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Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus

Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus

Titel: Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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festhalten und mit den Füßen den Abstieg suchen sollte.
    Als Peter den Steigbaum berührte, empfingen ihn die heulenden und kläffenden Hunde. An der Eibe sank er nieder und wehrte den Hunden nicht, die ihm wie sinnlos vor Freude Gesicht und Hände leckten.
    Hans glitt am hängenden Seil herab.
    Auf halbem Wege zum Sonnleitnerhof mußte noch einmal Rast gemacht werden. Noch stand die Sonne über den Klammwänden, aber die Schatten der Bäume lagen lang auf dem Grunde.
    Da nestelte Peter die Kette aus Bärenzähnen, Zeugen seiner Siege über die Ungetüme, von seinem Halse, band sie dem Haushund um und jagte ihn mit einer Handvoll Sand heimzu, voraus zu Eva, als Boten seiner Rettung.

Hans sucht sich eine Frau
    An Eva war ein Wunder geschehen. Jetzt, wo es galt, den wiedergewonnenen, schwerkranken Mann gesund zu pflegen, riß ihr starker Wille den schwachen Körper vom Lager empor. Anfangs konnte sie nur auf kurze Zeit ihr Bett verlassen und verlangte dann von Hans bald dies, bald das, wovon sie glaubte, daß es dem Kranken wohltäte. Sie flößte ihm warme Milch ein und dampfende, würzige Kräutertränke. Immer wieder erneuerte sie die Wärmsteine, mit denen sie sein Lager heizte. Peter mußte schwitzen und wurde davon so schwach, daß er sein Lager nicht verlassen konnte. So lag er wochenlang. Bei den ersten Gehversuchen klagte er über Schmerzen in allen Gelenken. Er verriet dem Sohn, in welchem Winkel der Bärenhöhle er seinen Labetrunk verborgen hatte. Der würde ihn kräftigen und heilen. Auch Eva hoffte es. Da Peter aber Schmerzen in den Gelenken fühlte, gab sie ihm davon nichts zu trinken, sondern rieb ihrem Mann damit täglich die Gelenke ein. Schon nach einer Woche ließen die Schmerzen merklich nach.
    Und weil Eva die Ursache des Übels der kalten Nacht auf der Klammhöhe zuschrieb, die dem Körper ihres Mannes zu viel Wärme entzogen hatte, wollte sie seinem Leib recht viel Wärme zukommen lassen. Heiße Bäder sollte er haben. Hans mußte die Waschkammer unter dem Laubengang in eine Badestube verwandeln, den Fußboden mit einem Lattenrost aus Lärchenholz belegen und alle Mauerfugen sorgfältig vermörteln. Neben Evas kleinem Waschtrog wurde ein größerer Badetrog aus gut verfalzten Lärchenbohlen aufgestellt. Die offene Feuerstelle wurde mit verkeilten Steinen überwölbt, die den Raum lange warmhalten sollten.
    In das Badewasser kamen erhitzte Steine. Zischend und singelnd stiegen von den Heizsteinen die Dampfbläschen auf, und die Badestube füllte sich mit heißem Nebel, in dem Peter verweilen mußte, bis Hans die Heizsteine aus dem heißen Wasser entfernt hatte. Dann mußte der Kranke in die Wohnstube; dort wurde er trockengerieben, in Tücher gehüllt und ins Bett gesteckt. Einmal wöchentlich kam er ins heiße Bad; nachher war er jedesmal sehr matt und vor allem hungrig; er bekam kräftig zu essen, und anschließend schlief er lange und tief. Langsam setzte die Genesung ein.
    Auch Eva erstarkte zusehends. Der Wunsch, den Mann und Vater ihres Sohnes wieder gesund zu sehen, zwang sie, ihre eigene Schwäche zu überwinden.
    Noch ehe der Sommer verging, stand Eva wieder vor dem Kochherd und bereitete für Peter, wonach er Verlangen hatte: Brote, mit Speck belegt und auf Speck gebacken, in Teig gebratenes Selchfleisch, Forellen in zerlassener Butter, gesäuertes Kitzfleisch, würzige Gemüsesuppen, Eierfladen mit Heidelbeermus, Eicheltrank mit Milch und Honig in reicher Abwechslung – alle Tage ein Festessen, das gab Peter wieder Kräfte. Die beiden Genesenden verbrachten die wärmste Tageszeit im Sonnenschein auf dem »Gang«, von dem aus sie die Gärten und Felder der Sonnleiten überschauen konnten, wo jetzt Hans allein alle Arbeit tat. Die Mutter ahnte wohl, welche Hoffnungen der Sohn für sich an die Genesung der Eltern knüpfte.
    Bei aller Behendigkeit wäre Hans mit dem Absicheln des reifen Getreides nicht rechtzeitig fertig geworden; die Körner wären überreif auf dem Felde ausgefallen, hätte er sich die Arbeit nicht vereinfacht. Seine Rechte war vom Sicheln wie gelähmt. Er mußte ihr einen Ruhetag gönnen, im Hammerwerk. Dort brauchte er nur einen glühenden, gebogenen Eisenstab langsam unter den selbsttätigen Hammer nachzuschieben. Es entstand eine armlange Sichel mit dünngeklopfter Schneide. Dieses lange Grasmesser wollte er mit beiden Armen in weitem Schwung führen. Er schäftete es in ein gespaltenes Eichenstämmchen, an dem er zwei seitlich abstehende Aststummel als
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