Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Titel: Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
Autoren: Gena Showalter
Vom Netzwerk:
durch die Luft.
    Hier oben hatten er und die anderen ein Mindestmaß an Privatsphäre und Schutz vor dem Rest der Welt gefunden. Hierher konnten sie kommen, von hier konnten sie weggehen, ohne mit Fragen bombardiert zu werden. Warum werdet ihr nicht älter? Warum hallen jede Nacht Schreie durch den Wald? Warum seht ihr manchmal wie Ungeheuer aus?
    Von hier oben hielten sich die Einheimischen fern – aus Angst und aus Respekt. Bei einer seiner seltenen Begegnungen mit einem Sterblichen hatte er ihn sogar „Engel“ flüstern hören.
    Wenn sie nur wüssten …
    Maddox’ Nägel wurden länger und krallten sich in die Steinwand. Budapest war ein Ort von majestätischer Schönheit, der vom Charme der alten Welt umweht wurde und der dennoch nicht auf die Annehmlichkeiten der Moderne verzichtete. Doch Maddox hatte sich seit jeher ausgeschlossen gefühlt. Von allem. Von dem Burgviertel genauso wie von den Nachtclubs. Vom Obst und Gemüse, das in der einen Passage verkauft wurde, genauso wie von dem lebendigen Fleisch, das in der nächsten Gasse feilgeboten wurde.
    Vielleicht verginge das Gefühl der Unverbundenheit, wenn er die Stadt einmal erkunden würde, doch im Gegensatz zu den anderen, die nach Belieben umherstreiften, war er in der Burg und den umliegenden Ländereien genauso gefangen wie der Dämon der Gewalt vor Tausenden von Jahren in der Büchse der Pandora.
    Seine Fingernägel wuchsen weiter, jetzt waren es schon fast Krallen. Der Gedanke an die Büchse versetzte ihn immer in eine düstere Stimmung. Schlag gegen die Wand, stachelte sein Dämon ihn auf. Zerstör irgendetwas. Verletze jemanden, töte jemanden. Am liebsten hätte er die Götter ausgelöscht. Einen nach dem anderen. Sie vielleicht geköpft. Ihnen aber auf jeden Fall ihre schwarzen, verfaulten Herzen herausgerissen.
    Der Dämon schnurrte zustimmend.
    Klar, dass ihm das gefällt, dachte Maddox angewidert. Hauptsache es ist blutrünstig, egal wer die Opfer sind. Er schickte noch einen erzürnten Blick gen Himmel. Er und der Dämon waren schon seit langer Zeit vereint, doch er konnte sich noch immer deutlich an den Tag erinnern, als alles begann. An die Schreie der Unschuldigen. An die Menschen um ihn herum, die bluteten und starben. An die Dämonen, die das Fleisch dieser Menschen in Ekstase verschlangen.
    Nur als der Dämon der Gewalt in seinen Körper eingedrungen war, hatte er den Bezug zur Realität verloren. Er hatte nichts gehört und nichts gesehen. Ihn umgab nichts als Dunkelheit. Erst als Pandoras Blut auf seine Brust spritzte, erwachte er. Ihr letzter Atemzug hallte in seinen Ohren wider.
    Sie war nicht sein erstes Opfer – oder sein letztes. Aber sie war die erste und einzige Frau, die er mit seinem Schwert traf. Der furchtbare Anblick dieser leblosen weiblichen Gestalt, in deren Adern kurz zuvor noch das Leben pulsiert hatte, und das Wissen darum, dass er für ihren Tod verantwortlich war … Bis zum heutigen Tag hatte nichts seine Schuld und Reue lindern können. Die Schande und die Trauer.
    Er hatte geschworen, alles zu tun, um den Dämon in Zukunft zu kontrollieren, doch es war zu spät gewesen. Zeus war verärgerter als je zuvor und belegte ihn mit einem zweiten Fluch: Er sollte jede Nacht um Mitternacht denselben Tod sterben wie Pandora – durch eine Klinge, die sich sechsmal unter höllischen Schmerzen in seinen Unterleib bohrte. Der einzige Unterschied war, dass ihre Qual nach Minuten vorüber gewesen war.
    Seine Qualen würden bis in alle Ewigkeit fortdauern.
    Er knackte mit dem Kiefer und versuchte, sich zu entspannen, als er den nächsten Ansturm der Gewalt kommen spürte. Er sagte sich, dass er nicht der Einzige war, der leiden musste. Die anderen Krieger hatten auch mit Dämonen zu kämpfen – sowohl buchstäblich als auch bildlich. In Torin wohnte der Dämon der Krankheit. In Lucien der Dämon des Todes. In Reyes der des Schmerzes. In Aeron der des Zorns. In Paris der der Promiskuität.
    Warum hatte man ihm nicht den letzten zugeteilt? Er hätte jederzeit in die Stadt gehen, sich eine Frau nehmen und jeden Laut, jede Berührung genießen können.
    Doch so konnte er sich weder weit von der Burg weg wagen, noch über längere Zeit mit Frauen umgeben. Wenn sein Dämon die Kontrolle übernähme oder wenn er vor Mitternacht nicht zu Hause wäre und jemand seine blutverschmierte Leiche fände und begrübe – oder schlimmer: verbrannte …
    Aber ein Teil von ihm wünschte sich, dass ein solcher Zwischenfall seine klägliche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher