Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Abplattung der Erde mehr Recht, als sie thatsächlich verdienten; im folgenden Jahrhundert schon führte der schwedische Astronom Svenborg jene unfreiwilligen Ueberschätzungen in einer schönen, in französischer Sprache veröffentlichten Abhandlung auf ein bescheideneres Maß zurück.«
    Inzwischen betrieb auch die, von der Akademie nach Peru gesendete Commission ihre analogen Arbeiten. Zu ihr gehörten La Condamine, Bouguer und Godin, alle Drei Mitglieder der Akademie, Joseph von Jussieu, Decan der medicinischen Facultät, für die botanische Forschung, der Chirurg Seniersgues, der Uhrmacher Godin des Odonais und ein Zeichner. Am 16. Mai 1735 verließ dieselbe La Rochelle. Die Gelehrten kamen zunächst nach St. Domingo, wo einige astronomische Beobachtungen angestellt wurden, dann nach Carthagena, Puerto-Bello, überschritten den Isthmus von Panama und landeten endlich, am 9. März 1736 bei Manta auf peruanischem Boden.
    Bouguer und La Condamine trennten sich hier von den Uebrigen, beschäftigten sich vorzugsweise mit der Bewegung des Pendels und erreichten auf verschiedenen Wegen Quito.
    La Condamine folgte der Küste bis zum Rio de las Esmeraldas und entwarf die Karte des Gebietes, das er nur unter den größten Schwierigkeiten durchzog..
    Bouguer dagegen wendete sich südlich gegen Guayaquil, drang durch sumpfige Urwälder und gelangte nach Caracol, am Fuße der Cordillerenkette, zu deren Ueberschreitung er volle sieben Tage brauchte. Er folgte dabei demselben Wege, wie früher Pater d’Alvarado, auf dem siebzig von dessen Leuten umkamen, darunter die drei ersten Spanier, welche in das Land einzudringen versuchten. In Quito kam Bouguer am 10. Juni an. Diese Stadt zählte damals dreißig-bis vierzigtausend Einwohner, hatte einen Bischof als Gerichtsvorstand und besaß viele religiöse Körperschaften nebst zwei Collegien. Das Leben war daselbst sehr billig; nur für fremde Waaren wurden ganz unerhörte Preise gefordert, so kostete ein einfacher Glasbecher beispielsweise achtzehn bis zwanzig Francs.
    Die Gelehrten bestiegen den Pichincha, einen Berg in der Nachbarschaft Quitos, dessen Ausbrüche der Stadt wiederholt verderblich wurden; sie sahen aber bald ein, daß es unthunlich war, die Dreiecke ihres Meridians in solcher erstaunlichen Höhe zu construiren, und mußten sich begnügen, die nöthigen Signalstangen auf minder emporragenden Hügeln anzubringen.
    »Fast tagtäglich beobachtet man auf den Gipfeln dieser Berge, sagt Bouguer in seiner der Akademie der Wissenschaften vorgelesenen Denkschrift, eine außergewöhnliche Erscheinung, welche gewiß ebenso alt ist wie die Erde, vor uns jedoch noch von Niemand bemerkt worden zu sein scheint. Als wir sie zuerst wahrnahmen, befanden wir uns Alle auf einem Berge Namens Pambamarca. Anfangs umhüllte uns eine dichte Wolke, welche bald vorüberzog, so daß wir die Sonne in vollem Glanze aufsteigen sahen. Die Wolke strich darauf an der anderen Seite des Berges hin. Sie war indeß kaum dreißig Schritte von uns entfernt, als jeder sein Schattenbild über sich, aber auch nur das seinige erblickte, weil die Dunstmasse natürlich eine unebene Oberfläche hatte. Die geringe Entfernung ermöglichte es, alle Einzelheiten des zweiten Bildes genau zu erkennen; man sah z.B. Arme, Beine und den Kopf ganz deutlich. Am meisten verwunderte es uns aber, daß der letztere mit einer Art Heiligenschein, einer aus drei oder vier kleineren, concentrischen und sehr lebhaft gefärbten Kreisen bestehenden Aureole umgeben erschien, von denen jeder in den Farben des Regenbogens, mit dem Roth nach außen, erglänzte. Die Abstände dieser Kreise von einander waren gleich groß; der innerste leuchtete etwas schwächer. In weiter Entfernung zeigte sich dann noch ein großer weißer Ring, der das ganze Bild umrahmte. Das seltsame Phänomen erschien jedem Beobachter wie eine Art Apotheose.«
    Da die Instrumente jener Zeit weit unvollkommener waren als die heutigen und vorzüglich der Einwirkung jeder Temperaturveränderung unterlagen, so mußten sie mit größter Sorgfalt und peinlichster Aufmerksamkeit auf alle Nebenumstände gebraucht werden, um nicht durch gehäufte kleine Irrthümer zuletzt ein Resultat mit großem Fehler zu ergeben. Bouguer und seine Begleiter vermieden es daher, stets den dritten Winkel eines Dreiecks aus seinen zwei schon bekannten Winkeln zu berechnen, sondern maßen alle drei Winkel.
    Nachdem sie nun die Länge der durchmessenen Strecke in Toisen erhalten, galt es noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher