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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls
Autoren: Jodi Picoult
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seine Tochter, und das schon seit Gilly acht war und ihre Mutter gestorben war.
    Allmählich fiel ihr die Decke auf den Kopf, und sie war bereits kurz davor, ein Schulbuch zur Hand zu nehmen, als es unten an der Haustür klingelte. Gilly lauschte angestrengt und hörte die Stimmen ihrer Freundinnen. »Hi, Mr. D.«, sagte Meg. »Wie geht’s Gillian?«
    Bevor er antworten konnte, meldete Whitney sich zu Wort. »Wir haben ihr Weingummi mitgebracht. Meine Mom sagt, das saugt das Fieber auf, und wenn nicht, ist es auch egal, weil es so lecker schmeckt.«
    »Wir wollen ihr auch zeigen, was wir für morgen aufhaben«, fügte Chelsea hinzu, die auffällig groß geraten, gehemmt und schüchtern war und erst seit neuestem zu Gillys Freundinnen zählte.
    »Gott sei Dank, daß ihr da seid«, sagte ihr Vater. »Ich erkenne Gilly ja kaum wieder, wenn sie nicht mit euch dreien zusammenklebt. Ich seh mal nach, ob sie wach ist.«
    Gilly tauchte unter die Bettdecke, gab sich alle Mühe, krank auszusehen. Ihr Vater öffnete die Tür einen Spalt und lugte hinein. »Meinst du, du kannst Besuch empfangen, Gilly?«
    Gillian rieb sich die Augen und setzte sich auf. »Ich glaub schon.«
    Er nickte und rief die Mädchen nach oben. »Mensch, ich wette, unser ganzes Haus paßt in dein Zimmer«, hauchte Chelsea, als sie eintrat.
    »Ach, stimmt ja …«, sagte Whitney. »Du bist ja zum erstenmal in der Burg.«
    Gillian warf ihrem Vater einen schrägen Blick zu. Die Leute im Ort machten Scherze darüber, daß Amos Duncan sein Haus nach Osten hin ausgerichtet hatte, während alle Straßen und Siedlungen nach Westen hin lagen, weil er wollte, daß der Palast seines Königreiches sich von allen anderen abhob.
    »Ja«, sagte Amos, ohne eine Miene zu verziehen. »Dieses Frühjahr bauen wir eine Zugbrücke an.«
    Chelsea machte große Augen. »Echt?«
    Whitney lachte. Sie mochte Gillians Dad; sie alle mochten ihn. Er wußte, was zu tun war, damit ein Teenager sich wie zu Hause fühlte.
    »Wenn ihr Gilly überanstrengt«, sagte Amos, »lasse ich euch den Wassergraben ausheben.« Er zwinkerte Whitney zu und schloß dann die Tür hinter sich.
    Die Mädchen ließen sich auf den Teppich fallen, wie Lilien auf einem Teich. »Und?« fragte Meg. »Hast du ›Passions‹ geguckt?«
    Meg Saxton war Gillys älteste und beste Freundin. Sie hatte ihren Babyspeck noch nicht ganz verloren, und ihr braunes Haar war die reinste Lockenpracht.
    »Ich hab kein Fernsehen geguckt. Ich hab geschlafen.«
    »Geschlafen? Ich dachte, du tust nur so.«
    Gillian zuckte die Achseln. »Ich tue nicht nur so; ich schauspielere mit vollem Einsatz.«
    »Also, zu deiner Information, die Mathearbeit war beschissen«, sagte Whitney. Whitney O’Neill, einziges Kind eines Stadtratabgeordneten, sah einfach umwerfend aus. Sie hatte die Tüte Weingummi geöffnet und bediente sich. »Wieso können wir uns keine Einsen zaubern?«
    Chelsea sah sich nervös in dem großen, hübschen Zimmer um, blickte dann Gillian an. »Bist du sicher, daß wir hier Magie betreiben können, wo doch dein Vater unten ist?«
    Natürlich konnten – und würden – sie Magie betreiben. Sie waren mittlerweile seit fast einem Jahr Schülerinnen der Schwarzen Kunst, und aus diesem Grund hatten sie sich an diesem Nachmittag versammelt. »Sonst hätte ich euch wohl nicht eingeladen«, sagte Gillian, die jetzt ein schwarzweißes Schulheft unter der Matratze ihres Bettes hervorzog. In schnörkeligen Buchstaben stand darauf: ›Buch der Schatten‹. Sie stieg aus dem Bett und tappte in das große, angrenzende Badezimmer. Die anderen hörten, wie sie den Wasserhahn aufdrehte, dann kam sie mit einem Glas Wasser zurück. »Hier«, sagte sie und reichte es Whitney. »Trink.«
    Whitney nahm einen kleinen Schluck, spuckte dann auf den Fußboden. »Das schmeckt ja ekelhaft! Das ist Salzwasser!«
    »Na und?« sagte Gillian. Dann ging sie um ihre Freundinnen herum, besprenkelte den Teppich mit noch mehr Wasser und sagte: »Würdest du lieber Zeit damit verschwenden, ein Bad zu nehmen? Oder weißt du vielleicht eine bessere Methode, dich zu reinigen?«
    Whitney verzog das Gesicht, als sie wieder einen Schluck nahm, und reichte dann das Glas weiter. »Laßt uns heute was Schnelles machen«, schlug Meg vor. »Meine Mutter reißt mir den Kopf ab, wenn ich um halb fünf nicht zu Hause bin.« Sie setzte sich rasch auf den Boden in Position, gegenüber von Gillian, während Whitney und Chelsea an den anderen Ecken des imaginären Quadrats
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