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Die goldene Barke

Die goldene Barke

Titel: Die goldene Barke
Autoren: Michael Moorcock
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welche die Bestandteile seines Problems (und seiner wirklich ziemlich komplexen Persönlichkeit) verteilt werden, damit sie sich vielleicht in einem dichteren Milieu auf den Anfang einer Lösung zubewegen.
    Man ist versucht, diesen Gedanken weiterzuverfolgen. Man kann zeigen, daß Die goldene Barke nicht nur ein Thema, sondern auch Personen, Ereignisse und Schauplätze vorwegnimmt, die in allen späteren Romanen wiederkehren. Wenn Tallow zum Beispiel ein wenig von Jerry Cornelius hat (ganz zu schweigen, wieviel von Frank), hat er auch einiges von Moonglum und Oladahn und von Jhary-a-Conel, jenem selbsternannten »offiziellen Gefährten von Helden«, und daß Moorcock es selbst weiß, wird auf den ersten Seiten seines Buches Gloriana deutlich, denn Tallow taucht nach fünfzehnjähriger Gefangenschaft in den Seelen anderer Personen wieder selbst auf, und zwar wird er als einer geschildert, dessen Schoßtier »eine kleine schwarzweiße Katze« ist. So wird sogar ein unaufmerksamer Leser hier einen Mann namens Slorm finden, obwohl er seinem Namensvetter in The Stealer of Souls überhaupt nicht ähnelt, und eine Stadt, die Melibone (sic) heißt. Das ist jedoch ein Spiel für Akademiker und läuft am Ende auf den Satz hinaus: »Schaut mal, Moorcock war Moorcock, als er Die goldene Barke schrieb!« Keine großartige Entdeckung, und ich meine, man kann das getrost den vielen nachsichtigen Kritikern der SF Foundation überlassen.
    Es ist ebenfalls nicht viel gewonnen, die kritische Arbeit darauf auszudehnen, welche Techniken hier verwendet werden. Sie sind nicht so verfeinert wie das Material, das sie in Szene setzen. Der Fluß wird als strukturelle Metapher eingesetzt, um den Handlungsfaden nicht abreißen zu lassen: Die aufeinanderfolgenden Episoden werden sozusagen auf ihm im Boot schwimmend erreicht. Die Metaphorik ist zum größten Teil die eines jungen Mannes: »Ihre Augen waren grün wie Schlamm.« Die Einflüsse zeigen sich unverhüllt. Als Tallow den verstoßenen Jungen in den Ruinen von Rimsho trifft, hören wir in ihrem schroffen, ungeschliffenen Gespräch Echos derer, die Muzzlehatch und der jugendliche Groan in Peakes Titus Alone führen (Peake hört man auch in den Namen von Nebenfiguren heraus).
    Aber schließlich handelt es sich um den ersten Roman: Nur die nie einen geschrieben haben, könnten in Abrede stellen, daß man ihn eigentlich als leidenschaftliches und nicht so sehr als ausgefeiltes Werk lesen sollte. Als er geschrieben wurde, entschieden sich seine Zeitgenossen für eine der Mannschaften in dem absurden Krocketspiel, welches das zwanzigste Jahrhundert soviel Kraft gekostet hat, indem sie, als sie aufgerufen wurden, mit »Rechts« oder »Links« antworteten. Wie wir sehen, entschied sich Moorcock, ein Mensch anstatt ein Mervyn Jones, ein Mann anstatt ein Kingsley Amis zu sein, und er machte sich daran, den unterhaltsamen, einfühlsamen Anar chismus zu schmieden, welcher der Cornelius-Sequenz das Gerüst gibt. Die Betroffenheit, die zur Geburt von Mrs. Cornelius führte, teilt sich auch ihrem Tod mit, und sie selbst wurde in der Goldenen Barke geboren. Moorcocks leidenschaftlicher Glaube gilt der Menschheit und dem Individuum. Dieses Buch ist eine Bitte, beide mögen sich dem Druck widersetzen, der sie gewöhnlich und abhängig von Institutionen machen will. Man sollte es wegen seiner Schrecken, die an Goya erinnern, wegen seiner Augenblicke voller Erbarmen und seiner endgültigen Absage an den Zynismus lesen.
      … (Tallow) verzieht die Lippen zu einem Lächeln, und sein schlauer Kopf legt sich ruckartig zur Seite.
    »Ich kenne die Wahrheit«, sagt er. »Ich kenne sie. Und ich brauche die Barke nicht. Mir fehlte es nicht an Mut, ihr zu folgen. Ich brauche die Barke nicht mehr. Sie hat mir beigebracht, was ich wissen wollte. Ich habe jetzt keine Wünsche mehr, keine Sehnsucht. Ich bin endlich frei von ihnen. Ja, schließlich triumphiert Tallow. Und die Barke hat ihren Zweck erfüllt.«
    Eine kleine, beinahe unhörbare Stimme in ihm sagt immer wieder: Du hast nicht recht.

    Einführung des Autors

    Das war der erste Roman, den ich vollendete. Es war 1958, als ich sehr stark von Mervyn Peake und (wenn auch sehr viel weniger deutlich) Bertolt Brecht fasziniert war, meinen großen zeitgenössischen Helden. Dieser Roman hat fast keine Ähnlichkeit mit dem Roman The Eternal Champion , den ich früher angefangen und aufgegeben hatte, der mehr früherer Begeisterung für Haggard, Burroughs und Howard
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