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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin
Autoren: Sarah Harvey
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kleine Stupsnase, die sie hasst, weil sie denkt, dass sie damit wie ein Wichtel aussieht, die aber jeder, der sie trifft, unglaublich süß findet.
    Jetzt sieht ihr dunkelblondes Haar, das normalerweise zu einem gepflegten Pagenkopf frisiert ist, aus, als hätte jemand dilettantisch drauflos gesäbelt. Es steht in alle Richtungen ab und ist so trocken wie ein Kamel, das acht Tage ohne den Anblick einer Oase auskommen musste.
    Sie hat einen dicken, roten Pickel auf dem Kinn. Sie wissen schon, einer von der Sorte, die so fett sind, dass man beinahe meint, sie aufleuchten zu sehen wie ein Warnblinker. Dabei hat sie sechs Schichten Tönungscreme aufgetragen.
    Und sie muss mindestens zwölf Pfund zugelegt haben, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.
    »Kummerspeck«, erklärt sie und lacht trocken, als sie mich dabei ertappt, wie ich erstaunt auf die zusätzlichen Kurven blicke, die ihr einst so schlanker Körper jetzt aufweist.
    »Schon seltsam, was? Wenn man frisst wie ein Schwein, sieht man irgendwann auch aus wie eins. Genau genommen müsste ich aussehen wie ein Schokokeks...« Achselzuckend lacht sie. »Aber egal, wir sollten hier nicht rumstehen und quatschen, du musst ja total erschöpft sein. Dann wollen wir dich mal nach Hause bringen – also zu mir, um genau zu sein. Ich hoffe, es ist dir recht, erst mal bei mir zu wohnen. Es sei denn, du willst zurück zu deiner Mutter, was eher unwahrscheinlich ist, wenn man bedenkt, dass du fünf Monate lang nicht mit ihr gesprochen hast. Und dann musst du mir auch erst mal genau erzählen, wie es war. Ich will jedes verdammte Detail und jede klitzekleine Einzelheit wissen.« Sie bricht ab und umarmt mich erneut. Plötzlich sieht sie sehr traurig aus. »Ach, Belle, es tut so gut, dich wieder hier zu haben! Du weißt ja gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe.«
    »Ich habe dich auch vermisst, Baby«, erwidere ich und drücke erstaunt ihre neuen, schwabbeligen Kurven.
    Kummerspeck? Warum sollte Nicky Kummerspeck ansetzen? Eine vorhochzeitliche Nervenkrise vielleicht? Sie schnappt sich meinen Seesack, packt mich mit eisernem Griff am Arm und zerrt mich aus dem Terminal zu einem nahe gelegenen Parkhaus, wobei sie die ganze Zeit albern weiterplappert und sich an mich klammert, als würde sie mich nie wieder fort lassen wollen. Trotzdem ist sie immer noch eigenartig distanziert.
    Wir haben uns seit fast zwei Jahren nicht gesehen, aber das ist es nicht. Nicky und ich sind die ganze Zeit über in Kontakt geblieben – mit Briefen, Anrufen und ausreichend Postkarten, um eine kleine Sammlung anzulegen.
    Es ist eindeutig: Etwas stimmt nicht mit ihr.
    Auf Ebene zwei des mehrstöckigen Parkhauses macht sie vor einem metallic-grünen schnieken Sportwagen Halt.
    »Das ist deiner?«, frage ich ungläubig. »Was ist mit Arnold passiert?«
    Arnold ist – oder vielleicht: war – Nickys erste Liebe. Ein klappriger alter Austin Allegro, der mehr Allüren hatte als eine Hollywood-Diva. Doch Nicky war vernarrt in ihn.
    »Er ist seit achtzehn Monaten auf einen Stellplatz in der Nähe der Wohnung verbannt«, erklärt sie mir. »Ich hab’s nicht übers Herz gebracht, mich ganz von ihm zu trennen, aber er hat nicht zum neuen Image gepasst. Aber das tue ich auch nicht, was?«
    Und wieder dieses jämmerliche Lachen.
    Ich fange an, mir ernsthaft Sorgen zu machen.
    Das ist nicht die Nicky, die ich kenne und schätze. Dieses mitreißend fröhliche, heitere, lustige Mädchen, das Nicola Louise Chase in den letzten fünfundzwanzig Jahren immer war.
    Und sie hat die Hochzeit noch nicht einmal erwähnt, was nach den letzten paar Monaten, in denen es um kaum etwas anderes ging, ziemlich verdächtig ist.
    Nicky drückt auf den Infrarotknopf an ihrem Schlüsselbund, die Scheinwerfer blinken zweimal und die Zentralverriegelung geht auf. Sie hilft mir, mein schäbiges Gepäck in den Kofferraum zu laden, wobei sie die ganze Zeit über meinem Blick ausweicht, und dann steigen wir beide ein.
    Ich beschließe, mich vorsichtig anzupirschen.
    »Jetzt sag mir nicht, dass wir sofort zum Schneider fahren, damit mir ein schreckliches, pfirsichfarbenes Etwas mit grässlichen Rüschen auf den Leib geschneidert wird?«, frage ich, als sie den Motor aufheulen lässt.
    Mir wird klar, dass ich beim ersten Versuch ins Schwarze getroffen habe, denn Nickys Gesicht gleicht jetzt einer Coladose, über die ein Autoreifen gefahren ist.
    »Alles in Ordnung, Nicky?«
    »Ja, alles... nein, nichts!« Plötzlich lässt sie den
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