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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers
Autoren: Dean R. Koontz
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Bedauern als auch Selbstmitleid zum Ausdruck kamen. Doch das wichtigste Element fehlte ihr noch: Sie mußte unbedingt mehr über den Helden Jim Ironheart in Erfahrung bringen. Die Zeitungsleser wollten sicher alles über ihn wissen. Derzeit konnte Holly nur seinen Namen nennen und schreiben, daß er in Südkalifornien wohnte.
    Sein brauner Koffer stand an der Wand neben ihr; sie sah immer wieder darauf hinab und spielte mit dem Gedanken, ihn zu öffnen und den Inhalt zu erforschen. Zuerst verstand sie nicht, warum sie einen solchen Wunsch empfand – doch dann fiel ihr ein, daß es recht ungewöhnlich für einen Mann war, mit Gepäck in einem Wohnviertel unterwegs zu sein. Als Journalistin hatte sie längst die Neigung entwickelt, auf ungewöhnliche Dinge zu achten; es handelte sich um eine unabdingbare Voraussetzung ihres Berufs.
    Als Ironheart die Toilette verließ, starrte Holly noch immer auf den Koffer. Sie zuckte schuldbewußt zusammen und fühlte sich irgendwie ertappt.
    »Wie geht es Ihnen?« fragte sie.
    »Gut.« Der Mann hinkte. »Aber wie ich Ihnen schon sagte … Ich möchte nicht interviewt werden.«
    Er hatte sich das dichte braune Haar gekämmt und den größten Teil des Schmutzes von der weißen Baumwollhose geklopft. Außerdem trug er nun wieder beide Schuhe, obgleich der linke übel zugerichtet und an einer Stelle sogar aufgerissen war.
    »Es dauert nicht lange«, versprach Holly.
    »Dafür wäre ich Ihnen dankbar«, erwiderte Ironheart und lächelte.
    »Ach, kommen Sie, seien Sie nett.«
    »Tut mir leid. Ich gäbe ohnehin nur schlechten Lesestoff.«
    »Sie haben dem Jungen das Leben gerettet!«
    »Abgesehen davon bin ich langweilig.«
    Irgend etwas an ihm stand in einem auffallenden Gegensatz zu dieser Behauptung. Allerdings fiel es Holly zunächst schwer herauszufinden, warum Ironheart einen solchen Reiz auf sie ausübte. Er war etwa fünfunddreißig, knapp eins achtzig groß, schlank und dennoch muskulös. Er wirkte durchaus attraktiv, sah jedoch nicht wie ein Filmstar aus. Holly fand seine Augen wunderschön, ja, doch sie fühlte sich nie aufgrund des Erscheinungsbilds zu einem Mann hingezogen; ein außergewöhnliches Merkmal genügte sicher nicht.
    Ironheart griff nach seinem Koffer und humpelte durch den Flur.
    »Sie sollten sich von einem Arzt untersuchen lassen«, schlug Holly vor und folgte ihm.
    »Schlimmstenfalls ist der Knöchel verstaucht.«
    »Es wäre besser, ihn trotzdem behandeln zu lassen.«
    »Ich kaufe mir im Flughafen eine elastische Binde. Oder zu Hause.«
    Vielleicht ging die Anziehungskraft von seinem Verhalten aus. Er sprach ruhig und sanft, lächelte ungezwungen, wirkte wie ein Gentleman aus dem Süden, ohne daß die Journalistin einen besonderen Akzent bemerkte. Darüber hinaus bewegte er sich mit verblüffender Anmut, obwohl er hinkte. Holly erinnerte sich daran, die Eleganz eines Ballettänzers beobachtet zu haben, als er den Knaben auf der Straße zur Seite riß und ihn vor dem heranrasenden Lieferwagen rettete. Sie fand so etwas sehr reizvoll, und hinzu kam Ironhearts offene, ungekünstelte Freundlichkeit. Aber es waren nicht diese Eigenschaften, die sie faszinierten. Es ging dabei um etwas Subtileres.
    »Wenn Sie wirklich nach Hause zurückkehren möchten …«, begann Holly, als sie die vordere Tür erreichten. »Was halten Sie davon, wenn ich Sie zum Flughafen fahre?«
    »Danke, sehr nett von Ihnen. Aber ich komme auch allein zurecht.«
    Sie trat mit ihm zusammen auf die Veranda. »Zu Fuß ist der Weg ziemlich lang.«
    Ironheart blieb stehen und runzelte die Stirn. »O ja. Nun, bestimmt gibt’s hier irgendwo eine Telefonzelle. Ich rufe ein Taxi.«
    »He, Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben. Ich bin keine wahnsinnige Mörderin. In meinem Wagen würden Sie vergeblich nach einer Kettensäge suchen.«
    Einen Augenblick lang starrte sie der Mann groß an, und dann lächelte er entwaffnend. »Eigentlich scheinen Sie mehr der Typ zu sein, der stumpfe Gegenstände benutzt, um seine Opfer zu erschlagen.«
    »Ich bin Journalistin. Wir verwenden Schnappmesser. Doch in dieser Woche habe ich noch niemanden umgebracht.«
    »Und in der letzten?«
    »Zwei. Aber es waren Vertreter, die von Tür zu Tür gingen.«
    »Es ist trotzdem Mord.«
    »Aber mildernde Umstände lassen sich nicht leugnen.«
    »Na schön, ich nehme Ihr Angebot an.«
    Hollys blauer Toyota stand auf der anderen Straßenseite, nur zwei Fahrzeuge von dem geparkten Auto entfernt, das der betrunkene Fahrer
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