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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe
Autoren: Rexanne Becnel
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stieß einen schweren Seufzer aus. »Du kannst noch von Glück sagen, dass er heute andererseits erleichtert und zufrieden ist, weil England nach neunzehn Jahren endlich wieder einen unangefochtenen Monarchen haben wird. Aber deine scharfe Zunge hat ihn mehr denn je davon überzeugt, dass du dringend der straffen Zügel eines Ehemanns bedarfst.«
    »Zügel? « , schnaubte Isolde. »Hat Vater dich in eurer Ehe jemals gezügelt? Ich hatte nie diesen Eindruck.«
    Ein weiches Lächeln huschte über das schöne Gesicht ihrer Mutter. »Bildlich gesprochen sind dein Vater und ich zwei gleich starke Pferde, die an einem
    Strang ziehen. Er hat seine Einflusssphäre, ich habe die meine. Aber ich bin seine Frau, und du bist seine Tochter, Isolde. Er ist außerstande, dich im selben Licht wie mich zu sehen. Ich glaube, es fällt ihm insgeheim sehr schwer, sein geliebtes kleines Mädchen irgendeinem fremden Mann überlassen zu müssen.« Josselyns Augen funkelten amüsiert und jetzt grinste sie richtig schelmisch. »Vielleicht hat er sich gerade deshalb für Lord Halyards Sohn entschieden. Selbstverständlich zieht er auch in Betracht dass es eine ausgezeichnete Partie wäre, aber ich glaube, ausschlaggebend ist für deinen Vater, dass Mortimer eher ein Junge als ein richtiger Mann ist.«
    Isolde versuchte diese Information zu verstehen. »Willst du damit sagen, dass Vater mich mit einem Mann - einem Jungen - verheiraten will, der seine ehelichen Pflichten nicht ausführen kann?«
    Josselyn griff lachend nach ihren Händen. »Nein, natürlich nicht ... aber ein Teil von ihm kann den Gedanken nicht ertragen, dass irgendein Mann seiner Tochter die Unschuld rauben wird.«
    Isolde war völlig verblüfft. Sie wusste seit vielen Jahren über den Geschlechtsverkehr Bescheid, denn ihre Mutter hatte alle diesbezüglichen Fragen mit bemerkenswerter Offenheit beantwortet. Dass ihr Vater in solchen Dingen gehemmter sein könnte, war ihr nie in den Sinn gekommen. »Aber ... aber warum will er mich dann überhaupt zu einer Ehe zwingen? Warum kann er mich nicht in Ruhe lassen, bis ich einen Mann finde, den ich heiraten möchte?«
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Isolde, du suchst nach einer logischen Erklärung, während dein Vater nicht logisch, sondern rein gefühlsmäßig reagiert. Er weiß, dass du heiraten musst und dass es sehr wichtig für Rosecliffe ist wen du heiratest, aber tief im Herzen ist ihm die Idee verhasst und deshalb findet er sich noch am ehesten mit Lord Halyards Sohn ab.«
    Isolde verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Nun, mir ist es völlig egal, wie wohlhabend und einflussreich die Halyards sind - ich weigere mich, Mortimer zu heiraten! Er ist mager, hat hängende Schultern und Pickel im Gesicht. Außerdem wird er immer sofort rot wenn ich ihn ansehe, was bei Gott nicht oft der Fall ist!«
    Josselyn lachte wieder. »All diese Mängel werden in einigen Jahren verschwunden sein.«
    »Aber ich liebe ihn nicht!«
    Ihre Mutter wurde wieder ernst. »ja, das ist der springende Punkt.«
    Randulf Fitz Hugh verließ soeben sein Arbeitszimmer. Isolde sah in der vertrauten Gestalt diesmal ausnahmsweise nicht ihren Vater, sondern den Ehemann ihrer Mutter, einen Mann, den eine starke und intelligente Frau lieben konnte. Und obwohl es zwischen Vater 'und Tochter oft gewaltig krachte, begriff sie plötzlich, dass sie von einem Ehemann wie ihm träumte: kraftvoll, aber auch sanft; sehr selbstbewusst sogar arrogant -, aber auch gerecht und rücksichtsvoll; zärtlich und leidenschaftlich ...
    Furchtlos hielt sie seinem zornigen Blick stand und erhob sich ruhig. »Er ist sehr eigensinnig«, sagte sie zu ihrer Mutter. »Aber ich bin noch eigensinniger.«
    Das entsprach durchaus der Wahrheit dachte Josselyn, während sie beobachtete, wie ihre Erstgeborene hoch erhobenen Hauptes auf Rand zuging. Englische Arroganz und walisische Sturheit bildeten bei Isolde eine explosive Mischung, und es würde eines ganz besonderen Mannes bedürfen, um dieses wilde Geschöpf zu zähmen. Der arme Mortimer Halyard wäre dieser Aufgabe niemals gewachsen, und auch keiner der anderen jungen Burschen, die bei Rand um ihre Hand angehalten hatten.
    Josselyn spielte geistesabwesend mit dem schweren Schlüsselbund von Rosecliffe, der an ihrem Gürtel hing. Sie wünschte sich für ihre Tochter einen starken Waliser als Ehemann. Rand wünschte sich einen milden Engländer. Irgendwo in der Mitte zwischen diesen beiden Extremen würde Isolde wohl selbst den zu ihr
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