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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut
Autoren: Madeleine L'Engle
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»Das war idiotisch. Wir haben uns wie Idioten benommen und in ein laufendes Experiment eingegriffen.«»Unabsichtlich.«
    »Wir hätten nicht so leichtsinnig sein dürfen.«
    Dennys schaute zum flirrenden Himmel, auf den flirrenden Sand.
    »Worum ging es bei Vaters Experiment? Wenn wir das wüßten…«
    »Eine Tesserung. Die Überwindung von Zeit und Raum jenseits der durch die Lichtgeschwindigkeit vorgegebenen Grenzen. Das übliche.« Die Angst machte Dennys sarkastisch.
    Sandy litt unter der Sonne. Er wischte sich den Schweiß aus den Augen. »Hätten wir doch nur auf den Kakao verzichtet.«
    Dennys zog sich den dicken Wollpullover aus, fuhr mit der Zunge über seine trockenen Lippen, stöhnte. »Limonade!«
    Auch Sandy schlüpfte aus dem Pullover. »Immerhin haben wir bekommen, was wir wollten. Heiß ist es hier. Und trocken. Und spärlich besiedelt.«
    Dennys blinzelte gegen die Sonne an. »Von völlig menschenleer war allerdings nicht die Rede.«
    Sandy knöpfte sich das Hemd auf. »Wollten wir nicht auch einen Strand?«
    »Das war vorher. Nicht auf Vaters Computer. Glaubst du, es hat uns auf einen unbewohnten Planeten verschlagen? Einen, dessen Sonne kurz vor der Explosion steht?«
    Bei diesem Gedanken schauderte Sandy trotz der Hitze. Er blinzelte kurz in die Sonne. »Nein. Dann müßte sie größer und röter sein. Die hier sieht so aus wie in einem Abenteuerfilm. «
    »Dann könnte es sich also um unsere Sonne handeln?« fragte Dennys hoffnungsvoll.
    Sandy zuckte mit den Schultern. »Wir sind irgendwo. Irgendwo im Universum. Wenn wir schon mit dem verdammten Keyboard spielen mußten, hätten wir uns wenigstens präziser ausdrücken können. Bali. Oder die Fidschi-Inseln. Das hätte gereicht. Meinetwegen trotz der Touristen.«
    »Gegen ein paar Touristen hätte ich jetzt nichts einzuwenden.« Dennys schälte sich aus seinem Overall und stand nun in Unterhemd und weißem Slip da.
    Sandy hüpfte auf einem Bein, weil er die eng anliegende Winterhose nicht ohne Verrenkung abstreifen konnte. Wieder schaute er in die Sonne, schloß die Augen. »Sie werden uns suchen, wenn sie vom Zahnarzt kommen.«
    »Aber wo? Mutter ist nicht so blöd wie wir. Sie geht bestimmt nicht so zum Spaß an Vaters Computer.«
    »Weil sie sich leider statt für Astrophysik ausschließlich für virtuelle Partikel und dergleichen interessiert.«
    »Sie wird uns jedenfalls suchen.«
    »Morgen kommt Vater zurück«, sagte Sandy, um sich Mut zu machen. Auch er hatte nun nur noch die Unterwäsche an.
    Dennys rollte seine Sachen zu einem Bündel zusammen. »Wenn wir nicht bald Schatten finden, müssen wir das Zeug spätestens in einer halben Stunde wieder anziehen, sonst gibt das einen fürchterlichen Sonnenbrand.«
    »Schatten.« Sandy stöhnte und suchte mit den Augen prüfend den ganzen Horizont ab. »Den! Kann das eine Palme sein?«
    Dennys legte schützend die Hand vor die Augen. »Wo?«
    »Dort. Dort hinten.«
    »Ja. Nein. Ja.«
    »Gehen wir hin.«
    »Na schön. Wenigstens tun wir endlich etwas.« Dennys trabte los. »Falls die Tageszeit hier mit der bei uns daheim übereinstimmt…«
    »Bei uns war Winter.« Sandy kniff die Augen zu engen Schlitzen zusammen. »Und kurz vor Sonnenuntergang.«
    Dennys wies auf ihre Schatten. Die waren etwa so lang und schlank wie sie selbst. »Die Sonne steht knapp hinter uns. Also gehen wir – nach irdischen Verhältnissen – in Richtung Osten.«
    Sandy fragte: »Fürchtest du dich? Ich mich schon. Wir haben uns da in ein richtiges Schlamassel gebracht.«
    Dennys gab keine Antwort. Sie trotteten weiter. Die
    Schuhe und Socken hatten sie anbehalten. »Vielleicht geht es barfuß besser?« schlug Dennys vor.
    Sandy bückte sich, legte die Handfläche auf den Sand und schüttelte den Kopf. »Überzeuge dich selbst. Wir würden uns nur die Fußsohlen verbrennen.«
    »Siehst du noch die Palme?«
    »Ich glaube, ja.«
    Schweigend stapften sie durch die Dünen. Nach einigen Minuten fühlte sich der Grund unter ihren Füßen fester an, und bald schimmerte blanker Fels durch den Sand.
    »Schon besser«, sagte Sandy.
    »He!«
    Der Boden begann plötzlich heftig zu vibrieren. Dennys breitete die Arme aus, wollte das Gleichgewicht halten, kam aber zu Fall. »Soll das ein Erdbeben sein?«
    Sandy war ebenfalls zu Boden gegangen. Ringsum rieb sich knirschend Fels an Fels, aus der Tiefe kam ein dumpfes Dröhnen und Donnergrollen. Dann war es schlagartig wieder still, völlig still. Die Vibrationen verebbten.
    Das
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