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Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Tochter einrichten lassen.«
    Der Polizeichef nickte; ein widerstrebendes Dankeschön für das Kompliment an ein Familienmitglied. Obwohl Fran Brodie als Innenausstatterin sehr erfolgreich war, fand ihr Vater ihre Berufswahl extravagant.
    Qwilleran erhob sich, hielt ihm die braune Papiertüte hin und sagte: »Da ist ein Tröpfchen Weihnachtsfreude, Andy. Also dann, bis nach den Feiertagen.«
    In früheren Zeiten war Qwilleran notgedrungen sparsam gewesen – er war bei einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen, hatte sich das College selbst verdient und dann im Süden unten als unterbezahlter Reporter gearbeitet. Durch seine jetzige finanzielle Situation hatte er jedoch den Luxus kennengelernt, großzügige Geschenke machen zu können. Bei bestimmten Dingen war er noch immer sparsam – zum Beispiel kaufte er für sich selbst nur gebrauchte Autos –, doch es machte ihm Spaß, Geschenke zu machen, andere zu einem Drink oder einem Abendessen einzuladen, Blumen zu schicken und großzügige Trinkgelder zu geben.
    Als er schließlich am 23. Dezember seine Weihnachtseinkäufe in Angriff nahm, hatte er eine lange Liste. Zum Glück war er beim Einkaufen schnell; er traf rasche Entscheidungen, ohne nach dem Preis zu fragen. Als er zu seiner Einkaufstour aufbrach, ließ er sein Auto auf dem öffentlichen Parkplatz stehen, zog den Reißverschluß seiner wattierten Jacke hoch, klappte seine wollenen Ohrenschützer herunter, zog sich die gefütterten Handschuhe an und stapfte in seinen Winterstiefeln ins Stadtzentrum.
    Auf der Hauptstraße drängten sich die Menschenmassen, die sich fröhlich zwischen den mannshohen Schneewänden hindurchschlängelten. Die Wintersonne war gerade stark genug, um den Glimmer in den Steinfassaden der Geschäfts- und Bürogebäude zum Glitzern zu bringen; Girlanden aus Tannenzweigen hingen von den Dächern und waren zwischen den Straßenlaternen über die Straße gespannt. Das Stimmengewirr und das Rumpeln der langsam fahrenden Autos wurde von den Tonnen von Schnee gedämpft, der überall aufgetürmt und am Straßenrand festgefroren war. (In Moose County wurde kein Salz gestreut.) Doch seltsamerweise verstärkte dieses akustische Phänomen die Weihnachtsmusik, die immer wieder erklang, das Klingeln der Glöckchen an den Pferdeschlitten, das ab und zu ertönte, und das metallene Läuten der Glocke des Weihnachtsmannes an der Straßenecke.
    Zuerst ging Qwilleran in das Kaufhaus Lanspeak, um dort ein Geschenk für Polly Duncan zu finden. Carol Lanspeak bediente ihn persönlich. Sie und ihr Mann Larry waren ein außergewöhnliches Paar: gute Geschäftsleute, prominente Bürger der Gemeinde und überaus talentierte Mitglieder des Theaterclubs von Pickax.
    Carol sagte mit einem liebevoll tadelnden Unterton: »Ich wußte, Sie würden in letzter Minute hereingeschneit kommen, also habe ich ein Kostüm in Pollys Größe beiseite gelegt, ein reizendes terrakottafarbenes Wildlederkostüm. Seit ihrer Operation hat sie ja Größe vierzig. Was haben diese Herzspezialisten bloß mit ihr gemacht?«
    »Sie haben sie überzeugt, daß sie täglich zwei Meilen Spazierengehen und auf all ihre Lieblingsspeisen verzichten soll.«
    »Nun, sie sieht wunderbar aus! Und sie trägt jetzt auch mal andere Farben als immer diese trostlosen Grau- und Blautöne.«
    Qwilleran warf einen einzigen Blick auf das Kostüm und sagte: »Ich nehme es.«
    »Wir haben auch eine schicke Bluse, die…«
    »Die nehme ich auch.« Die Bluse hatte ein großes terrakottafarben und weißes Hahnentrittmuster.
    »Polly wird vor Begeisterung in Ohnmacht fallen!« versprach Carol.
    »Polly fällt nicht so leicht in Ohnmacht«, sagte er. Polly war eine bezaubernde Frau in seinem Alter mit einer sanften, melodischen Stimme, doch in den Samthandschuhen steckte eine eiserne Hand, mit der sie die Stadtbibliothek führte. »Wo verbringt ihr beide den Weihnachtstag, Qwill?«
    »Bei den Rikers. Was haben Sie und Larry für Pläne?«
    »Natürlich feiert unsere Tochter mit ihrem derzeitigen Freund bei uns, und wir haben die Carmichaels und ihren Besuch eingeladen. Sehen Sie Willard und Danielle häufig?«
    Nicht, wenn ich es verhindern kann, dachte Qwilleran. Laut sagte er jedoch höflich: »Unsere Wege scheinen sich nicht oft zu kreuzen.« Die Lanspeaks hatten ihn mit dem neuen Bankdirektor und seiner koketten jungen Frau bekanntgemacht. Die Ungeniertheit, mit der Danielle mit ihm zu flirten versuchte, und ihre durchdringende Stimme mißfielen ihm.
    »Ich
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