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Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust

Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust

Titel: Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Autoren: Gena Showalter
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verfiel in ein unverständliches Brummeln.
    „Das Kontrastmittel zum Verfolgen der Spur ist weggespült, und niemand weiß, wo Aeron sich aufhält“, sagte Lucien. „Keiner weiß, was er treibt und ob er womöglich derjenige ist, der diese Leute in den USA abgeschlachtet hat. Maddox sagt, er hätte dich unmittelbar nach Aerons Ausbruch aus dem Kerker angerufen. Und dann hat mir Sabin erzählt, dass du Rom und den Tempel der Unaussprechlichen überstürzt verlassen hast. Möchtest du mir vielleicht erzählen, wohin du so eilig verschwunden bist?“
    „Nein.“ Das war die Wahrheit: Er wollte es nicht erzählen. „Aber du kannst sicher sein, dass Aeron nicht länger in der Lage ist, Menschen abzuschlachten.“
    Eine Pause entstand. Der Rosenduft wurde immer intensiver.
    „Woher weißt du das so genau?“ In der Frage lag eine gewisse Schärfe.
    Reyes zuckte die Schultern.
    „Warum erzähle ich dir nicht einfach, was ich glaube, was passiert ist?“ Wenn Luciens Stimme vorher scharf gewesen war, so klang sie jetzt fast erwartungsvoll. Vielleicht sogar ein bisschen ängstlich. „Du hast Aeron verfolgt, in der Hoffnung, das Mädchen damit zu schützen.“
    Das Mädchen. Aeron hatte das Mädchen entführt. Aeron hatte von den neuen Göttern, den Titanen, den Befehl erhalten, das Mädchen umzubringen. Reyes hatte das Mädchen nur einmal kurz angeschaut und hilflos miterleben müssen, wie sie seine intimsten Gedanken gelesen, seine Handlungen beeinflusst und ihn in einen liebeskranken Idioten verwandelt hatte.
    Mit nur einem einzigen Blick hatte sie sein Leben verändert – nicht unbedingt zum Guten. Und doch ging es ihm unglaublich auf die Nerven, dass Lucien sie jetzt nicht bei ihrem Namen nannte. Reyes begehrte das Mädchen mehr, als er sich nach einem Hammerschlag vor die Stirn sehnte. Und das hieß –mit Blick auf Schmerz – einiges.
    „Nun?“, drängte Lucien.
    „Du hast recht“, stieß Reyes zwischen zusammengepressten Lippen hervor. Warum sollte er es nicht zugeben?, dachte er plötzlich. Seine Gefühle waren völlig außer Kontrolle – und sie totzuschweigen hatte ihn nur noch mehr aufgewühlt. Außerdem konnten seine Freunde ihn nicht mehr hassen, als er sich selbst hasste. „Ich bin Aeron gefolgt.“
    Das Geständnis hing in der Luft, schwer wie eine Fußfessel. Reyes schwieg.
    „Du hast ihn also gefunden.“
    „Ich hab ihn gefunden.“ Reyes straffte die Schultern. „Ich hab … ich hab ihn auch unschädlich gemacht.“
    Steine knirschten unter Luciens Stiefeln, als er näher trat. „Du hast ihn getötet?“
    „Schlimmer.“ Noch immer drehte Reyes sich nicht um. Sehnsüchtig schielte er nach unten, wo der Abgrund unvermindert lockte. „Ich habe ihn unter die Erde gebracht.“
    Das Geräusch von Luciens Schritten verstummte augenblicklich. „Du hast ihn unter die Erde gebracht, aber nicht getötet?“ Verwirrung lag in Luciens Stimme. „Das verstehe ich nicht.“
    „Er war im Begriff, Danika umzubringen. Ich habe in seinen Augen gesehen, wie es ihn innerlich zerrissen hat, und da wusste ich, dass er es eigentlich nicht tun wollte. Also bin ich eingeschritten und habe ihn daran gehindert, und er hat mir gedankt, Lucien. Er hat mir gedankt. Er hat mich sogar angefleht, ihn ein für alle Mal auszuschalten. Aber das konnte ich nicht. Er hat mich angefleht, ihm den Kopf abzuschlagen. Ich hab tatsächlich mein Schwert erhoben, aber ich konnte es einfach nicht. Also bat ich Kane, mir Maddox’ Ketten zu bringen, weil der sie ja nun nicht mehr braucht. Und damit habe ich Aeron angebunden, tief unter der Erde.“
    Reyes war früher einmal dazu verdammt gewesen, seinen Freund Maddox jede Nacht an ein Bett zu fesseln und ihn sechs verfluchte Male in den Bauch zu stechen, wohl wissend, dass der Krieger am Morgen unversehrt erwachen würde und Reyes ihn immer wieder aufs Neue würde töten müssen. Ein toller Freund bin ich.
    Nach Hunderten von Jahren hatte sich Maddox dann schließlich mit seinem Fluch arrangiert. Trotzdem war es auch weiterhin nötig gewesen, ihn ans Bett zu fesseln, denn als Hüter des Dämons der Gewalt neigte Maddox dazu, ohne Vorwarnung anzugreifen. Sogar seine Freunde. Und da Maddox so stark war, dass er von Menschenhand gefertigtes Metall in Sekundenschnelle verbog, hatten sie sich von den Göttern höchstpersönlich Ketten schmieden lassen – Ketten, die niemand, nicht einmal ein Unsterblicher, ohne passenden Schlüssel öffnen konnte.
    Genau wie Maddox war auch Aeron
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