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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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für den Krisenfall zehntausend amerikanische Dollar, eine zweite klobige Brille, die seine Nacht zum grünen Tag machen konnte. Darüber hinaus ein paar chemische Hilfen wie ein starkes Schmerzmittel und ein höllisch aufputschendes Speed, vor dem er sich geradezu fürchtete – und natürlich die Zigaretten.
    Schließlich setzte er sich in das Taxi und bekam von dem Fahrer einen Fünfzigdollarschein gereicht. »Das ist das Wech selgeld«, sagte der Junge.
    »Gehört dir«, sagte Müller und gab sein Fahrtziel an.
    Vor dem Hotel fragte er den Fahrer, ob er bereit sei, ihn in zwei Stunden wieder abzuholen und ihm dann etwa zwei bis drei Stunden lang zur Verfügung zu stehen. Der Junge nickte und sagte, er werde da sein.
    Müller durchquerte die Eingangshalle, benutzte nicht den Lift, sondern rannte die Treppen hoch zu seinem Zimmer im dritten Stock. Er zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Obwohl er sich mehrmals von Kopf bis Fuß eingeseift hatte, war er immer noch überzeugt, nach der Garage der Toten zu riechen, und er wusste, dass das einige Zeit so bleiben würde. Der Geruch der Vernichtung ließ sich nicht so einfach abwaschen.
    Er legte sich auf das Bett und dachte an Svenja, überlegte, ob er sie anrufen sollte. Aber er wusste, dass ihm wieder einmal die richtigen Worte fehlen würden, und er ließ es sein.
    Gillian kam über Lautsprecher: »Hier ist der Stellvertreter, der Neue von den Haushältern, Chef. Er will ein Informationsgespräch.« Gillian kicherte leise. »Sein Spitzname ist hohle Nuss.«
    »Ich habe noch nie eine hohle Nuss empfangen«, murmelte Krause nicht sonderlich konzentriert.
    »Dann ist das eine Premiere«, stellte Gillian fest und lachte. »Der Mann hat das seinen Initialen zu verdanken, er heißt Herbert Nieswandt. Er ist schon ein paar Monate hier, macht mächtig Dampf und findet alles Mögliche unmöglich. Er macht sich die ganze Zeit übel bemerkbar, er kritisiert sogar, dass ein paar Leute in den Pausen runter unter die Bäume gehen, um diskret eine Zigarette zu rauchen. Er wünscht sich eine Stunde bei Ihnen.«
    »Sagen Sie ihm, das ist zu viel. Mehr als zwanzig Minuten sind nicht drin. Wann?«
    »Am besten jetzt. Dann haben Sie es hinter sich. Und anschließend Müller in Tripolis?«
    »Also jetzt«, seufzte Krause. »Und anschließend Müller.«
    Der Mann, der in sein Büro kam, war klein, hager und drahtig. Es war exakt der Typ, den Krause durchaus verächtlich Erbsenzähler nannte.
    Man konnte sich vorstellen, dass der Mann morgens gegen fünf Uhr aufstand, sich in einen hässlichen, aber teuren Trainingsanzug warf, um dann fünf Kilometer zu rennen. Anschließend würde er duschen, danach eine Scheibe Vollkornknäckebrot mit einem halben Glas Milch zu sich nehmen und peinlich genau darauf achten, jeden Bissen sehr lange und gründlich zu kauen, sodass ein gesunder Speichelfluss gesichert wurde, der wiederum den gesamten Tag beeinflussen konnte.
    Zwanghaft, dachte Krause. Vorsicht, zwanghaft!
    »Mein Name ist Herbert Nieswandt«, erklärte der Mann leise. »Wir sind uns vor Wochen kurz begegnet, als ich hier eingeführt wurde.«
    »Das ist schön«, dröhnte Krause. »Machen wir es uns doch bequem. Gillian, wir möchten bitte einen Kaffee. Und? Zufrieden hier mit uns?«
    »Ja, doch, im Großen und Ganzen schon.«
    »Gut«, sagte Krause. »Was kann ich denn für Sie tun?«
    »Ich hätte da ein paar Fragen, Herr Doktor«, sagte der Mann, den man hohle Nuss nannte. »Da ist ein Problemfeld, das ich nicht verstehe.«
    »Fragen Sie«, ermunterte ihn Krause. »Fragen sind das Salz des Lebens. Problemfelder wohl auch.«
    Sie setzten sich in die Sitzgruppe aus schwarzem Leder, und Gillian brachte ihnen den Kaffee. Sie warteten, bis sie gegangen war, dann sagte Krause: »Also, mein Lieber. Tun Sie sich keinen Zwang an.«
    »Wir haben da Agenteneinsätze, also das, was wir haushälterisch als AiE bezeichnen. Und Sie sind Chef der Operationen, Sie machen die Planungen, Sie legen die Dauer und die Wege fest.« Er machte eine kurze Pause und lächelte leicht. »Wenn ich das alles richtig sehe. Sie treffen die Entscheidung, Sie bestimmen, wie das läuft. Dabei entstehen hohe Kosten, außerordentlich hohe Kosten, wie ich meine. Könnte man diese Einsätze nicht stark verringern?«
    »Das könnte man nicht«, sagte Krause und dachte resigniert: Schon wieder einer, der das Rad neu erfindet! »Anders gefragt: Wie sollen wir Ihrer Meinung nach die hohen Kosten denn vermeiden?«
    »Wir
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