Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
Vom Netzwerk:
nicht. Sie war viel zu jung, um Kynas Wissen zu haben.
    „Nein.“ Ihre Lippen verzogen sich in verärgertem Stolz. „Ich bin die einzige.“
    Er vermochte keine Rücksicht darauf zu nehmen, wenn er sie kränkte. Würde sie die Knochen nicht ordentlich richten, konnte er den Gebrauch seiner Hände ganz verlieren. Krieger zu sein, das war sein Leben. Er schloss die Augen, als ein weiterer flammender Schmerz durch seine Finger pulsierte.
    Flann Ó Banníon hatte Connors Bestrafung befürwortet, weil er falschen Zeugenaussagen glaubte. Und alles wegen eines Verbrechens, das er nicht begangen hatte. Zorn brannte in ihm genau wie Wut über den Verrat. Flann war einst sein Freund gewesen und sein Lehrer im Schwertkampf.
    „Wie schlimm ist es?“, fragte er.
    „Wie schlimm ist was?“
    „Meine Hände. Werde ich sie je wieder benutzen können?“ Er musste wissen, ob er seine Hände verlieren würde. Seine Haut prickelte, und ihm war plötzlich kalt vor Angst.
    „Ich weiß es nicht.“
    Er wurde ganz still. Sein ganzes Leben lang war er ein Krieger gewesen. Er hatte gegen die Normannen gekämpft, gegen feindliche Clans, bis sein Schwert ein natürlicher Teil seiner selbst geworden war.
    „Was ist mit meinem Schwert? Werde ich wieder kämpfen können?“
    Er versuchte, sich aufzusetzen, aber eine sanfte Hand hielt ihn zurück. „Auch das weiß ich nicht. Immerhin bist du am Leben, und dafür solltest du dankbar sein.“
    Noch während ihrer Antwort fühlte er die eisige Hand des Schicksals, die sich spottend nach ihm ausstreckte. Er konnte sich kein anderes Dasein als das eines Kriegers vorstellen.
    „Schlaf jetzt“, flüsterte Eileen und hielt einen Heiltrank an seine Lippen. Er schluckte das bittere Gebräu und fühlte sich, als wäre er versteinert. Wenn er tatsächlich nie wieder sein Schwert würde führen können, dann war er so gut wie tot.

2. KAPITEL
    Beltane, sieben Jahre zuvor, 1168
    Eileen Ó Duinne bürstete ihr langes braunes Haar und flocht es mit den blauen Bändern, die ihr Vater ihr geschenkt hatte. Sie trug ihr bestes Gewand, ein fröhliches Kleid von der Farbe des Himmels über einem cremefarbenen Unterkleid, dem léine. Sie fühlte sich viel erwachsener, als ihre sechzehn Jahre vermuten ließen. Heute Abend würde das Beltane-Fest stattfinden, ein uraltes Ritual, das das Leben feierte und wichtig war, um dem Dorf dauerhaftes Glück zu garantieren. Sie lächelte verträumt, als ihre Gedanken sich in der Möglichkeit, wahre Liebe zu finden, verloren.
    Eine Hand zog an ihrem Zopf, und sie schrie auf. Ihr älterer Bruder Cillian grinste sie an. Mit dunkelbraunem Haar und lachenden grünen Augen war Cillian sowohl ihr Lieblingsbruder als auch der Fluch ihres Lebens. „Und? Hast du vor, heute Nacht einen Mann zu finden?“
    „Natürlich nicht“, log sie mit flammend rotem Gesicht. „Sie beachten mich ohnehin nicht.“
    Ihr Bruder schüttelte nur den Kopf. „Sie beachten dich mehr, als du denkst, Eileen.“
    „Du musst wohl eine andere Schwester meinen.“
    „Du bist meine einzige Schwester“, stellte Cillian fest. „Und wenn sie alle nicht erkennen können, was du wert bist, werde ich sie am besten einmal ordentlich verprügeln.“
    Sein Kompliment zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen. „Ich habe heute Morgen mein Gesicht drei Mal mit Tau gewaschen“, gab sie zu. „Ich glaube aber nicht, dass es schon gewirkt hat.“ Man sagte, dass wahre Schönheit zu denen kommen würde, die am Morgen von Beltane in Tau badeten. Sie hatte immer noch die Hoffnung, dass sich der Erfolg vielleicht später am Tag einstellen würde.
    Beltane war die Nacht, in der viele junge Frauen Erfüllung in den Armen eines attraktiven Verehrers finden würden. Letzten Mittsommer war sie zum ersten Mal geküsst worden. Es war enttäuschend gewesen, ein Wirrwarr aus feuchten Zungen und Lippen. Die Erinnerung ließ sie erschaudern, aber sie gab nicht dem Jungen die Schuld. Sie hatte auch nicht viel Erfahrung gehabt.
    „Ich weiß, an wen du denkst, Eileen Ó Duinne. Du willst, dass Connor MacEgan sich dir verspricht.“ Cillian begann, ihr Luftküsse zuzuwerfen, und Eileen schlug nach ihm.
    „Hör auf damit“, warnte sie ihn. „Solltest du nicht eigentlich Holz für die Beltane-Feuer sammeln?“ Sie wusste, dass ihr Vater und ihr anderer Bruder Bradan damit beschäftigt waren, das Vieh zusammenzutreiben. Wenn sie es zwischen den Beltane-Feuern hindurchführen würden, wäre das Wohl der Herde für ein weiteres Jahr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher