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Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus

Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus

Titel: Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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wieder den Arbeitsfaden ein. Das Gewebe wuchs! Weil aber die Gänge des Arbeitsfadens zu weit voneinander eingezogen waren, mußten sie mit dem Anschlagkamm aneinandergeschoben werden.
    Endlich war der Erfinder mit dem neuen Gerät zufrieden und übergab es Eva. Sie machte große Augen, dankte und sprach vor sich hin: »So hab ich's mir auch gedacht.« Peter mußte lachen. Sie hatte sich's auch so gedacht! Mehr als ihr karger Dank freute ihn, daß sie sofort zu weben begann. Es ging so lange gut, bis die vom Zug des Webkammes gedehnten Zweierfäden schlaff wurden. Da half sie sich, indem sie alles Garn mit einem klebrigen Brei aus Kastanienmehl und Wasser anfeuchtete und trocknen ließ. Das machte die Fäden straffer und widerstandsfähiger. Was sie dann mit Geduld und Sorgfalt zustande brachte, war ein steifes Gewebe von der Breite einer Armlänge. Solche Webstücke konnte sie aneinandernähen und Kleider daraus machen! Vorher aber mußte das Gewebe durch Bürsten mit Weberkarden aufgerauht und der trockene Kleister daraus entfernt werden. Jetzt erst war das Zeug geschmeidig und dicht.
    Peter trachtete, die ungleiche Spannung des Garns überhaupt zu verhindern. Unverdrossen baute er einen neuen Webrahmen, dessen Breitenhölzer an den Enden Falze bekamen. Mit diesen umfaßten sie die Innenseiten der Längshölzer und konnten an ihnen nach außen geschoben und durch Holznägel festgesteckt werden.
    Der rauhe Winter war schon fast vorbei. Die untergehende Sonne hatte sich dem Winterhorn genähert, und der Tag der Sonnwende stand bevor. Die Eisdecken des Moorsees und des Klammbachsees gleißten im Widerschein des tiefstehenden Sonnenballs. Peter, der sich nun ganz gesund fühlte, rüstete sich, die Bären zu belagern und erging sich in großartigen Reden. Schon teilte er die Bärenfelle zwischen Eva und sich.
    Da nahm sie sich ein Herz, faßte seine Rechte mit beiden Händen und sprach mit einem Ernst, der ihn aufhorchen ließ: »Die Sonne ist am Winterhorn. Morgen ist Sonnwend. Komm mit mir nach den alten Höhlen. Dort zünd ein Feuer an, und vor dem Sonnenbild dank dem Herrgott, daß er dich und mich erhalten hat.«
    Peters Gesicht hellte sich auf.
    »Und dort sag laut, daß du immer mit mir gut sein willst – immer gut, hörst du? Auch ich werde geloben, daß ich dein gutes Weib sein werde, solange ich lebe. Sag, Peter, willst?«
    Da drückte er ihre Rechte, und mit aller Entschlossenheit sprach er schlicht und laut: »Ja, Eva!«
    Am nächsten Tage fuhren sie, mit ihren besten Pelzen angetan, über die blanke Eisdecke des Klammbachsees. Eva saß auf dem Schlitten, die Stirnbinde mit bunten Federn und Ebereschendolden geschmückt, vor sich den Feuertopf, dem bläulicher, nach Wacholderbeeren duftender Rauch entstieg; und Peter lief auf seinen knöchernen Schlittschuhen hinter dem Schlitten her. Er trieb ihn vorwärts, die Arme gegen die Rückenlehne gestemmt, die er aus einem armdicken Waldrebenbogen hergestellt hatte.
    Am Sonnstein angelangt, verließen sie das Eis, sammelten am Rande des Urwalds dürres Holz und schichteten es vor den alten Höhlen auf. Als der feurige Sonnenball sich zum Gipfel des Winterhorns senkte, züngelten die ersten Flammen an den harzigen Nadeln empor. Gerötet vom Widerschein der untergehenden Sonne, umweht vom würzig duftenden, bläulichen Rauch standen die groß gewordenen Kinder des Heimlichen Grunds Hand in Hand. Dann stiegen sie zum Heiligtum in Evas alter Höhle auf.
    Vor dem Sonnenbild knieten sie nieder.
    Eva begann feierlich vorzusprechen, und Peter sprach ihr Satz für Satz nach: »Gott, du hast uns vor den Menschen da draußen errettet – wir danken dir. Du hast uns am Leben erhalten, als die Wasser kamen – wir danken dir. Du hast uns die Gewalt gegeben, uns der Bären und der Geier zu erwehren – wir danken dir!
    Vater! Wir sehen dich nicht, aber wir sehen, was du hast werden lassen und werden läßt. So erkennen wir dich. Du gibst allen deinen Geschöpfen Licht und Wärme durch deine Sonne.
    Dein Hauch bringt die Wolken. Sie tränken die Erde und laben alles Lebendige. Du läßt alle satt werden von dem, was du erschaffen hast. Dein Atem durchweht auch uns. Du willst das Leben und liebst alles Lebendige. Du bist unser Vater, wir sind deine Kinder. Wir lieben dich, wir wollen, daß du an uns Freude habest. Darum tun wir, was dein Wille ist. Wie du gut bist zu allem, was da lebt, wollen auch wir gut sein einer dem andern. Was dem einen gehört, gehöre dem andern. – In
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