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Die goldene Barke

Die goldene Barke

Titel: Die goldene Barke
Autoren: Michael Moorcock
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verpflichtet war. Das Manuskript legte ich nie einem Verleger vor, und das Buch ist hier nur mit den kleinen Verbesserungen abgedruckt, die ein Verleger machen würde, wenn er ein Erstlingswerk angenommen hat. Wenn ich auch mit der Welt der SF und Fantasy vertraut war (ich hatte etliche Fanzines herausgegeben und war schon der Herausgeber von Tarzans Abenteuern gewesen), begann ich doch, mich für subtilere literarische Formen zu interessieren, und während ich dieses hier für den Druck vorbereitete, fragte ich mich, was aus meinem Werk geworden wäre, wenn E. J. Carnell (der Herausgeber von Science Fantasy und New Worlds ) nicht meine ersten Elric-Geschichten bestellt und mich so an den Anfang einer langen Laufbahn als Verfasser von Abenteuergeschichten gestellt hätte, die mindestens zwanzig phantastische Abenteuer und eine Reihe von SF-Romanen hervorbrachte. Einerseits bedaure ich, Zeit mit dem Schreiben von Büchern »vergeudet« zu haben, die meine Begabung, offen gestanden, nie sehr forderten; andererseits denke ich, daß mir die Lehrzeit als Volksschriftsteller gut getan haben muß. Ich eignete mir in der Schule der »Zauber- und Degengeschichten« ein paar gute Gewohnheiten und eine gewisse Disziplin an, auch wenn die Erzählungen manchmal nachlässig oder eilig niedergeschrieben wurden (aber nie mit Zynismus). Und ich gewann Freunde wie Leigh Bracke« (noch ein Einfluß) und Edmond Hamilton (der mich, als wir uns trafen und die Hände schüttelten, mit den Worten begrüßte: »Man nannte mich immer den Planetenknacker, aber Sie haben es noch weiter gebracht – Sie zerstörten das Universum!«), die beide vor kurzem starben und die mir sehr fehlen. Besonders Leigh hatte einen disziplinierten Erzählstil, an dem sich all die ein Beispiel nehmen sollten, die eine gute, phantastische Abenteuergeschichte zum besten geben wollen. Und ich glaube, ich hätte nicht die Begeisterung und Güte so vieler Leser kennengelernt, die immer noch schreiben und immer noch hoffen, daß ich mich »erweichen« lasse und weitere phantastische Abenteuer hervorbringe. Nach Gloriana habe ich mich für den Augenblick entschlossen, nicht mehr zu schreiben, weil ich spüre, es ist höchste Zeit, die Muskeln zu bewegen und nach neuen Aufgaben Ausschau zu halten. Ich liebe das Schreiben, aber ich kann nicht lange in einer bestimmten Art schreiben. Gattungsmäßig festgelegtes Schreiben ist zu begrenzt. Und die Leser und Schriftsteller verwechseln nur zu oft das Genre oder den Stoff mit der Form (deshalb ist auch SF »schwer zu definieren« – und zwar deshalb, weil es SF gar nicht gibt und deren beste Vertreter ganz verschiedene Formen einsetzen: Märchen, Abenteuerroman und so weiter). Ich denke, ich werde lieber im »heroischen« Stil schreiben, als in dem, den die meisten modernen Romanschriftsteller bevorzugen, die Erben der naturalistischen Schriftsteller, die (mit Ausnahme von Wells und einem oder zwei anderen) größtenteils vergessen sind: Pett Ridge, Arthur Morrison, Leonard Merrick und andere, deren Werk im Dokumentarischen auf angenehme Art stark war, während sich die Einbildungskraft als eher schwach erwies; doch die Form wird wahrscheinlich wechseln. Ich habe den Ehrgeiz, die »epische« Erzählung mit dem psychologischen Roman zu vereinen, wie das, scheint mir, meine Lieblingsschriftsteller aus der Epoche Victorias und Edwards so gut konnten (ich denke an Thackeray, Dickens, Meredith und Conrad). Grobe Allegorie muß so einem ironischen Naturalismus weichen.
    Die goldene Barke ist wie die meisten meiner späteren Abenteuergeschichten eine schlichte Allegorie. In allen meinen Büchern findet sich eine allegorische Ebene (oft ebenso schlicht), selbst wenn sie, oberflächlich betrachtet, prosaischer erscheinen. In den späteren tritt mehr und mehr die Ironie an die Stelle der Allegorie. Die Allegorie scheint vordergründig etwas Bestimmtes auszusagen, dahinter aber noch etwas anderes. Die Ironie gestattet dem Leser, mehrere Deutungen zu finden. Es kann keinen »Schlüssel« geben. In gewissem Sinn sind die Cornelius-Bücher – Breakfast in the Ruins , Gloriana – alle ironische Märchen. Dies Buch ist eher ihr Vorläufer als die Geschichten, bei denen es um erhabene Abenteuer, Hexenwesen und Rittertum geht, die meine frühe Laufbahn begründeten.

    MICHAEL MOORCOCK
    Ladbroke Grove
    Mai 1978

    Erstes Kapitel

    I n der Mitte der Stadt, an ihrem höchsten Punkt, befand
    sich die Kathedrale, in deren lichtlosen und
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