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Die Jury

Titel: Die Jury
Autoren: John Grisham
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bleiben etwa zweihundert Wagen übrig.«
    »Vielleicht auch weniger. Wie viele Leute sind so fies wie Billy Ray Cobb?«
    »Und wenn er unschuldig ist?«
    »Das bezweifle ich.«
    »Gehen wir einmal davon aus.«
    »Bald wissen wir Bescheid. Der Kerl hat ein großes Maul, erst recht dann, wenn er was getrunken hat.«
    Zwei Stunden lang beobachteten sie, wie Hueys Gäste kamen und gingen. Lkw-Fahrer, Papierholzschneider, Arbeiter aus Fabriken oder von den Farmen parkten ihre Pickups und Jeeps auf dem Kies. Sie besuchten die Kneipe, um zu trinken, Billard zu spielen, der Band zuzuhören oder Frauen abzuschleppen. Einige verließen den Laden, verschwanden nebenan in Anns Saloon und kehrten nach einigen Minuten zurück. Der Saloon war dunkler, sowohl innen als auch außen; ihm fehlten die bunten Werbeleuchten, die schon von weitem auf Hueys hinwiesen. Er stand in dem Ruf, ein Drogentreffpunkt zu sein, doch der Schuppen hatte alles: Musik, Frauen, Stoff, Pokerautomaten, Würfel, Tanz und Schlägereien. Einmal taumelten mehrere Streithähne durch die Tür, setzten ihren Kampf auf dem Parkplatz fort und schlugen dort wild um sich – bis sie die Lust an der Sache verloren und wieder zu den Würfeltischen torkelten.
    »Ich hoffe, Bumpous war nicht daran beteiligt«, murmelte der Sheriff.
    Die meisten Gäste mieden die kleinen, schmutzigen Toiletten in der Kneipe und erleichterten sich statt dessen draußen, zwischen den Pickups. Insbesondere am Montag, wenn zehn Cent für ein Bier Rednecks aus vier Countys anlockten; dann wurde jeder Wagen auf dem Parkplatz mindestens dreimal bepinkelt. Etwa einmal pro Woche regte sich irgendein Autofahrer über das Geschehen vor Hueys auf, und dann mußte Ozzie jemanden verhaften. Ansonsten drückte er beide Augen zu.
    Sowohl Hueys Bierstube als auch Anns Saloon verstießen gegen zahlreiche Gesetze: Glücksspiel, Rauschgift, schwarz gebrannter Whisky, Minderjährige, Prostitution und so weiter. Kurz nach seiner ersten Wahl zum Sheriff hatte Ozzi beschlossen, alle Spelunken in der County zu schließen. Diese Maßnahme erwies sich aber als großer Fehler. Die Zahl der Verbrechen stieg rapide an. Das Gefängnis war überfüllt. Die Gerichte hatten mehr Arbeit als jemals zuvor. Hunderte von Rednecks fuhren in langen Kolonnen nach Clanton und parkten vor dem Gerichtsgebäude. Jeden Abend versammelten sie sich dort, tranken, randalierten, drehten ihre Radios auf volle Lautstärke und pöbelten die entsetzten Bürger an. An jedem Morgen ähnelte der Platz einer Müllhalde: Überall lagen Bierdosen und Flaschen. Ozzie schloß auch die illegalen Lokale. In nur einem Monat verdreifachte sich die Anzahl von Einbrüchen, Überfällen und Messerstechereien. Hinzu kamen zwei Mordfälle innerhalb von sieben Tagen.
    Einige Gemeinderäte der belagerten Stadt trafen sich mit Ozzie und baten ihn, nicht ganz so streng zu sein. Er erinnerte sie höflich daran, daß sie während des Wahlkampfs darauf bestanden hatten, alle Spelunken zu schließen. Die Räte gestanden ihren Irrtum ein und flehten den Sheriff an, die entsprechenden Kneipen wieder zu öffnen. Sie versprachen, ihn auch bei der nächsten Wahl zu unterstützen. Walls gab nach, und schon bald normalisierten sich die Verhältnisse in der Ford County.
    Ozzie freute sich nicht darüber, daß jene Etablissements in seinem Bezirk florierten, aber eines stand fest: Wenn sie geöffnet blieben, waren die gesetzestreuen Bürger weitaus sicherer.
    Um zweiundzwanzig Uhr dreißig teilte ihm die Zentrale mit, der Informant sei am Telefon und wolle den Sheriff sprechen. Ozzie nannte seinen Aufenthaltsort. Eine Minute später kam Bumpous aus der Kneipe und wankte zu seinem Auto. Die Räder drehten durch, als er Gas gab und zur Kirche raste.
    »Er ist betrunken«, brummte Hastings.
    Bobby donnerte über den Kirchenparkplatz und hielt mit quietschenden Reifen dicht neben dem Streifenwagen an. »Hallo, Sheriff!« rief er.
    Ozzie ging zu dem Pickup. »Warum hat es so lange gedauert?«
    »Sie meinten doch, ich könnte mir Zeit lassen.«
    »Sie fanden den Verdächtigen vor zwei Stunden!«
    »Ja, Sheriff. Aber haben Sie jemals versucht, zwanzig Dollar auszugeben, wenn eine Dose Bier nur fünfzig Cent kostet?«
    »Sie sind betrunken.«
    »Nein, nur gut drauf. Wie wär's, wenn Sie mir noch einen Zwanziger geben?«
    »Haben Sie etwas herausgefunden?«
    »Über was?«
    »Cobb!«
    »Oh, er ist dort drin.«
    »Das weiß ich! Und sonst?«
    Das Lächeln wich von Bumpous' Lippen, als
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