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Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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bewegungslos. Aber als sie seine rechte Hand hob, zuckte er zusammen. Es war die erste körperliche Reaktion, die sie an ihm beobachtet hatte. Gut. Vielleicht würde er doch überleben. Es sah so aus, als hätte jemand mit einem Hammer auf seine Finger geschlagen. Dieselbe Behandlung war seinem rechten Handgelenk zuteil geworden.
    Solch ungewöhnliche Wunden. Wenn seine Feinde ihn töten wollten, hätte ein einfacher Pfeil oder Dolch ins Herz genügt. Dies war eine Bestrafung gewesen, so schien es jedenfalls. Connor hatte keine Waffen bei sich gehabt, was nahelegte, dass er ein Gefangener war. Man hatte ihn einfach in der Mitte des Feldes zurückgelassen, und wenn Lorcan ihn nicht zufällig gefunden hätte, würde er vermutlich immer noch dort liegen.
    Sie musste die Knochen richten. Als sie in ihrem Vorrat nach hölzernen Schienen in der richtigen Form und Größe suchte, kehrten ihre Gedanken noch einmal zu Rhiannon zurück. Liebe erfüllte sie, als sie an das kleine Mädchen dachte. Sie konnte sich ein Leben ohne ihre Tochter nicht vorstellen.
    Niemand würde ihr Rhiannon wegnehmen. Vor allem nicht Connor MacEgan – der Mann, der sie gezeugt hatte.
    Seine Hände brannten wie Feuer. Schmerz, wie er ihn noch nie zuvor erlebt hatte, durchströmte ihn. Connor zuckte, und seine Muskeln spannten sich in der schrecklichen Agonie.
    „Versuch, still zu liegen. Ich muss die Knochen richten.“
    Connor konnte genauso wenig ruhig liegen bleiben, wie er den gedämpften Schmerzensschrei unterdrücken konnte, der ihm aus der Kehle drang. Die Frau bewegte einen weiteren der gebrochenen Knochen, und er betete darum, dass ihn wieder die gesegnete Dunkelheit umfangen würde.
    Aber ihr Tun machte das unmöglich. So konzentrierte er seine Gedanken stattdessen auf das, was passiert war. Flüchtige Bilder von Flann Ó Banníons Männern, die ihn am Boden hielten, schossen durch seinen Kopf. Er hatte gegen sie gekämpft, während ihre Waffen in sein Fleisch schnitten. Aber der Schmerz war nichts gegen das, was dann kam. Seine ehemaligen Freunde hielten ihn fest, während das Clanoberhaupt mit einem steinernen Hammer weit ausholte.
    Ein wahnsinniger Schmerz raste während des zerschmetternden Schlags durch seine Finger und sein Handgelenk. Ein Schrei löste sich aus seiner Kehle, als sie seine andere Hand zerschlugen. Danach hatte er dankenswerterweise das Bewusstsein verloren.
    Aber die Pein, die ihm die Heilerin zufügte, stellte jene, die ihm seine Feinde bereitet hatten, noch in den Schatten. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie er entkommen war, aber Ó Banníons Abschiedsworte hatten sich in sein Gedächtnis eingebrannt. „Nun wirst du nie wieder eine andere Frau anfassen.“
    Die Heilerin richtete einen weiteren Knochen, und er schnappte vor Schmerz nach Luft. „Vorsicht.“
    „Ich bin beinahe fertig.“
    „Gott sei Dank.“
    „Dann fange ich mit der anderen Hand an.“
    Die andere Hand? Himmel, die Frau war von den sibh dubh gesandt worden, um ihn zu quälen. Dunkle Geister zeigten mehr Gnade als sie. Noch niemals hatte er solche Leiden gekannt wie die entsetzlichen Schmerzen in seinen Händen. Er hielt seine Augen geschlossen und versuchte, die Qualen in eine hintere Ecke seines Kopfes zu verbannen.
    „Wo bin ich?“, fragte er schließlich. Er atmete nur vorsichtig, in der Hoffnung, den stechenden Schmerz in seinen Rippen zu verringern.
    „Erinnerst du dich nicht? Du bist hier in Banslieve aufgewachsen. Beim Clan Ó Duinne.“
    Er hatte das Land seiner Pflegefamilie nicht mehr besucht, seit er ein Jüngling von siebzehn Jahren war. Aber er hatte gute Erinnerungen an Banslieve.
    Connor betrachtete die Frau, die sich um seine Wunden kümmerte. Ihr geflochtener Zopf ähnelte dem dunklen Braun polierten Holzes. Ihre Augen waren von einem sanften Graugrün.
    „Dein Name ist Eileen?“, fragte er. Als sie das bejahte, überlegte er, ob sie dasselbe junge Mädchen war, das selten gesprochen und sich immer in den Schatten versteckt hatte. „Ich erinnere mich an dich.“
    Sie starrte ihn an, und für einen Augenblick glaubte er, einen Vorwurf in ihren Augen zu sehen. Das kurze Aufblitzen des Ärgers verschwand, und sie war wieder ganz ruhig. „Das ist schon sehr lange her.“
    „Wo ist Kyna?“ Als er die alte Heilerin erwähnte, trat ein trauriger Ausdruck auf ihr Gesicht.
    „Sie ist im letzten Winter gestorben. Jetzt bin ich die Heilerin.“
    „Gibt es noch eine andere Heilerin im Dorf?“ Er traute Eileen
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