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Die Herausforderung

Die Herausforderung

Titel: Die Herausforderung
Autoren: Megan Hart
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immer her?“
    „Ich habe ein Buch. Die zweihundertsieben obskursten Fragen, die man einer schönen Frau stellen kann.“
    Wenigstens hatte er sie als schön bezeichnet. Katie räusperte sich. „Darüber muss ich einen Moment nachdenken. Fang du an.“
    „Das ist nicht fair, ich hatte viel länger Zeit, um mir etwas zu überlegen als du.“
    „Verrat es mir trotzdem.“ Katie kuschelte sich tiefer in ihre Bettdecke.
    „Die Türen sind rot, blau und lila. Ich nehme die blaue.“
    „Warum?“
    „Weil Blau meine Lieblingsfarbe ist“, sagte Jimmy, „und ich wette, dass du dahinter stehst.“
    Hitze stieg in ihr auf. „Und was ist mit den anderen Türen?“
    „Die mache ich gar nicht erst auf, weil ich nicht wissen will, was hinter ihnen ist.“
    „Gute Antwort.“
    „Jetzt bist du dran.“
    Katie wollte nicht über Türen und Farben und was sich dahinter verborgen mochte nachdenken. Oder anders gesagt, alles, was ihr dazu einfiel, waren Türen aus Glas, und hinter jeder stand Jimmy. Doch egal, wie sehr sie sich bemühte, sie konnte keine von ihnen öffnen. Sie seufzte.
    „Erzähl mir etwas anderes, Jimmy.“
    „Zum Beispiel?“
    „Welches ist dein Lieblingsgedicht? Hast du überhaupt eines?“
    Jimmy lachte leise, und Katie stellte sich vor, wie sein Atem über ihre Haut strich. „Wenn du die Texte von Jimmy Morrison zu den Gedichten zählst, dann schon. Ansonsten eher nicht. Und du?“
    „Ich mag E. E. Cummings. Mein Lieblingsgedicht fängt mit den Worten an ‚die jungen, die ich meine, sind nicht kultiviert‘.“ Katie dachte an die Mädchen aus dem Gedicht, die bocken und beißen, und an die Jungen, deren Tänze die Berge erschüttern. Sie sagte es aus der Erinnerung auf, und danach schwieg Jimmy eine ganze Weile.
    „Ich habe Gedichte noch nie gemocht“, sagte er. „Ich hatte einen … Lehrer … in der Schule, der uns ganz viele Gedichte rezitieren ließ. Das war seine Art, uns … egal, ist nicht wichtig. Wegen dieses Lehrers habe ich Poesie immer gehasst. Ich habe nie gedacht, dass mir mal ein Gedicht gefallen könnte. Aber das hier, das mochte ich.“
    Sie hörte ihn gähnen und runzelte in der Sicherheit, dass er sie nicht sehen konnte, die Stirn. Sie zog ein Gesicht, weil sie fürchtete, dass ihr Gespräch bald zu einem Ende kommen würde, aber ihrer Stimme war davon nichts anzumerken, als Jimmy sagte, er müsse jetzt auflegen.
    „Ja“, erwiderte Katie. „Es ist schon spät.“
    Die Einladung lag ihr auf der Zunge, doch sie schluckte sie herunter. Sie wollte ihn nicht fragen, ob er mit ihr ausgehen würde, nicht einmal in den Coffeeshop, in dem sie sich das erste Mal begegnet waren. Er könnte Nein sagen. Schlimmer noch, er könnte aufhören, sie anzurufen.
    „Gute Nacht, Katie. Schlaf gut.“
    „Du auch.“ Nachdem er aufgelegt hatte, umklammerte Katie noch einen Moment lang den Hörer, dann legte sie ihr Telefon ebenfalls beiseite.
    Sie dachte immer noch an diese Unterhaltung, als sie am nächsten Tag mit Dean im Schlepptau abends nach Hause kam.
    „Vielleicht ist das dein Problem.“ Dean blätterte durch ein Magazin, das Katie auf ihrem Wohnzimmertisch hatte liegen lassen. Dann legte er es weg und schaute sie an. „Vielleicht weiß er bereits zu viel über dich, und das hat das Geheimnisvolle zerstört.“
    „Und warum ruft er mich dann weiterhin an?“ Mit einem kleinen Seufzer schlüpfte Katie aus ihren Schuhen und ließ sich auf die Couch fallen. „Rufen Männer oft mitten in der Nacht Frauen an, um mit ihnen zu quatschen, weil sie sich nach dem Klang einer anderen Stimme sehnen? Ich glaube kaum.“
    „Da fragst du den Falschen.“
    „Hast du jemals irgendjemanden nachts angerufen, nur um seine Stimme zu hören?“
    „Nur wenn ich mir dabei einen runterholen wollte“, sagte er.
    Katie verzog das Gesicht und wackelte mit den Zehen. „Vielleicht holt er sich bei unseren Gesprächen auch einen runter.“
    Dean grinste. „Und du?“
    „Das“, sagte Katie, „geht dich nichts an.“
    Dean setzte sich neben sie auf die Couch. „Aha, du tust es also.“
    „Vielleicht. Ein oder zwei Mal.“ Katie zog die Füße unter ihren Po und schaute Dean an. „Er hat eine ziemlich erotische Stimme.“
    „Warum lädst du ihn dann nicht zu dir ein? Leg ein wenig sanfte Musik auf, koche ihm etwas. Männer mögen das.“ Er drückte ihr Knie durch den dünnen Stoff ihres Rocks. „Mach den ersten Schritt.“
    Katie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich mag ihn. Vielleicht
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