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Die Hand im Moor (German Edition)

Die Hand im Moor (German Edition)

Titel: Die Hand im Moor (German Edition)
Autoren: Inger Lindson
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brachte." Er hob die Schultern. "Zudem hatte Jürgen etwas Besonderes an sich. Ich mußte einfach sein Freund sein."
    "Danke." Sie legte kurz den Kopf an seine Schulter.
    Volker wandte sich ihr zu. Sanft umfaßte er ihre Schultern. "Du wirst es niemals bereuen, mich zu heiraten, das verspreche ich dir", sagte er beschwörend. "Ehen, die aus Vernunftgründen geschlossen werden, sind nicht immer die Schlechtesten. Ich werde alles tun, um dich glücklich zu machen."
    "Sei ehrlich, Volker, empfindest du überhaupt etwas für mich oder geht es dir nur um Freyhof?" Christina versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. "Ich könnte es nicht ertragen, an der Seite eines Mannes zu leben, der in mir nur eine reiche Erbin sieht."
    "Kennst du mich wirklich so schlecht, Christina?" fragte der junge Verwalter. "Ich will nicht leugnen, daß mir der Gedanke gefällt, eines Tages den Freyhof zu besitzen. Wenn ich jedoch nichts für dich empfinden würde, könnte ich diesen Schritt nicht wagen."
    "Dann liebst du mich also?"
    "Ich empfinde eine tiefe Freundschaft für dich, Christina. Aber wer sagt, ob daraus nicht eines Tages Liebe wird?" Volker lächelte ihr ermutigend zu. "Unsere Ehe mag nicht im Himmel beschlossen worden sein", meinte er, "aber sie wird dennoch bestand haben." Er beugte sich vor und küßte sie zärtlich auf den Mund.
    * * *
    Christina von Frey atmete tief durch, dann nahm sie entschlossen die Kette mit Jürgens Anhänger ab und legte sie in das unterste Fach ihres Schmuckkästchens. Tränen stiegen in ihr auf, aber sie widerstand dem Verlangen zu weinen. Unten in der Halle warteten die Gäste auf sie. Sie wollte ihnen strahlend entgegengehen. Daß sie nicht die glückliche Braut war, für die man sie hielt, ging keinen der Gäste etwas an.
    Die Baronesse öffnete die Tür ihres Schlafzimmers. Bis zum ersten Stock hinauf klang die Musik. Ihre Eltern hatten keine K osten gescheut und sogar eine kleine Kapelle für diesen Abend engagiert. Wäre ihr Herz nicht so schwer gewesen, sie hätte die Melodie des Kaiserwalzers gesummt.
    Als Christina in ihrem hellblauen, mit wertvollen Spitzen b esetztem Ballkleid die Treppe hinunterstieg, ging ein 'Ah' durch die Halle. Nie zuvor hatte die junge Frau bezaubernder ausgesehen als an diesem Abend. Volker von Quant kam seiner Braut entgegen und reichte ihr die Hand.
    Karin Weiß und Dieter Fischer standen in der Nähe der Te rrassentür und beobachteten wie Christina und Volker miteinander tanzten.
    "Wenn wir nicht beide wüßten, daß dieser Abend nichts weiter als eine Farce ist, würden wir sie für glücklich halten", bemerkte der junge Mann. Er hielt ein Glas Sekt in der Hand. Das dritte innerhalb der letzten halben Stunde.
    "Du solltest nicht soviel trinken", mahnte Karin.
    Er sah sie von der Seite an. "Sag nur, es macht dir nichts aus, daß sich Volker und Christina verloben?" Um seine Lippen zuckte ein spöttisches Lächeln. "Meinst du, ich wüßte nicht, was du für Volker empfindest? Du hast ihn immer geliebt, aber er hatte nur Augen für Christina. Nein, was heißt Christina? Es ist der Freyhof, der ihn interessiert."
    "Ich hielt euch für Freunde", sagte die junge Frau. Sie schaute zum Brautpaar hinüber. Es tat ihr in der Seele weh, Volker und Christina miteinander tanzen zu sehen. Nie zuvor hatte sie sich sehnlichster gewünscht, auch die einzige Tochter eines Gutsbesitzers zu sein. Ob Volker dann sie gewählt hätte?
    "Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun", behauptete Di eter und leerte sein Glas in einem Zug. "Seit ich auf der Schattenseite des Lebens stehe, sehe ich bedeutend klarer." Er winkte einen der Lohnkellner herbei, die dafür sorgten, daß die Gäste zu ihrem Recht kamen. Wieder griff er nach einem Sektglas.
    "Früher hast du doch nicht soviel getrunken."
    "Früher war alles anders", erklärte Dieter Fischer. "Früher gehörte ich selbst zu den oberen Zehntausend, heute lacht man nur noch über mich." Er sah Karin an. "Auch ihr", fügte er hinzu.
    "Du spinnst", meinte Christinas Freundin. "Wir bewundern, wie es dir gelungen ist, wieder auf die Beine zu kommen. Imme rhin bist du ein ziemlich gefragter Designer und hast es geschafft, dir..."
    "Hör auf, Karin", fiel ihr der junge Mann ins Wort. "Dir mag es nichts ausmachen, dich Tag für Tag abzustrampeln, aber mir ist es nun einmal nicht an meiner Wiege gesungen worden, für mein täglich Brot zu a rbeiten."
    Karin hatte keine Lust, sich noch länger mit Dieter Fischer zu unterhalten. Sie nahm ihm seine
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