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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin
Autoren: Aufbau
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Er lachte sein lautes, sein kräftiges Lachen.
    Links von ihr stand Hololesqua. Er schüttelte den Kopf, beugte sich nieder, um Jonkie zu streicheln. »Das ist Eure Zukunft. Aber ist es Euer Wohl?«, fragte der Lenape sie.
    »Haltet ein!«, rief Margaretha entsetzt. »Bin ich tot?« Sie schrak hoch. Der Morgen dämmerte, die Luft war voller Regen. Sacht schlugen die Tropfen gegen das Fenster. Und doch erinnerte sie sich an Blitze und Donner, an heftige Güsse. Wann war das gewesen?
    Neben ihrem Bett saß zusammengesunken Rebecca. Sie hielt sich selbst im Schlaf umfangen. Langsam richtete Margaretha sich auf. Ihr tat alles weh, die Knochen schmerzten, die Haut spannte, selbst die Haare schienen an der Kopfhaut zu ziehen.
    Rebecca schrak hoch. »Liefje! Gottegot! Du lebst!«
    »Tu ich das?«, fragte Margaretha verwundert.
    »Du sprichst doch mit mir, also lebst du.« Rebecca lachte.
    »Ich habe geträumt.« Margaretha rieb sich die Augen. »Seltsame Dinge.«
    »Du warst sehr krank. Einige Tage.«
    »Wie viele Tage?«
    »Vier.«
    »Was ist mit den Kranken in Philadelphia?«
    »Gottegot, Margret, du wachst aus dem Fieber auf und fragst nach den anderen Kranken. Es ist nicht zu fassen.« Rebecca stand auf, gähnte und streckte sich. »Zwei sind gestorben, die anderen leben wohl, habe ich gehört. Bei dir waren wir uns nicht sicher. Du warst so krank, wir dachten, du stirbst.«
    »Aber noch lebe ich.« Margaretha ließ sich wieder zurück in das Kissen sinken. Sie wusste, sie hatte erst eine Hürde erklommen. Sie fühlte sich schwach, schwächer als jemals zuvorin ihrem Leben. Rebecca wusch sie, zog ihr frische Nachtgewänder an, wechselte die Bettwäsche. All dies konnte sie nur über sich ergehen lassen, jede Bewegung tat weh und strengte sie an.
    Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem Gespräch mit Pastorius. Sie war sich nicht sicher, ob sie es erträumt oder ob er wahr gesprochen hatte. Wieder schlummerte sie ein, wurde wach. Hermann saß an ihrem Bett.
    »Zusje, Liefje, du hast uns erschreckt«, sagte er mit ernster Stimme. »Aber nun hast du die Krankheit wohl geschlagen.«
    »Ich hoffe es«, antwortete sie schwach. »Doch möglicherweise kommt noch ein weiterer Schub. Ein schlimmerer, einer, der tödlich ist.«
    »Das möge Gott verhindern.« Hermann faltete die Hände und schloss die Augen. »Wir brauchen dich.«
    »Als Heilerin?«, fragte sie leise.
    »Als Heilerin, Hebamme und als eine unserer Familie, Zusje.«
    »Wenn ich jetzt Familie hätte – einen Mann und Kinder …« Sie richtete sich auf. »Dann könnte ich der Gemeinde wohlmöglich nicht mehr so dienen.«
    »Zweifelsohne könntest du das nicht.«
    »Darf ich deshalb keine Familie haben?« Sie sah ihn an, zwang ihn, dem Blick standzuhalten.
    »Bitte?«
    »Hermann, du weißt, was ich meine.«
    Er senkte den Kopf. »Pastorius.«
    »Ja.«
    »Er ist nicht gut für dich.«
    »Woher weißt du das?«
    Hermann stand auf, ging zum Fenster. »Weil ich es weiß.«
    »Das ist keine Antwort, sondern eine Ausrede.«
    »Hemeltje, Zusje, wir wollen das Beste für dich.«
    »Ich liebe Franz Daniel.«
    Hermann rang seine Hände, knetete sie wie den Brotteigam Morgen. Schließlich sah er sie an. »Er hat nicht um dich gekämpft.«
    »Nein.« Margaretha schloss die Augen. »Manchmal kämpft man nicht, wenn man keine Chancen sieht. Ihr habt ihm keine gegeben. Stattdessen habt ihr ihm gesagt, dass ich ihn gar nicht will.«
    »Zu deinem Wohl, Zusje, nur zu deinem Wohl.« Hermann klang kläglich. »Wir wollen dein Glück, Margret.«
    »Und Pastorius ist es nicht?«
    Hermann schnaufte. »Ich weiß es nicht. Beinahe hätten wir dich verloren. Ein furchtbarer Gedanke.«
    »Und wenn ich gestorben wäre, dann wäre ich unglücklich gegangen.« Sie drehte den Kopf zur Wand, presste die Augenlider aufeinander. Er sollte nicht sehen, wie sie weinte.
    »Zusje, nicht doch!«
    Hermann kniete vor ihrer Bettstatt, doch Margaretha winkte ihn weg, sie wollte alleine sein.
    Die Schwägerinnen übernahmen den Dienst an ihrem Krankenbett. Auch Catharina kam, half ihr auf den Nachttopf, wechselte die Bettwäsche, gab ihr Brühe und zu trinken. Rebecca kochte Aufgüsse, fragte nach den Kräutern. Sie war wissbegierig und neugierig, wollte nicht nur für den Moment helfen.
    Nach zwei Tagen war ihre Hoffnung groß, dass sie das Schwerste überstanden hatte. Bei manchen kam das Fieber wieder, aber sie hoffte, dass dieser Kelch an ihr vorbeiging.
    Es klopfte an der Tür ihrer kleinen
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