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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier
Autoren: Agatha Christie
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spring hinterher!» Ich gehorchte gerade noch zur rechten Zeit. Als ich an seiner Seite landete, setzte sich der Zug bereits wieder in Bewegung. «Und nun, Poirot», sagte ich entrüstet, «wirst du vielleicht so freundlich sein und mir sagen, was dies alles zu bedeuten hat.»
    «Mir ist ein Licht aufgegangen, mein Freund!»
    «Das leuchtet mir auch ein», sagte ich trocken. «Es sollte dir eigentlich einleuchten», entgegnete Poirot, «jedoch fürchte ich – und zwar sehr –, dass dem doch nicht so ist. Es wäre nett von dir, Hastings, wenn du nun zwei meiner Reisetaschen tragen würdest, den Rest, denke ich, kann ich selbst tragen.»

2
     
    G lücklicherweise hatte der Zug in der Nähe einer Station gehalten, und wir fanden nach kurzer Zeit eine Garage, wo wir einen Wagen mieten konnten. In schneller Fahrt ging es zurück nach London. Dann erst bequemte sich Poirot dazu, meine Neugier endlich zu befriedigen.
    «Ist dir nicht alles klar? Bei mir hat es zwar auch ein Weilchen gedauert, aber jetzt durchschaue ich alles. Hastings, man wollte mich aus dem Wege schaffen!»
    «Du meinst, du solltest aus London verschwinden?», fragte ich überflüssigerweise.
    «Ja, man ist überaus geschickt zu Werke gegangen. Sowohl der Ort, als auch die Methode sind mit voller Absicht und außerordentlichem Scharfsinn gewählt worden. Man fürchtet mich.»
    «Von wem sprichst du?»
    «Von jenen vier Verbrechern, die sich zusammenschlossen, um außerhalb des Gesetzes zu wirken. Ein Chinese, ein Amerikaner, eine Französin und – noch ein anderer. Wenn wir bloß London noch rechtzeitig erreichen, Hastings.»
    «Meinst du etwa, dass sich unser Besucher in Gefahr befinden könnte?»
    «Ich bin dessen ganz sicher.»
    Mrs Pearson begrüßte uns, erstaunt über unsere unerwartete Rückkehr, und überschüttete uns mit einem Wortschwall, jedoch Poirot wehrte ab und fragte, ob in unserer Abwesenheit etwas vorgefallen sei. Es hatte sich nichts ereignet, sagte sie; niemand hatte angerufen, und unser Gast hatte noch kein Lebenszeichen von sich gegeben.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung eilten wir in unsere Wohnung. Poirot durchquerte sogleich das Wohnzimmer und betrat das Schlafzimmer. Dann rief er plötzlich mit seltsam belegter Stimme:
    «Hastings, er ist tot!»
    Ich stürzte ins Zimmer. Der Mann lag noch genau in derselben Stellung wie wir ihn verlassen hatten, jedoch musste der Tod bereits vor einiger Zeit eingetreten sein. Ich eilte zum Telefon, um einen Arzt herbeizurufen, da ich annahm, dass Dr. Ridgeway noch nicht ein zweites Mal gekommen war. Ich erreichte einen anderen Arzt, der sogleich herkam.
    «Armer Kerl, er ist bereits tot. Sie haben anscheinend die Bekanntschaft eines Landstreichers gemacht, wie?»
    «Möglich», antwortete Poirot ausweichend. «Was war die Todesursache, Doktor?»
    «Das ist schwer zu sagen. Es kann Verschiedenes zutreffen, aber anscheinend war es ein Starrkrampf. Gasleitungen sind nicht vorhanden?»
    «Nein, nur elektrischer Strom – sonst nichts.»
    «Und beide Fenster sind weit geöffnet. Ich möchte sagen, er ist bereits seit zwei Stunden tot. Sie werden es wohl selbst übernehmen, die Angehörigen zu benachrichtigen, nicht wahr?» Damit verabschiedete er sich. Nachdem Poirot einige notwendige Telefongespräche erledigt hatte, rief er zu meiner Überraschung noch unseren alten Freund Inspektor Japp an und bat ihn, wenn möglich gleich vorbeizukommen. Kaum hatte er eingehängt, als Mrs Pearson erschien, die Augen weit geöffnet.
    «Da draußen ist ein Mann von der Heilanstalt, wollen Sie ihn empfangen, und soll er heraufkommen?»
    Wir waren einverstanden, und ein großer, stämmiger Mann in Uniform betrat das Zimmer.
    «Guten Morgen, meine Herren», sagte er freundlich, «ich vermute, dass sich einer meiner Schützlinge bei Ihnen aufhält. Gestern Abend ist er entwichen.»
    «Er ist hier gewesen», sagte Poirot mit ruhiger Stimme.
    «Ist er wieder fortgelaufen?», fragte der Aufseher etwas bekümmert.
    «Er ist tot.»
    Der Mann zeigte sichtliche Erleichterung bei dieser Erklärung. «Was Sie nicht sagen! Nun, ich meine, das ist wohl das Beste für alle Beteiligten.»
    «War er – gefährlich?»
    «Sie meinen wohl gemeingefährlich? Keineswegs, vollkommen harmlos. Er litt bloß unter Verfolgungswahn. Hat stets von Geheimverbindungen aus China gefaselt, die ihn verfolgen würden. Wir haben viele von dieser Art.»
    Ich war erschüttert.
    «Wie lange befand er sich schon in Ihrer Obhut?», fragte
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