das liegt auf dem Weg in die Hügel vor Dublin. Wir wissen, dass eine junge Frau, auf die ihre Beschreibung passt, dort in eine durchgehend geöffnete Tankstelle gegangen ist; wahrscheinlich wollte sie ihre Eltern anrufen und sich abholen lassen, aber das Telefon war defekt. Vermutlich beschloss sie dann, die anderthalb Kilometer zu ihrem Elternhaus zu laufen, das außerhalb der Siedlung liegt, an der Straße in Richtung Ticknock. Danach wurde sie nicht mehr gesehen. Wir sind zunächst der Möglichkeit nachgegangen, dass ein Angreifer ihr vom Bus oder der Tankstelle aus gefolgt ist. Inzwischen ist klar, dass sie entführt und ermordet wurde, aber wo und zu welchem Zeitpunkt nach ihrem Verschwinden, kann ich nicht sagen.«
    »Hören Sie, Inspector«, knurrte Paddy Quinn, der silberhaarige Gemeindepfarrer. Er trug als Einziger unter Dempseys Zuhörern ein vollständiges schwarzes Priestergewand. »Haben Sie eine Erklärung dafür, warum eine junge Frau, die unseres Wissens keine Verbindung zu Kilbride hat, ausgerechnet in unserer Pfarrkirche tot aufgefunden wird?«
    »Nein. Hat jemand von Ihnen eine?«
    Lavelle beobachtete, wie der Polizist sie alle drei rasch der Reihe nach ansah, wobei er den Eindruck hatte, dass sein Blick eine Spur länger auf ihm selbst verweilte. Dempseys Augen waren klein für sein Gesicht, oder sie wirkten klein, weil sie über einem Paar feister Wangen saßen, aber sie waren lebhaft und wachsam. Lavelle überlegte, dass sein Bart, die Lederjacke und der offene Hemdkragen ihn in den Augen des Detective nicht nur räumlich von den beiden konventioneller aussehenden Priestern auf der Couch abhob.
    Niemand hatte eine Idee.
    »Sie sagen, sie wurde ermordet«, wandte sich Conor Lyons, der jüngere der beiden Kuraten, wichtigtuerisch an den Detective. »Auf welche Weise?«, Lyons trug einen leuchtend grünen Golfpullover mit V-Ausschnitt, der ein pastoralgraues Hemd mit Priesterkragen sehen ließ. Sein Gesicht war rosig und glänzte, als hätte er es den ganzen Morgen heftig geschrubbt.
    »Die amtliche Pathologin wird in etwa einer Stunde mit der Obduktion beginnen, aber ihre vorläufige Untersuchung weist auf einen Zusammenbruch aller Körperfunktionen infolge massiver Blutung hin – Sarah wurde ausgeblutet… sie hatte kaum noch einen Tropfen Blut in den Adern.«
    »O Herr, steh uns bei!«, platzte Lyons heraus.
    Lavelle schloss die Augen, um einen Blickkontakt zu verhindern, bevor Lyons ihn ebenfalls zu einer melodramatischen Reaktion auffordern konnte. Kein Blut mehr in ihr. Wobei war das eine Bedingung? Bei einem Opfer .
    »Es sieht aus, als hätten wir es mit einem Ritualmord zu tun«, sagte Dempsey zu Quinn, ohne auf Lyons zu achten.
    »Erinnert es Sie an irgendeine Zeremonie – eine Schwarze Messe vielleicht?«
    »Ich bezweifle, dass einer von uns hier je Zeuge einer Schwarzen Messe oder sonstigen satanischen Treibens war, aber die Verwendung eines weiblichen Körpers in Blasphemien wie der Gnostischen Messe ist bekannt… allerdings handelt es sich dabei meines Wissens um eine lebende Person, nicht um einen Leichnam. Habe ich Recht, Liam?«
    Pfarrer Lavelle, der zusammengesunken in seinem Lehnstuhl saß und die Augen geschlossen hatte, nickte zerstreut. Welches Datum war heute? Der 1. Februar. Der
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