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Die Jury

Titel: Die Jury
Autoren: John Grisham
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nach links und schloß die Augen. Neue Schmerzen standen ihr bevor.
    Sie blickte durch die Bäume und bemerkte etwas, einen Mann, der durchs Gebüsch lief. Ihr Vater. Er schrie und rannte, um ihr zu helfen, um sie zu retten. Sie rief seinen Namen, doch plötzlich verschwand er. Irgendwann schlief sie ein.
     
    Als sie erwachte, lag einer der beiden Männer unter der Ladeklappe des Wagens und der andere neben einem Baum. Sie schnarchten leise. Die Arme und Beine des Mädchens waren taub. Blut, Bier und Urin hatten den Boden unter ihr in eine schlammige, klebrige Masse verwandelt, die an dem zarten Körper des Kindes festhaftete und rissig wurde, wenn es sich bewegte. Die Schwarze dachte nur daran, zu fliehen und zu entkommen, aber selbst wenn sie ihre ganze Kraft sammelte: Sie konnte nur einige Zentimeter weit nach rechts rutschen. Die Füße waren so hoch festgebunden, daß ihr Gesäß kaum den Boden berührte. Außerdem hatte sie fast kein Gefühl mehr in Armen und Beinen.
    Sie sah zum Wald und hielt nach ihrem Vater Ausschau, rief lautlos seinen Namen. Eine Zeitlang wartete sie, und schließlich schlief sie wieder ein.
    Als sie zum zweiten Mal erwachte, wankten ihre Peiniger über die Lichtung. Der größere Mann kam mit einem Messer, griff nach dem linken Fuß und zerschnitt das Seil. Als er auch die Fessel am rechten Bein löste, rollte sie sich zusammen und kehrte ihm den Rücken zu.
    Cobb griff nach einem langen Strick, warf ihn über einen Ast und knüpfte eine Schlinge, die er der Kleinen über den Kopf streifte. Er nahm das andere Ende und kehrte damit zum Pickup zurück. Willard hockte dort, rauchte einen Joint und grinste. Billy Ray straffte die Leine und zog daran; der wehrlose, nackte Körper glitt über den Boden und blieb direkt unter dem Ast liegen. Das Mädchen schnappte nach Luft und hustete. Cobb lockerte das Seil ein wenig und gönnte dem Opfer noch einige Minuten. Dann band er den Strick an der Stoßstange fest und öffnete eine Dose Bier.
    Die Männer saßen auf der Ladeklappe, tranken, rauchten und starrten zu der Schwarzen hinüber. Sie hatten den größten Teil des Tages am See verbracht. Cobb kannte dort jemanden, der ein Boot besaß und ihnen einige Frauen vorstellte, die leicht zu haben sein sollten, jedoch nur die kalte Schulter zeigten. Billy Ray verteilte großzügig Stoff und Bier, aber die Miezen lehnten es ab, sich dafür zu bedanken. Enttäuscht verließen sie den See und fuhren einfach nur durch die Gegend – bis sie das Mädchen sahen. Mit einer Einkaufstüte wanderte es am Kiesweg entlang; Willard warf eine Bierdose und traf es am Hinterkopf.
    »Willst du's erledigen?« fragte Willard. Seine Augen waren gerötet und trüb.
    Cobb zögerte. »Nein, ich überlasse es dir. Du hattest die Idee.«
    Willard schob sich den Joint zwischen die Lippen, inhalierte tief und spuckte. »Nein, das stimmt nicht. Du bist der Fachmann, wenn's um das Töten von Niggern geht. Diese Sache fällt in deinen Zuständigkeitsbereich.«
    Billy Ray band das Seil von der Stoßstange los und straffte es. Der Strick schabte Borke vom Ulmenast, und einige Rindenstücke fielen auf das Mädchen hinab, das die Männer nun aufmerksam beobachtete. Es hustete.
    Plötzlich hörte es etwas – einen Wagen mit defektem Auspuff. Die beiden Weißen drehten sich um, blickten zum fernen Highway und sprangen auf. Einer von ihnen schlug die Heckklappe zu, und der andere hastete über die Lichtung. Er stolperte und stürzte neben dem Mädchen ins Gras. Die Männer beschimpften sich gegenseitig, als sie die Schwarze packten, ihr die Schlinge abnahmen und sie auf die Ladefläche des Pickup warfen. Cobb schlug sie und befahl ihr, ganz still zu liegen und keinen Ton von sich zu geben. Er versprach ihr, sie nach Hause zu fahren, wenn sie gehorchte; andernfalls würde er sie umbringen. Einige Sekunden später stiegen die Männer ein. Der Motor brummte, Räder drehten durch. Nach Hause, dachte die Vergewaltigte und verlor das Bewußtsein.
    Der Wagen mit dem defekten Auspuff stellte sich als ein Firebird heraus. Cobb und sein Freund winkten, als sie ihm auf der schmalen Straße begegneten. Willard warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel, um sich zu vergewissern, ob das Mädchen auf der Ladefläche ruhig liegenblieb. Kurz darauf bog Cobb auf den Highway ein und beschleunigte.
    »Was nun?« fragte Willard nervös.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Cobb ebenso beunruhigt. »Wir müssen die Kleine irgendwie loswerden, bevor sie meine ganze
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