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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe
Autoren: Rexanne Becnel
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passenden Mann finden müssen.
    Oder aber der Mann würde sie finden müssen.
     
    »Wie viele?«, knurrte Rhys, während Linus den Nackenschutz und die Achselstücke seiner Rüstung befestigte.
    »Sechzehn Ritter nehmen am Turnier teil«, antwortete der riesige Knappe. »Das bedeutet ... das bedeutet ... « Mit gerunzelter Stirn starrte Linus seine Hände an und versuchte die einfache Rechenaufgabe mit Hilfe seiner Finger zu lösen.
    »Acht Kämpfe«, kam Gandy ihm zu Hilfe. »Dann vier, dann zwei.«
    »Acht Kämpfe«, wiederholte Linus dankbar. »Dann vier, dann zwei.«
    »Na so was, ich wusste gar nicht dass es in diesem Schuppen ein Echo gibt!«, spottete der gewitzte Diener.
    »Lass den armen Jungen in Ruhe«, sagte Tillo, der gerade in den Schuppen humpelte.
    »Den armen Jungen? Wenn Linus ein Junge ist bin ich ein Kleinkind.«
    »Du bist ein Zwerg, noch dazu ein sehr griesgrämiger«, konterte Tillo.
    »Und du bist ein alter Krüppel«, entgegnete Gandy.
    Linus schaute von seinen Fingern auf. »Seid nett zueinander«, mahnte er mit seiner tiefen Stimme.
    Rhys zog sich den Brustpanzer über den Kopf. Manchmal, so auch jetzt, bedauerte er, diese seltsame Gruppe um sich gesammelt zu haben: den boshaften Zwerg, den er in Pleshing vor dem Schandpfahl gerettet hatte; den gutmütigen Riesen, der wie ein Ochse auf den Feldern in der Umgebung von Cockermouth pflügen musste, bis er ihn loskaufte; und den alten Krüppel Tillo, der Hunger gehabt und sich nach einigen üppigen Mahlzeiten geweigert hatte, Rhys wieder zu verlassen. Doch obwohl er sich selbst sooft über diese drei Gesellen ärgerte, bildeten sie für ihn doch eine Art Familie, und wenn andere Ritter über das eigenartige Trio lästerten, setzte er alles daran, die überheblichen Engländer auf besonders demütigende Art zu besiegen.
    Er ignorierte das Gezänk und wandte sich an Tillo. »Ich vermute, dass es Neuigkeiten gibt sonst wärst du nicht so schnell zurückgekommen?«
    »Ja, es gibt Neuigkeiten.« Tillo hinkte zu einer Bank und setzte sich stöhnend hin. »Den Gerüchten zufolge soll die Krönung schon in zwei Wochen stattfinden, und alle wichtigen Lords wurden aufgefordert daran teilzunehmen.«
    »Alle?« Rhys hielt kurz den Atem an. »Auch die Lords der walisischen Grenzgebiete?«
    »Ja, so wurde mir jedenfalls berichtet. Heinrich wünscht dass alle ihm persönlich die Treue schwören. Ich glaube, dass dieser blutjunge König seine Königreiche mit eiserner Faust regieren wird. Gebe Gott dass es der Bevölkerung unter seiner Herrschaft besser gehen wird als unter der seines trägen Vorgängers Stephen!«
    »Meinem Volk, den Walisern, wird es auch unter einem neuen Herrscher nicht besser gehen«, murmelte Rhys. »Ein schwacher König erlaubt seinen habgierigen Baronen, das Land zu ihrem eigenen Vorteil auszubeuten. Ein starker König wird versuchen, die Gewinne an sich zu raffen. Das ist der einzige Unterschied.« Er schob seine Hände in die langen, dicken Lederhandschuhe und griff nach seinem Helm. »Wenn ich handeln will, muss ich es jetzt tun«, murmelte er vor sich hin.
    Doch Gandy hatte ein scharfes Gehör. Die Augen des Zwerges leuchteten vor freudiger Erregung auf. » Dann reisen wir also nach Wales, zu diesem Rosecliffe Castle, das du so hasst?«
    Linus hatte ihn mit dem langen Schwert gegürtet. Rhys zog es aus der Scheide und betrachtete die scharfe Klinge. »ja, wir reisen nach Rosecliffe ... Aber erst nachdem ich jeden Ritter in diesem Turnier zermalmt habe. Jeden englischen Ritter«, schwor er grimmig.
     

Kapitel 2
     
    Isolde fühlte sich miserabel. Sie hatte an ihrem Entschluss festgehalten und musste jetzt die Konsequenzen tragen. Aber das war so hart - und auch so ungerecht!
    Ihr Vater hatte ihr die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten gelassen, die beide gleich schrecklich waren. Sie konnte nach London mitkommen und Mortimer Halyards Heiratsantrag persönlich, mit der gebotenen Höflichkeit annehmen. Oder sie konnte in Wales bleiben, ihren zukünftigen Mann damit vor den Kopf stoßen und die unvermeidliche Ehe unter denkbar schlechten Vorzeichen beginnen.
    Randulf Fitz Hugh hatte sich weder von der Wut seiner Tochter noch von ihren flehentlichen Bitten erweichen lassen. Er bestand darauf, dass sie den unglückseligen Mortimer heiratete, und rief ihr ins Gedächtnis dass sie schon drei Männer, die um ihre Hand angehalten hatten, unter irgendwelchen Vorwänden verschmäht hatte - brave Männer aus besten Adelsfamilien. Er war nicht
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