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Die Jury

Titel: Die Jury
Autoren: John Grisham
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Mühle versaut. Sieh nur, wie sie blutet.«
    Willard überlegte eine Minute lang und trank. »Wir werfen sie von einer Brücke«, verkündete er stolz.
    »Gute Idee. Verdammt gute Idee.« Cobb trat auf die Bremse. »Gib mir 'n Bier.« Sein Kumpel stieg aus und holte zwei Dosen von hinten.
    »Ihr Blut klebt sogar auf dem Kühlfach«, sagte er, als sie die Fahrt fortsetzten.
     
    Gwen Hailey ahnte Schreckliches. Normalerweise hätte sie einen der Jungen zum Laden geschickt, aber die mußten im Garten Unkraut jäten – eine väterliche Strafe. Tonya war schon einmal allein losgegangen, um in dem nur anderthalb Kilometer entfernten Geschäft einzukaufen, und sie hatte sich dabei als zuverlässig erwiesen. Doch nach zwei Stunden beauftragte Gwen die Jungen, nach ihrer Schwester Ausschau zu halten. Die Brüder vermuteten, daß sich Tonya bei den Pounders befand und dort mit den vielen Kindern spielte. Oder vielleicht hatte sie beschlossen, ihre beste Freundin Bessie Pierson zu besuchen.
    Der Ladenbesitzer Mr. Bates meinte, das Mädchen sei vor einer Stunde bei ihm gewesen. Einer der drei Jungen, Jarvi, fand eine Einkaufstüte neben der Straße.
    Gwen rief die Papierfabrik an und verständigte ihren Mann. Dann brach sie mit Carl Lee jr. auf und fuhr über die Kieswege in der Nähe des Geschäfts. Sie machten einen Abstecher zu der alten Barackensiedlung unweit der Graham-Plantage, um bei einer Tante nachzufragen. Sie hielten am Broadway-Laden, fast zwei Kilometer von Bates' Lebensmittelgeschäft entfernt, und einige alte Schwarze sagten ihnen, sie hätten das Mädchen nicht gesehen. Gwen und ihr Sohn folgten auch dem Verlauf der vielen anderen schmalen Straßen, doch von Tonya fehlte jede Spur.
     
    Cobb suchte vergeblich nach einer Brücke, auf der keine Nigger mit Angelruten saßen. An jeder Brücke, der er sich näherte, hockten vier oder fünf Neger mit großen Strohhüten, und am Ufer saßen weitere Schwarze auf Eimern. Sie bewegten sich nur, wenn sie Fliegen oder Moskitos verscheuchten.
    Beginnende Panik prickelte in Billy Ray. Willard war eingeschlafen und keine Hilfe mehr; er mußte das Mädchen allein verschwinden lassen, um zu verhindern, daß es etwas ausplauderte. Sein Kumpel schnarchte und grunzte leise, während Cobb den Pickup über verschiedene Straßen steuerte, auf der Suche nach einer Brücke oder einem Steg, wo er die Kleine ins Wasser werfen konnte, ohne daß ihn Nigger mit Strohhüten beobachteten. Er blickte in den Rückspiegel und sah, daß sie aufzustehen versuchte. Sofort bremste Billy Ray, und das Mädchen prallte an die vordere Seite der Ladefläche, dicht unter dem Fenster. Willard stieß ans Armaturenbrett, sank vor den Beifahrersitz und schlief weiter. Cobb verfluchte ihn ebenso wie die Schwarze.
    Der Lake Chatulla stellte kaum mehr dar als ein großes, seichtes, von Menschen geschaffenes Schlammloch mit einem anderthalb Kilometer langen, grasbewachsenen Damm am einen Ende. Er erstreckte sich in der südwestlichen Ecke der Ford County, und einige Morgen reichten bis in die Van Buren County. Im Frühling konnte er sich rühmen, die größte Wasserfläche im Staat Mississippi zu sein, aber im Sommer regnete es nicht mehr, und dann führte die Hitze dazu, daß der See langsam austrocknete. Die bis dahin hübschen Ufer strebten einander dann entgegen und säumten ein tiefes, rotbraunes Becken, in das sich zahlreiche Rinnsale, Bäche und auch einige kleine Flüsse ergossen. Letztere sorgten dafür, daß im Lauf der Zeit Dutzende von Brücken entstanden.
    Der gelbe Pickup raste nun über eine davon, und Cobb hielt mit wachsender Verzweiflung nach einem geeigneten Ort Ausschau, um den unerwünschten Passagier loszuwerden. Er erinnerte sich an eine kleine Holzbrücke am Foggy Creek, doch als ihn nur noch hundert Meter davon trennten, sah er mehrere Nigger mit Strohhüten. Billy Ray bog ab, fuhr über einen noch schmaleren Weg und hielt schließlich an. Rasch stieg er aus, zerrte die Schwarze von der Ladefläche und warf sie in den Graben.
     
    Carl Lee Hailey kam nicht sofort nach Hause. Gwen geriet leicht außer sich und hatte schon öfter in der Fabrik angerufen, weil sie fürchtete, die Kinder seien entführt worden. Er arbeitete bis zum Feierabend, stempelte seine Karte und fuhr diesmal in nur dreißig Minuten nach Hause, fünf Minuten schneller als sonst. Seine Gelassenheit wich aber jäher Besorgnis, als er vor dem Haus einen geparkten Streifenwagen sah. Verschiedene Autos, die meisten von
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