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Die Jaeger

Die Jaeger

Titel: Die Jaeger
Autoren: Johanna Marthens
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denken konnte. Er hatte den Verdacht auf sich gelenkt und damit den Weg für Leifs und Roberts Rückkehr geebnet. Und er machte meine Geschichte noch plausibler.
    »Matze war nicht arm, er war der Mörder«, gab ich Gerd noch schnell mit auf den Weg, bevor ich mich nach vorn zu dem Polizisten durchkämpfte.
    Ein Raunen ging durch die Menschen, als sie meinen Zustand sahen. Auch Sven sah mich erschrocken an und nahm mich sofort zur Seite. Ich erzählte ihm nun meine Geschichte, dass Matze die Morde an der kleinen Leonie und Josephine Hahn begangen hatte, weil er verrückt war. Seine wahren Motive, die Leif und Robert betrafen, die er als Vampire aus dem Dorf treiben wollte, ließ ich natürlich weg. Ich sagte, dass er mich ebenfalls umbringen wollte, ich aber in letzter Sekunde fliehen konnte. Was danach mit ihm geschehen sei, wüsste ich nicht.
    Sven glaubte mir sofort. Er hätte mir auch geglaubt, wenn ich ihm gebeichtet hätte, dass Matze den vierten Weltkrieg anzetteln wollte. Die Bluttat des Bären hatte offenbar auch ihn bis auf die Knochen geschockt. Schließlich erklärte er mir, was das Tier mit Matze angestellt hatte. Die Erzählung war nicht gerade appetitlich. Als er fertig war, wollte er mich gehen lassen, damit ich mich zu Hause umziehen konnte. Doch bevor er mich losschickte, klingelte sein Handy. Ich hörte ihn »ja«, »alles klar« und »Ich habe eine Zeugin hier, die das bestätigen kann«, antworten, und vermutete, dass es für Leif und Robert immer besser aussah. Und richtig. Sven wandte sich wieder an mich. »Das Labor hat gerade mitgeteilt, dass die Spuren unter den Fingernägeln der ermordeten Josephine Hahn von Mathias Hahn stammen. Auch die Bissspuren sind von ihm. Entweder hat sie ihn beim Sex gekratzt oder in ihren letzten Sekunden.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es war nicht beim Sex.«
    Er nickte. »Das fürchte ich auch. Wir werden seine DNS jetzt mit der an der Leiche der kleinen Leonie vergleichen. Dann können wir sicher sein.«
    Danach durfte ich wirklich gehen.
    Ich schlich erschöpft, aber froh über den Ausgang der Geschichte, durch die Menge sich langsam zerstreuender Dorfbewohner. Der eine oder andere klopfte mir mitfühlend auf den Rücken, eine Frau legte mir eine Decke um die Schultern. Meine Mutter war nicht unter den Anwesenden, die lag bestimmt zu Hause auf der Couch und schlief ihren Kater aus. Auch meine Schwester konnte ich nicht entdecken, vielleicht war sie bei Pedro.
    Als ich am Clubhaus vorüberging, sah ich einen Mann an der Wand lehnen, der mich interessiert anblickte. Er trug eine unauffällige braune Lederjacke und Jeans. Ich hatte keine Ahnung, wer er war. Er lächelte kurz, als er meinen Blick bemerkte, dann löste er sich von der Wand und schritt Richtung Rathaus. Ich versuchte mich zu erinnern, ob er aus Moosberg oder Gallburg stammte und vielleicht zu den Polizisten gehörte, aber ich konnte ihn nirgendwo einordnen. Er war ein Fremder für mich. Ich drehte mich zu ihm um, um ihn noch einmal genauer zu betrachten, doch da bog er um die Ecke und war verschwunden.
    Kaum war ich zu Hause, nahm ich ein heißes Bad. Meine Mutter schlief tatsächlich auf dem Sofa ihren Rausch aus, sie merkte nicht, dass ich kam. In der Badewanne untersuchte ich gründlich meinen geschundenen Körper. Die Stichwunden waren verheilt, nur noch ein paar kaum sichtbare Narben waren auf der Haut zu sehen. Keine blauen Flecken. Wenn ich mich mal entscheiden konnte, was ich mit meinem jungen Leben anstellen sollte, würde ich vielleicht in die medizinische Forschung gehen und das Vampirblut als Heilmittel patentieren lassen. Da wären mir bestimmt einige Nobelpreise sicher.
    Ich blieb ewig lange in der Badewanne, zu müde, um aufzustehen. Meine Haut wurde schrumpelig, und schließlich war das Wasser so kalt, dass ich jämmerlich zu frieren begann. Da stieg ich endlich aus. Nur mit großer Mühe widerstand ich der Versuchung, mich sofort ins Bett zu legen. Stattdessen setzte ich mich auf mein Fahrrad und radelte zum verabredeten Treffpunkt, um Leif und Robert zu holen.
    Es war dunkel, als wir wieder in Mullendorf ankamen. Die beiden hatten tatsächlich noch schnell einen Beamer und eine Leinwand für das Clubhaus besorgt, das Leif nun kaufen wollte, nachdem Matze als Besitzer das Zeitliche gesegnet hatte. Er wollte das am liebsten sofort mit der Erbin, meiner Freundin Viviane, klären, doch die war für niemanden zu sprechen, nicht einmal für mich. Aber ich hätte sowieso nicht genügend
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