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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)
Autoren: Tatjana Stöckler
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genannt. Die Tochter des Tuchhändlers. Acht Jahre und keine Jungfrau mehr! Der Satan war’s. Weil die Tänze der andern ihr zu wenig waren, ging sie nachts allein und der Satan erschien ihr. Sie küsste ihn hinten und vorn und als ihm das nicht genügte, legte er sie über einen Baumstumpf und tat es ihr widernatürlich. Jeden Tag, sie gab es zu.«
    »Mit acht Jahren? Komm, Böttcherin, du flunkerst.«
    »Aber wenn ich’s doch sage! Der Amtmann schrieb’s auf und auf dem Marktplatz hoben die Henkersknechte sie hoch und zeigten es herum. Das habe ich selbst gesehen, mit eigenen Augen. Sie war ganz verbrannt und es blutete.«
    »Die Catharine Schultheißin war da auch ganz verbrannt.«
    Luzia schauerte bei der Erinnerung an diesen schrecklichen Anblick. Wie sich dem jemand freiwillig hingab, würde sie wohl nie verstehen.
    »Will’s wohl glauben! Die war Spielkamerad von der Wulp. Niemand gab’s damals zu, aber heute ist’s rausgekommen.«
    »Sag, Böttcherin, woher weißt denn du das alles?«
    »Na, vor elf Jahren, da war ich bei der Verhandlung. Und diesmal - ach, du kennst doch den Schusters Valentin, ein schmucker Bursche. Den hat sein Vater auf die Klosterschule nach Fulda geschickt und wiedergekommen ist er als Schreiber vom Oberamtmann. Dessen Schwester Margaretha ist die Grubers Margret.«
    »Ah, die Nachbarin. Jetzt weiß ich noch immer nicht, woher du das weißt, Böttcherin.«
    »Der Valentin Schuster schreibt die Akten. Darin wird alles fein säuberlich aufgeschrieben, was den Prozess angeht. Der Valentin hat sich beschwert, dass er gar nicht so schnell schreiben kann, wie die Inquisiten gestehen, wenn der Henker sie aufzieht. Eigentlich sind die Akten geheim. Aber seiner Schwester …«
    Ein Schreiber also. An einem Hexenprozess verdienten alle gut, wohl auch der Schreiber. Zeit, dass Luzia diesem einen Besuch abstattete.
    »Da scheint der Valentin wohl viel Erfahrung zu haben.«
    »Oh ja, der Valentin, kluger Bursche. Jetzt ist er Schreiber beim Oberamtmann, aber davor war er Schreiber im Kloster in Fulda. Dort gibt es einen Inquisitor.«
    »Sag!« Luzia zeigte sich rechtschaffen beeindruckt.
    »Einen richtigen Inquisitor. Der Zentgraf Noß, ein guter Freund vom Oberamtmann, der ist es, den der Oberamtmann einsetzte, die Schultheißens Catharine zu richten, wegen seiner mannigfaltigen Erfahrung.«
    »Wie jetzt, Böttcherin? Ich dachte, der Oberamtmann hat sie gerichtet?«
    »Der war es, der das Urteil heute verlas. Gerichtet wurde sie vom Zentgrafen. Welch Glück, dass er in der Nähe war. Der Schusters Valentin hatte Verrichtungen in Miltenberg und da hörte er, dass sein ehemaliger Dienstherr dort weilt. Er suchte ihn auf und schilderte seine schöne Stellung, und dass es hier auch Hexen hat.«
    »Das wird mir zu verwickelt. Was macht denn ein Zentgraf aus Fulda in Miltenberg?«
    »Da war er wohl im Auftrag des Herrn Fürstabt von Dernbach zum Erzbischof von Mainz, dem Herrn Johann Schweikhard von Kronberg. Und der schickte ihn nach Miltenberg.«
    »Oh, Böttcherin, mich wundert, was du für hohe Herren kennst. Da könnte ich nicht einmal die Namen behalten. Also ist der Zentgraf von Fulda nach Amorbach gekommen, um die Catharine Schultheißin zu richten. Da muss sie sich aber geehrt vorgekommen sein.« Dieser hohe Herr aus Fulda sollte auch eine wohlgefüllte Börse besitzen. Sicher konnte sie erfahren, wo er Logis genommen hatte.
    »Geflucht hat sie seiner, Gott vergeb ihr.«
    »Ich hörte, sie habe widerrufen. Da wird er ihr nicht vergeben. Eine Hexe, die nicht gesteht …«
    »Ja, wie furchtbar! Der arme Schultheiß. Vor dem Scheiterhaufen hat er sie noch ermahnt, doch zu gestehen. Es geschah folgendermaßen: Sie war mit der Wulp draußen im Wald, den Satan anzubeten und sich von ihm nehmen zu lassen, das hat die Catharine zugegeben. So sehr die Wulp unter der Folter gejammert hatte, damals, das verriet sie nicht. Man hätte sich’s aber denken können, wo die zwei sich doch kannten. Die Schultheißin wurde vor gut einem Jahr eingetürmt, weil sie am Tag des großen Hagels am Feldrand stand und zusah, wie die frische Saat zerschlug. Kindskopfgroße Brocken fielen aufs Feld ihres Schwagers. Dann, keinen Mond später, begann das Kindersterben. Fünf Säuglinge fielen von der Mutterbrust, ganz blau im Gesicht. Eines war das ihrer Schwester. Sie selbst hatte keine Kinder, genau wie die Bierbrauerin.«
    »Die vor elf Jahren verbrannt wurde?«
    »Eben die. Die Schultheißin neidete ihrer Schwester
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