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Die Jaeger

Die Jaeger

Titel: Die Jaeger
Autoren: Johanna Marthens
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Kraft gehabt, mich mit ihr zu treffen.
    So musste sich Leif auf morgen vertrösten, und ich ging nach einer kurzen Verabschiedung von ihm und Robert endlich ins Bett.
    Ich konnte lange nicht einschlafen, obwohl ich so müde und mein Körper so erschöpft war. Immer wieder sah ich Matzes irres Gesicht vor mir, seine Worte über das Geheimnis von Mullendorf, und ich zuckte ein paar Mal zusammen, wenn vor meinem geistigen Auge sein Arm hochschnellte, um auf mich einzustechen.
    Schließlich fiel ich in einen unruhigen Schlummer. Doch er war nicht sehr erholsam, denn ich träumte wieder. Ich sah, wie Robert von Hunden gehetzt davonlief und zusammenbrach. Ich träumte, wie die Meute ihn zerfetzte, bis sein Blut von ihren Lefzen tropfte. Er schrie. Neben ihm tauchte Leif auf, seine Gedärme schleiften im Dreck, ein wilder Hund hing an seiner Schulter und ließ sich nicht abschütteln. Plötzlich erschien ein Mann, der ein Gewehr auf Leif anlegte. Ich konnte ihn nicht erkennen, denn er hatte mir den Rücken zugekehrt. Er schoss auf Leif, der getroffen zusammensackte und sich auf einmal auflöste, bis von ihm nur noch ein Häufchen Knochen übrig blieb. Plötzlich tauchte ein weiterer Mann auf und tötete Robert. Ich wollte schreien, doch ich konnte meine Stimme über das Bellen der Hunde nicht hören. Auf einmal drehte sich der zweite um und lächelte mich an.
    In diesem Moment wachte ich auf. Ich war schweißgebadet. Ich kannte den Schützen. Es war der Fremde, der mir heute am Rathaus begegnet war. Und nun wusste ich, was er war.
    Die Vampirjäger waren in Mullendorf angekommen.
     

Verliebter Vampir
     
    Ich konnte ohnehin nicht mehr schlafen, also stand ich auf, um Robert und Leif vor dem zu warnen, was ich geträumt hatte. Und vor dem Mann, dem ich begegnet war. Doch wer war der zweite Vampirjäger? Ich hatte ihn nur von hinten gesehen, nur den Rücken, mehr nicht. Ich wusste nicht einmal, welche Haarfarbe er hatte. Nichts. Es würde schwierig werden, ihn aufzufinden. Eigentlich war jetzt jeder Fremder verdächtig, der sich in Mullendorf blicken ließ.
    Ich eilte die Dorfstraße hinunter, als mein Schritt das erste Mal stockte. Auf dem Hof von Konrad Weller brannte Licht. Und das um zwei Uhr morgens. Die Geräusche von Hämmern und irgendein merkwürdiges Klirren drangen an meine Ohren. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Ich ging näher heran und sah, wie Konrad und zwei Fremde ein seltsames Ding aufbauten, das an ein Raumschiff erinnerte. Was war hier los? Ich schlich mich noch näher heran. Einer der Fremden reichte Konrad eine klobig aussehende Pistole. Ich hielt die Luft an. Wozu brauchte Konrad eine Waffe? Doch dann sah ich es. Er benutzte sie, um ein Kinderkarussell aufzustellen. Und die Pistole war keine Waffe, sondern eine Nagelpistole. Auf einmal fiel es mir wieder ein. Am Wochenende veranstalteten die Wellers ihr alljährliches Kürbisfest, so dass das Dorf nur so von Fremden aus Moosberg und Gallburg wimmeln würde. Verdammt!
    Dann konnten die Jäger unentdeckt hier hin und her spazieren und alles ausspionieren, ohne dass es jemandem auffallen würde. Clever eingefädelt.
    Ich verließ den Hof der Wellers wieder und trat zurück auf die Dorfstraße. Hinter dem Ortsausgangsschild lagen zu beiden Seiten unbebaute Felder. Jeden zweiten Frühling blühte hier der Raps und gelegentlich wurden auch Rüben angepflanzt, aber jetzt wucherte nur Gras. Es war gespenstisch still, nicht einmal Grillen zirpten. Irgendwo raschelte es. Ich hoffte, es wäre nur eine Feldmaus. Der Mond hing tief über den Wäldern in der Ferne, er würde bald untergehen. Dann würde es noch dunkler sein. Zum Glück brannten die Straßenlaternen, aber der Blick in die finstere Dunkelheit über den Feldern war unheimlich. Und da sah ich ihn. Ein Mann lief über die Felder, ich konnte seine dunkle Gestalt nur schemenhaft wahrnehmen. Er lief gebückt, als würde er sich vor etwas verstecken.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Mich zu erkennen geben? War er ein Mullendorfer, dann würde er mir (wahrscheinlich) nichts tun. War er ein Fremder, dann hatte er sich vielleicht verirrt. War er der andere Vampirjäger, dann wüsste ich, mit wem wir es zu tun hatten. Auf der anderen Seite konnte er auch irgendein entlaufener irrer Serienmörder auf der Suche nach einem weiteren Opfer sein.
    Ich entschied mich dafür, meinem Überlebensinstinkt zu folgen und mich im Straßengraben zu verbergen. Schnell duckte ich mich und kroch auf allen
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