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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin
Autoren: Sarah Harvey
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herumzustreifen, seine Nase in unseren Schritt zu stecken und uns dann zu bespringen, dann würde er es tun, da bin ich mir sicher.
    Nicky und ich haben unsere eigene Männerskala. Die ähnelt einem Rechenschieber; die meisten Männer, die wir treffen, werden gleich rausgekickt – wie die Spielsteine beim Menschärgere-dich-nicht. Mein wankelmütiger Nachbar ist gerade aus der Kategorie der »potenziellen Lustobjekte« abgerutscht in die der »typischen Platzverschwender«. Das bedeutet, dass er immer noch ziemlich weit oben steht. Die Skala reicht so weit nach unten wie der jeweilige Mann. Ein Fass ohne Boden.
    Verstehen Sie mich nicht falsch. Mir gefallen Männer – sogar sehr. Mir gefällt nur nicht, was manchmal aus ihnen wird, wenn sie (a) zu viel getrunken haben und in Gruppen unterwegs oder (b) der Meinung sind, sie hätten unsereins mal wieder mit ihrem Charme, ihrem Geist und ihrem rundum tollen Aussehen eingewickelt, weshalb jede weitere Anstrengung, uns glücklich zu machen, pure Energieverschwendung ist. Und diese Energie nutzen sie lieber dazu, Biergläser zu stemmen und andere Frauen aufzureißen, um sich davon zu überzeugen, dass sie es noch immer drauf haben.
    Jetzt muss ich nur noch begreifen, dass meine beste Freundin Nicky, eine normalerweise vernünftige und durch und durch gescheite Frau, beschlossen hat, das Äußerste zu riskieren. Sich in den gefühlsgeladenen Abgrund des Lebens zu stürzen. Sich als Sklavin der Gefühle und der dreckigen Socken zu verdingen. Im Gegenzug erwartet sie ein gemeinsames Bankkonto und regelmäßiger Sex.
    Sie heiratet.
    In Gedanken wiederholte ich diesen Satz, um ihn endlich zu kapieren.
    Nicky heiratet.
    Sorry, ich befürchte, die Bedeutung ist mir noch nicht wirklich klar. Verstehen Sie – wir hatten uns geschworen, es nie zu tun, aber in weniger als vier Wochen wird sie sich diesen Opferkranz aufstülpen und sich von einem Mann an den anderen übergeben lassen.
    Doch Nicky ist von der ganzen Sache so hin und weg, dass ich selbst auf der stetig steigenden Flutwelle mitgetragen werde, der die Hochzeit meiner besten Freundin gleicht. Ich will sagen, dass ich mich von ihr habe breitschlagen lassen, in ein pfirsichfarbenes Etwas – welch ein Horror! – zu schlüpfen und hinter ihr Richtung Kirche zu schweben. Ich habe sogar meine Reise abgekürzt, um nach London zurückzukehren und mich mit ihr zu freuen. Der einzige Grund, warum ich das sonnige-relaxte Aussie-Land verlasse, die letzte Etappe meiner großen Reise – eine Etappe, die den Namen kaum verdient, weil ich dort nur knapp einen Monat verbracht habe -, der einzige Grund ist der, Nicky bei den letzten Vorbereitungen für ihren großen Tag zu helfen, und zwar in meiner offiziellen Rolle als Brautjungfer. Tja, das und die Tatsache, dass ich ziemlich abgebrannt bin.
    Die Frage war: Soll ich mein Flugticket eintauschen und mit dem so gewonnenen Geld bleiben, um dann so lange zu arbeiten, bis ich mir den Rückflug – wenn überhaupt – wieder leisten kann, oder soll ich gleich fliegen und mich in etwas Seidiges, Segelartiges hüllen, um Nickys Brautjungfer zu werden? Unsere enge Freundschaft und meine traurigen Finanzen gaben den Ausschlag, und so sagte ich der Sonne, dem Faulenzen und einer überwältigenden Landschaft auf Wiedersehen und sprang in die nächste Maschine nach London.
    Der Kapitän kündigt den Anflug an, und als sich das Flugzeug zur Seite neigt, blicke ich über die zwei dösenden Passagiere neben mir und sehe unten die Lichter von London funkeln. Ich fühle, wie mich eine Woge der Erregung durchfährt. Halloooo, Baby! Zivilisation, komm zu Mama! Willkommen in der guten, alten, hedonistischen und total selbstverliebten Realität der modernen Welt, wo Schokolade bequem aus dem Automaten kommt und wo öffentliche Toiletten etwas mehr Komfort bieten als mit Fliegen verseuchte Löcher im Boden.
    Ganz egal, wie atemberaubend einige der Orte auch waren, an denen ich gewesen bin, London ist immer noch meine Heimat.
    Eine spannende, aufregende Metropole, die mir umso attraktiver erscheint, weil ich weiß, dass ich nicht die halbe Nacht damit verbringen muss, mein Gepäck durch die Straßen zu schleppen – auf der Suche nach einem Quartier, das meinem Budget angemessen ist (zehn australische Dollar, ein Taschenmesser und ein Päckchen chinesischer Kaugummi), und dass mein Heil nur Minuten entfernt ist, wenn ich mich nach einem Mars, einer Pizza oder einer Packung Tampons sehne.
    Das Erste, was
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