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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels
Autoren: Rachel Hore
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in der Tür, Chantal folgte ihm und hielt die kleine Georgie an der Hand. Direkt hinter ihr kamen Alexia und Max, nein, sie mussten stehen bleiben, denn Max’ Köfferchen mit der Holzeisenbahn hatte sich geöffnet, und sie mussten das Spielzeug wieder einsammeln. Die Erwachsenen schüttelten Hände zur Begrüßung, drückten sich gegenseitig Küsschen auf die Wangen und umarmten einander. Cecelia führte Chantal, Georgie und Alexia zur Halskette und überließ es Robert, mit Max und dessen hölzerner Spielzeuglokomotive zurechtzukommen und Lord Madingsfield, der gerade in strahlender Laune die Ausstellung betreten hatte, Honig um den Bart zu schmieren.
    Jude und Euan nutzten die Gelegenheit, sich die Ausstellung auf eigene Faust anzuschauen, und fingen bei der ersten Tafel an. Cecelias Geschichte über Esther begann, wie alle wirklich guten Geschichten, ganz am Anfang. Falls man überhaupt sagen kann, dass es einen Anfang gab, denn Lucille, die junge, unglückliche Ehefrau aus Frankreich, brachte bereits eine eigene Geschichte mit, als sie bei den Madingsfields eintraf. Vielleicht konnte man nur raten, wie sie von ihrer Familie und aus ihrer Heimat fortgerissen worden war und, das war entscheidend – fortgerissen von dem unbekannten Mann, der ihr Herz erobert hatte –, nur um mit einem wohlhabenden englischen Aristokraten eine gute Partie zu machen.
    Die Tafel zeigte das Porträt eines sinnlichen jungen Burschen. Er lächelte nicht, und ein Anflug von Grausamkeit spielte um seinen Mund. Das war Lucilles neuer Ehemann, der Viscount und Erbe der Grafschaft der Madingsfields, der Liebling seiner Mutter, der noch niemals im Leben das Wörtchen Nein gehört hatte. Es war unübersehbar, dass es Cecelias größtes Vergnügen gewesen war, sich in die Archive der Madingsfields und anderer zu vergraben und dieses Bild von ihm aufzubauen. Aber sie war natürlich auch wissenschaftlich vorgegangen und hatte die hieb- und stichfesten Informationen von bloßen Andeutungen und Gerüchten genau zu trennen gewusst.
    Jude hatte sie unterstützt, indem sie alles recherchierte, was mit der toten Frau zu tun hatte, die im Waldgebiet des nördlichen Norfolk im Jahr 1765 aufgefunden worden war. Es galt, die Zeitungen von damals durchzusehen, denn der Bericht des Leichenbeschauers war nicht erhalten. Obwohl man nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, dass es sich bei der Frau um die durchgebrannte Lucille handelte, gab es mehrere Details, die diese Vermutung nahelegten: ihre Kleidung, ihre körperliche Erscheinung und die Tatsache, dass Haut und Finger sich in einem gepflegten Zustand befanden und dass es im Bericht des Leichenbeschauers geheißen hatte, sie sei »möglicherweise ausländischer Herkunft«. Die Frau war aus kurzer Distanz erschossen worden, wahrscheinlich nicht, um ausgeraubt zu werden, denn der goldene Ehering saß ihr immer noch auf dem Finger, und auf dem Boden wurden ein paar Münzen gefunden. Niemand wusste, wer sie war und woher sie kam. Und obwohl festgestellt wurde, dass sie mindestens ein Kind geboren hatte, wurde nirgends erwähnt, dass man auch zwei kleine Mädchen aufgefunden hatte.
    Eines von ihnen war Esther gewesen.
    Die nächste Tafel zeigte ein Gemälde von Starbrough Hall und zitierte die Stelle aus Esthers Denkschrift, in der sie beschrieb, wie sie als Kleinkind auf der Straße gefunden worden war und dabei Lucilles Sternenkette umklammert hielt. Es gab auch Vermutungen, was mit dem anderen kleinen Mädchen geschehen sein mochte. Jude sah, dass Euan die Stirn runzelte.
    »Hat Cecelia nicht darüber nachgedacht, dass das Zigeunermädchen Esthers Schwester sein könnte?«, fragte er.
    »Das habe ich mich auch gefragt. Aber es gibt keine hinreichenden Beweise.«
    »Aber Summer glaubt, dass es so war. Obwohl wir Träume vermutlich nicht als Beweis werten dürfen.«
    Jude schüttelte heftig den Kopf. »Nein, wohl kaum.«
    Die dritte Tafel beschrieb Anthonys Leidenschaft für die Astronomie. Zwei der Observationsjournale lagen geöffnet in der Vitrine, daneben die Transkriptionen, die Jude angefertigt hatte. Sogar ein Video mit eingesprochener Stimme gab es, das den Betrachter in den Turm führte, wo Cecelias Team das Teleskop aufgebaut hatte, das hier zu sehen war.
    In der Ausstellung ging es damit weiter, dass die Bedeutung der Starbrough-Entdeckungen sorgfältig erläutert wurden. Ein weiteres Video zeichnete nach, wie Herschel den siebten Planeten, Uranus, identifiziert hatte, und in der nächsten Vitrine
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